Gut eine Milliarde für Chipstandort Sachsen Der Speicherchiphersteller Globalfoundries plant in diesem Jahr hohe Investitionen in Dresden und hält ?Silicon Saxony? nach dem Aus von Qimonda am Leben. Die Branche schöpft neue Hoffnungen: 2010 könne deutlich besser laufen als das Vorjahr, so die Erwartung.
DRESDEN. Vom Vorzeigeprojekt deutscher Industriepolitik zur Resterampe: Beim früheren Chiphersteller Qimonda, ehemals einer der Leuchttürme am Halbleiter-Standort Dresden, wird alles verscherbelt, was Geld bringt. Zimmerpflanzen für bis zu zehn Euro oder Büromöbel bietet der Sonderpostenmarkt ?Qimonda Dresden Sale? im früheren Werk feil. Der Chipproduzent ist seit Anfang 2009 in Insolvenz, ohne Chance auf eine Wiederauferstehung.
In der sächsischen Landeshauptstadt keimt dagegen neue Hoffnung, dass ?Silicon Saxony?, wie sich der Standort gerne in Anlehnung an das kalifornische ?Silicon Valley? nennt, doch noch eine Zukunft hat: Nicht weit weg von Qimonda, am Stadtrand von Dresden, will der Speicherchip-Dienstleister Globalfoundries in diesem Jahr gut eine Milliarde Euro in sein Dresdener Werk investieren. Vorstandschef Doug Grose sagte bei einem Besuch des deutschen Standorts, das Unternehmen werde weltweit etwa 2,5 bis 2,7 Milliarde Dollar in seine Werke pumpen, ?den Großteil? davon nach Dresden, vor allem in die Entwicklung neuer Technologien und den Ausbau der Kapazität.
Erst mal keine neuen Arbeitsplätze
Eine nennenswert hohe Zahl neuer Arbeitsplätze ist mit der Investition zwar vorerst nicht verbunden. Aber immerhin: Dresden soll, so sagt es Grose immer wieder, für ?leading edge? zuständig sein, also die jeweilige Spitzentechnologie schaffen. ?Wir werden zu einer wirklichen Kraft in der Industrie?, ist der Amerikaner überzeugt. Ein Grund: Das Unternehmen schöpft berechtigte Hoffnung aus der Fusion mit dem Konkurrenten Chartered Semiconductors, der nach Angaben von Grose über einen Stamm von 150 Kunden verfügt.
Unlängst erst gewann Globalfoundries mit Qualcomm, einem US-Hersteller von Drahtlos-Produkten, einen Großkunden. Vor wenigen Tagen folgte ein Joint Venture mit dem japanischen Zulieferer Toppan Photomask. ?Einige neue Kunden? kämen bald hinzu, so Grose. In ?30 bis 60 Tagen? gebe es Neuigkeiten.
Derzeit sind im Dresdener Werk rund 2 600 Mitarbeiter beschäftigt, davon 700 Ingenieure. Jüngst wurden weitere 70 eingestellt. Globalfoundries wurde im März 2009 als Joint Venture gegründet und ist eine 65,8-prozentige Tochter der staatlichen Advanced Technology Investment Company (ATIC) aus Abu Dhabi, die nun vom US-Chiphersteller AMD den restlichen Anteil übernehmen will. Probleme mit den Wettbewerbsbehörden erwartet die Unternehmensleitung nicht.
Branchennetzwerk sieht gute Erholung nach Aus für Qimonda
?Wir kommen gestärkt aus der Krise?, betont Grose im Gespräch mit dem Handelsblatt. Für Dresden seien das ausgezeichnete Nachrichten, sagt Udo Nothelfer, Vizepräsident von Globalfoundries und General Manager der früheren AMD-Produktionsanlage in Dresden: ?Wir fangen einiges von dem Druck auf Silicon Saxony auf.?
Nach dem Aus von Qimonda hätten sich ?neue Achsen und Kooperationen? gebildet. Der Standort mit seinen engen Verbindungen zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen wie dem Fraunhofer Institut und den Universitäten ziehe international Kunden an. ?Wir haben uns geschüttelt und sind wieder aufgestanden?, sagt Nothelfer.
Ähnlich sieht man das beim Branchennetzwerk Silicon Saxony. ?Für den Standort war der Wegfall von Qimonda ein einschneidendes Erlebnis?, sagt Helmut Warnecke, Geschäftsführer bei Infineon in Dresden und Vorstandsmitglied im Branchennetzwerk. ?Aber die Erholungsphase danach hätte bisher nicht besser laufen können.? Die Lage habe sich deutlich verbessert, und die Nachfrage nach Chipprodukten etwa für den Kfz- und den Mobilfunk-Sektor sei erheblich gestiegen. Infineon Dresden ist laut Warnecke hervorragend ausgelastet. Und: ?Wir erwarten ein sehr positives Jahr 2010, bezogen auf das Vorjahr.?
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/...-sachsen;2518154 ----------- ?Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.?
Curt Goetz
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