| | Visa-Affäre ?... oder meine Fehler als Minister?
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15. Februar 2005 Außenminister Fischer (Grüne) hat bekräftigt, daß er in der Visa-Affäre die persönliche Verantwortung übernehmen wird. ?Wenn ich Fehler gemacht habe, werde ich dafür gerade stehen?, sagte Fischer am Dienstag in Berlin. Der Minister will sich allerdings erst im Untersuchungsausschuß des Bundestages dezidiert zum Vorwurf des massenhaften Mißbrauchs von Einreisevisa äußern. Die Union will Fischer schnellstmöglich als Zeugen in das parlamentarische Gremium laden.
Die zentrale Frage in der Visa-Affäre sei, wann habe er Bescheid gewußt, sagte Fischer. Dazu werde er im Ausschuß konkret Position beziehen. ?Ich bin im Ausschuß zur Wahrheit verpflichtet und daran werde ich mich halten.? Das Auswärtige Amt hatte zuvor Vorwürfe zurückgewiesen, Fischer habe nach Bekanntwerden über den Mißbrauch der Reiseschutzpässe nicht umgehend reagiert. Schon den ARD-?Tagesthemen? hatte Fischer am Montag abend gesagt: ?Ich stehe zu den Fehlern, die gemacht wurden. Es sind Fehler des Hauses oder meine Fehler dann als Minister. Das gilt für mich.? Union: Mehr Fragen als Antworten Die Union hofft, den Außenminister schneller als bisher beabsichtigt im Untersuchungsausschuß vernehmen zu können. Der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Volker Kauder (CDU), sagte, Fischers Erklärung habe mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. ?Die Aussage war an Banalität nicht zu übertreffen.? Ursprünglich strebte die Union eine Zeugenvernehmung Fischers erst in der zweiten Jahreshälfte an. Nach Worten Kauders ist auch eine Vernehmung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) nicht auszuschließen. Auch Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) solle als Zeugen geladen werden. ?Fischer sagt nicht die Wahrheit? CSU-Landesgruppenvorsitzender Michael Glos warf Fischer vor, die Verantwortung in der Affäre auf seine Beamten zu schieben und sich so freisprechen zu wollen. Der CDU-Obmann im Visa-Untersuchungsausschuß, Eckart von Klaeden, sagte am Dienstag, wenn Fischer behaupte, sich mit der Affäre erst in der Vorbereitung auf den Ausschuß beschäftigt zu haben, sage er nicht die Wahrheit. Man wisse beispielsweise von Aussagen von Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes in Strafverfahren gegen Schleuser, daß Fischer an Besprechungen zur Vorbereitung des Visa-Erlasses teilgenommen habe, fügte der CDU-Politiker hinzu. Auch habe das Thema auf der Tagesordnung des Bundeskabinetts gestanden und sei in Briefen von Schily an Fischer angesprochen worden. ?Für diese Koalition zu wichtig? Klaeden rechnete allerdings nicht mit einem Rücktritt Fischers im Zuge der Affäre, auch wenn Minister ?schon aus wesentlich geringeren Anlässen zurückgetreten? seien. Seiner Ansicht nach wird der Minister ?im Amt bleiben, weil er für diese Regierung, für diese Koalition einfach zu wichtig ist?. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth warf der Union vor, ihre Partei mit ?infamen Diffamierungen? diskreditieren. Sie gestand allerdings ein, daß das Auswärtige Amt zu spät auf Warnungen vor einem Visa-Mißbrauch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew reagiert habe. ?Fischer hat bedauert, daß es zu Zeitversäumnissen gekommen ist?, sagte sie. Mit dieser Frage müsse sich nun der Untersuchungsausschuß beschäftigen. Höhn: Fischer hat genug getan Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) betonte, Fischer habe für die Vorfälle bereits die politische Verantwortung übernommen. Auch seien die Mißstände abgestellt. Für weitere Fragen gebe es den Untersuchungsausschuß, vor den Fischer schnell geladen und befragt werden könne. Schleswig-Holsteins Grünen-Spitzenkandidatin Anne Lütkes sagte, Fischer müsse ?erklären, wie sein Haus mit der Visa-Affäre umgegangen ist, aber das tut er?. Auch stehe er ?für eine menschengerechte Außenpolitik weltweit?. Das solle man ?nicht durch Kampagnen herabwürdigen?. ?So dicke ist das alles gar nicht? Für die SPD nahm ihr Parlamentarischer Fraktions-Geschäftsführer Wilhelm Schmidt den Außenminister vor der Oppositionskritik in Schutz. Fischer habe zu der Affäre ?das gesagt, was gesagt werden mußte?, sagte Schmidt. Wer jetzt schon zu Vorverurteilungen komme und glaube, Fischer müsse vielleicht sein Amt aufgeben, solle erst einmal die Fakten auf den Tisch legen. ?So dicke ist das alles gar nicht?, betonte Schmidt. Text: FAZ.NET mit Material von AP, dpa und Reuters Bildmaterial: picture-alliance/ dpa/dpaweb
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