Frankfurt/Main (dpa) - Der französische Autobauer Renault kommt spät in den Wachstumsmarkt China, will sich vom Vorsprung der Konkurrenz aber nicht entmutigen lassen. In diesem Jahr dürfte Renault etwa 25 000 Fahrzeuge im Reich der Mitte verkaufen, mehr als doppelt so viele wie 2010, sagte Renault-Manager Carlos Tavares, der bei dem Autokonzern für das operative Geschäft zuständig ist, am Dienstag auf der Automesse IAA in Frankfurt. Aktuell sei das Ziel, bis 2013 auf etwa 100 Händler in China zu kommen. Es gebe erste Gespräche mit den Behörden über ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem chinesischen Hersteller.
Zum Vergleich: Der deutsche VW-Konzern verkaufte in China im vergangenen Jahr gut 1,9 Millionen Fahrzeuge. Auf die Frage, ob Renault den gewaltigen chinesischen Automarkt nicht zu spät ins Visier nimmt, sagte Tavares: «Besser später als nie.»
Während der Markt in Westeuropa stagniert, versucht Renault wie andere Autobauer, vom Wachstum in Ländern wie Russland, Brasilien oder China zu profitieren. Aktuell werde bereits 45 Prozent des Geschäfts außerhalb Europas gemacht, sagte Tavares. 2015 dürfte es mehr als die Hälfte sein.
Ungewöhnlich scharf ging Tavares den deutschen Konkurrenten VW an. «Volkswagen versucht aggressiv, Marktanteile zu gewinnen», auch durch Preisnachlässe, sagte er. Das sei Renault etwa in der Golf-Klasse in Frankreich aufgefallen. «Wir machen da nicht mit», sagte er. Die Folge könne sinkende Profitabilität für alle Hersteller sein.
Obwohl Renault die Führung bei Elektroautos anstrebt und mit rund vier Milliarden Euro soviel in sie investiert wie kein anderer Hersteller, hält sich Tavares bei Verkaufsprognosen bedeckt. Renault werde keine Schätzungen abgeben, um keinen Druck auf die Teams zu erzeugen. «Es ist ein strategischer Schritt.» Renault will demnächst mehrere Elektromodelle auf den Markt bringen.
Tavares hatte in seinem vorherigen Job die Markteinführung des Elektroautos Nissan Leaf in den USA begleitet. Er war im Mai vom japanischen Partner Nissan auf den Posten des operativen Geschäftsführers bei Renault gerückt, nachdem sein Vorgänger Patrick Pelata nach dem Skandal um vermeintliche Industriespionage seinen Hut genommen hatte. Renault hatte mehrere ranghohe Manager bezichtigt, Konkurrenten mit Informationen versorgt zu haben, musste die Vorwürfe später aber zurücknehmen. # Der weite Weg ins Elektro-Zeitalter
Von Stefanie Koller und Heiko Lossie, dpa Frankfurt (dpa) - Es ist vor allem eine Reise in die Zukunft: Aufwendig und pompös präsentieren zahlreiche Unternehmen vom Autobauer bis zum Energieversorger auf der Automesse IAA ihre Fortschritte und Visionen in Sachen Elektroauto. Der Weg von den Frankfurter Messehallen raus auf die Straße ist kurz - und doch so weit. Von den derzeit 42,3 Millionen beim Kraftfahrt-Bundesamt registrierten Autos sind nur 2300 Elektrofahrzeuge.
«Bei den Absatzzahlen spielen diese Fahrzeuge noch gar keine Rolle. Das ist quasi ein Rundungsfehler in der jährlichen Bilanz», sagt der Autoexperte Stefan Bratzel. Der Autoexperte des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Gerd Lottsiepen, sagt: «Die Einführung von Zukunftstechnologien wurde in Deutschland völlig verschlafen.» Die Autohersteller setzten weiterhin auf «Autokonzepte von vorgestern». Sie verdienten immer noch vor allem mit spritdurstigen Luxuslimousinen das meiste Geld.
Nach der Anfangseuphorie mache sich bei vielen Autofahrern Ernüchterung breit, sagt Bratzel. Sie sehen die Elektroautos zwar in Messehallen oder auf Hochglanzbildern, aber kaum auf der Straße und in Autohäusern. «Langsam erkennen auch die Kunden, dass das A nicht so schnell geht und B erst einmal eine teuere Angelegenheit ist.»
Hinzu komme Verunsicherung. Eine wichtige Frage: Wie weit kann ich mit einem E-Auto überhaupt fahren? Es ist unklar, wie viele Menschen in Deutschland sich tatsächlich vorstellen können, ein Elektroauto zu kaufen. Zwar gibt es zahlreiche Befragungen, die Ergebnisse gehen aber mitunter weit auseinander. 69 Prozent der Bundesbürger könnten sich vorstellen, ein E-Auto zu kaufen, ergab eine Umfrage im Auftrag des IT-Branchenverbandes BITKOM. Der Mineralölkonzern Aral befragte dazu Autofahrer und kam auf nur 28 Prozent. Die deutschen Unternehmen gehen einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge von einem Durchbruch für E-Autos 2021 aus.
In Anbetracht des Aufpreises für Stromer denken derzeit der Aral-Studie zufolge aber nur 0,3 Prozent der Befragten tatsächlich über den Kauf eines Elektroautos nach. Denn ausgeben wollen die Kunden der Studie zufolge im Schnitt 22 300 Euro für ein E-Auto - deutlich weniger als für die aktuellen Modelle auf dem Markt bezahlt werden muss. «Momentan kostet ein Elektrofahrzeug doppelt oder sogar dreimal so viel wie ein Fahrzeug mit konventionellem Antrieb aus einer vergleichbaren Klasse», sagt Bratzel. «Die Kunden sind in der Breite sicherlich nicht bereit, diese Mehrkosten zu tragen.»
Der Preisexperte Rainer Meckes von Simon-Kucher & Partners sagt: «Die Leute werden bereit sein, bis zu 5000 Euro mehr zu bezahlen, wenn ihre Gesamtrechnung dahinter sehr gut aufgeht.» Er könne sich vorstellen, dass dies noch vor 2020 gelinge. Die Erfahrung zeige, dass Kunden nicht vor höheren Kaufpreisen zurückschreckten, wenn die Vorteile für den Unterhalt überwiegen.
Schneller, weiter, billiger heißt also die Devise. «Die Hersteller müssen zuallererst die Kosten runterbringen, vor allem die der Batterie. Da haben wir natürlich ein Henne-Ei-Problem, sie müssen hohe Stückzahlen erzielen, um die Kosten zu drücken», sagt Bratzel. Eine gute Möglichkeit dafür sehen viele Autobauer und Zulieferer in Kooperationen.
«Die Automobilhersteller in Deutschland strengen sich im Moment sehr an, um in den nächsten ein bis zwei Jahren Serienprodukte auf die Straße zu bringen», sagt Bratzel. Besonders viel Erfahrung habe Daimler gesammelt.
So sind es auch die Stuttgarter, die mit einer Kampfansage an die Konkurrenz aufhorchen lassen. Der Elektro-Smart, der im Frühjahr auf den Markt kommt, ist schon für knapp 16 000 Euro netto für die Kunden in Deutschland zu haben - plus monatlich 60 Euro netto Mietkosten für die teure Batterie. Auch wer die Batterie mitkauft, zahlt weniger als 20 000 Euro. 2012 soll eine fünfstellige Zahl der E-Smarts vom Band rollen.
Eine entscheidende Frage ist außerdem: Wo kommt überhaupt die Energie her? «Elektromobilität macht überhaupt nur Sinn, wenn der Strom aus regenerativen Energien erzeugt wird», sagt Bratzel. Experte Meckes sieht hier ein großes Problem: Sonnen- oder Windenergie allein reichten derzeit nicht aus, sagt der Berater. Es sei nur Zukunftsmusik, dass regenerative Energien wie Wind, Sonne oder Wasser herkömmliche Energiequellen wie Atom-, Kohle oder Gaskraft ersetzen.
«Ein bisschen Wirklichkeit ist bei der Elektromobilität aber jetzt dadurch eingekehrt, dass zumindest einige Hersteller - allerdings nicht die deutschen - Serienmodelle im Angebot haben», sagt Bratzel. «Das Spiel wird wirklich auf lange Sicht gespielt. Wir sind einen kleinen Schritt weiter, aber es gibt noch ein ganzes Stück zu laufen.» # dpa-Notizblock ## Internet - [Studie BITKOM](http://dpaq.de/RZ0Ni) - [Studie Aral](http://dpaq.de/oavHf) - [Studie Ernst & Young]( dpaq.de/fahx3) - [E-Auto-Neuzulassungen Kraftfahrtbundesamt]( dpaq.de/tQSqr) - [Daimler auf der IAA]( dpaq.de/w5T2W) - [Infos zum E-Smart]( http://
http://www.greenpeace-magazin.de/...=de07b5193ca4563a12fc49ebd0a9b024 ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber...
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