Wie man sich fühlt, wenn man Millionen verbrannt hat, weiß der Ex-Broker Nick Leeson genau. Er initiierte vor sieben Jahren einen ähnlichen Skandal wie ihn jetzt der britische Devisenhändler John Rusnak heraufbeschwört. Leeson: "Man denkt an Selbstmord".
London/Dublin - "Ich weiß was das für ein Gefühl ist, als ob man in den Lauf eines großkalibrigen Gewehrs schaut" - Ex-Devisenhändler Nick Leeson crashte 1995 mit riskanten Devisengeschäften und leitete damit den Zusammenbruch der britischen Barings Bank ein. Für ihn ist das, was gestern über den Broker John Rusnak bekannt wurde, "wie ein Deja Vu". Und ausserdem ein Ereignis, dass den Ex-Häftling (sechseinhalb Jahre) und Psychologie-Studenten wütend macht.
Die irische Allied Irish Bank (AIB) hatte gemeldet, dass der Devisenhändler Rusnak die amerikanische AIB-Tochter Allfirst Financial Inc. in Baltimore (Maryland) vermutlich um 750 Millionen Dollar betrogen habe. Er wird nach einem Bericht der BBC inzwischen vom FBI verhört. Die Bankenwelt hat nach Ansicht von Leeson nichts dazugelernt. In einem BBC-Interview sagte Leeson, der AIB-Betrugsfall zeige, dass in der Bankenwelt immer noch "Inkompetenz und Fahrlässigkeit" an der Tagesordnung seien.
Der Analyst Eamonn Hughes von ABN Amro sagte, der Fall "hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können, nachdem die Anleger beunruhigt sind über Bilanzunregelmäßigkeiten und schwache interne Kontrollen." Damit verwies Hughes auch auf den Fall Enron. Der Konzern hatte Schulden in Milliardenhöhe lange unter dem Hut gehalten und möglicherweise unter Einschaltung des Unternehmensberaters Andersen Bilanzen gefälscht.
Ex-Broker Nick Leeson sagte, der einzige Unterschied zu seinem Börsenbetrug in Höhe von 850 Mio Pfund (1,4 Mrd Euro) sei, dass die irische Bank den Schaden vermutlich überstehen könne. Wie er, sei auch Rusnak von "relativer Obskurität zum Starhändler" aufgestiegen, sagte Leeson.
Er habe dann immer mehr Risiken auf sich genommen und schließlich die Kontrolle verloren. Die Frage sei, warum er nicht vom Management gestoppt worden sei.
Auch an Selbstmord gedacht "Am Ende wird Rusnak dasselbe grausame Gefühl beschlichen haben, das ich damals hatte, dass alles vorbei ist, das Spiel beendet", sagt Leeson. "Er wird seit Monaten gewußt haben, dass das Ende seiner Karriere nur schwer aufzuhalten war." Unter solchem Druck könne es leicht passieren, dass jemand seine Risiko-Bedenken über Bord werfe und auf den ganz grossen Coup setze. Als in seinem Fall "nichts mehr ging", sei eine "große Furcht" in ihm aufgestiegen und er habe über Selbstmord nachgedacht.
Leeson kritisierte, dass die Controller der AIB nicht schon viel früher in die Geschäfte von Rusnak eingegriffen hätten. Nach einer Reuters-Meldung ist nicht klar, ob sich John Rusnak, der als Familienmensch und gesellig galt, möglicherweise einen Teil des von ihm verwalteten Vermögens in die eigene Tasche gewirtschaftet habe. Rusnaks Anwalt erklärte, diese Vorwürfe
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