ich habe mir sehr viele Gedanken zu Volkwagen und zu meinen Börsenengagements gemacht. An der Börse muss man kaufen, wenn die Kanonen donnern. Nur wenn das Risiko greifbar und real ist, sind die Kurse günstig. Nachdem Bayer im Jahr 2001 sein Medikament Lipobay vom Markt nehmen musste, weil zahlreiche Todesfälle auf dieses Medikament zurückzuführen waren, hatten die Anleger Angst vor Schadenersatzforderungen und vor Sammelklagen in den USA. Die Aktie wurde von fast 60? auf 10? nach unten durchgereicht (verstärkend wirkte die generell schlechte Börsenverfassung). Heute steht die Bayer-Aktie bei 114?. Das Risiko bei Bayer war real, aber letzten Endes bezahlte Bayer "nur" knapp über 1 Milliarde US-Dollar an Schadensersatz.
Warren Buffett kaufte American Express nach einem Bilanzskandal mit einem beträchtlichen Anteil seines Vermögens. Er ging Risiken ein als sie hoch waren und kaum jemand anders sich traute zu kaufen.
Ich habe eine klare Vorstellung über die Zukunft von Volkswagen. Der General Motors Zündschloss-Skandal ist ein guter Vergleich 1. Die Kosten für eventuelle Rückrufaktionen dürften tragbar sein. Anfang des Jahres musste General Motors 12,8 Millionen Fahrzeuge wegen defekter Zundschlösser zurückrufen. Die veranschlagten Kosten dafür liegen nach Informationen, die ich gefunden habe, bei 1,5 Milliarden USD. 2. Die defekten Zündschlösser von General Motors sind für 84 Todesfälle (man findet hier verschiedene Angaben) verantwortlich. Die Fehler waren bei General Motors bekannt und erst viel zu spät wurde reagiert. Dieses Vergehen ist nach meinem Empfinden viel schlimmer als bei Volkswagen. Mit den Justizbehörden einigte sich General Motors auf eine Strafzahlung in Höhe von 900 Mio. USD.
Der Zündschloss-Skandal bei General Motors, der vielen Menschen das Leben gekostet hat, hat für General Motors weder zu einem langfristigem Image-Problem geführt, noch waren die Strafzahlungen sonderlich hoch. Warum sollte der Fall bei Volkswagen grundsätzlich anders ablaufen?
Mein Szenario für Volkswagen ist, dass in 3 Jahren so gut wie niemand mehr über diesen Skandal sprechen wird. Volkswagen wird eine Strafzahlung bekommen. In vielen Expertenkommentaren lese ich Zahlen von rund einer Milliarden USD. Die Rückstellung in Höhe von 6,5 Mrd. ?, die Volkswagen im dritten Quartal durchführen wird, könnte den Schaden realistisch treffen.
Wenn ich langfristig als Börsianer hohe Renditen erzielen möchte, müsste ich jetzt eigentlich meine Position auf eine sechsstellige Größe ausbauen, denn ich habe ein klares fundamentales Szenario und eine klare Einschätzung. Warum ich mich das nicht traue, ist eine Sache, die mich gerade beschäftigt.
Fazit: Ich werde meine Position erst einmal behalten.
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