Gestern ist Herr X wieder gekommen. 45 Jahre alt. 1,86 groß und 52 Kilo schwer. Man könnte theoretisch eine eine Zeitung durch seinen Körper lesen, wenn man sie hinter seinen Rücken halten würde. Macht natürlich keiner. Herr X hat tiefe in den Augenhöhlen liegende angsterfüllte Augen. Er weiß, dass er Weihnachten mit Sicherheit nicht mehr erleben wird. Bis jetzt hat er sich immer selbst versorgt, aber nun muss er sich mit dem Gedanken anfreunden, dass er Hilfe braucht. Und das ihm, der doch immer so cool war. Hat mit 14 angefangen zu rauchen, weil es eben so chic war. Da gehörte man eben zu den Leuten, die stark waren, die auch mal in der Schule blau gemacht haben. Irgendwie gehörte man eben dazu. Ein tolles Gefühl. Dann entdeckte er seine Leidenschaft für den grafischen Beruf. Hatte auch viel Stress. Saß nächtelang am Computer. Ohne Zigaretten ging da gar nichts. Da konnte er einfach nicht denken. Die besten Ideen hatte er eben, wenn er sich auf seinen Glimmstengel konzentrierte und damit kam der Erfolg. Ohne Zigaretten undenkbar. Manchmal rauchte er Tag nur zwei Packungen manchmal auch drei bis vier. Seine Kollegen kannten ihn nur rauchend. Das war eben Herr X. Niemand störte sich dran. Vor einem Jahr dann bekam Herr X so einen komischen Husten. Hat man ja im Winter. Tjaja Raucherhusten... höhnten die Kollegen. Herrn X störte das nicht so. Er arbeitete weiter und hatte weiter großen Erfolg. Aber dann entdeckte er so einen komischen Knubbel am Hals, der von Tag zu Tag wuchs. Außerdem schwitzte er Nachts neuerdings immer so heftig. Dabei war es doch gar nicht so warm draußen. Das fand Herr X komisch und ging zum Arzt. Der war höchst besorgt und schickte ihn direkt in die Uniklinik. Dort wurde Herr X ins CT geschoben. Dort wurde festgestellt, dass Herr X Lungenkrebs im schlimmsten Stadium hatte. Er war komplett durchmetastasiert. Und ich sage Euch, es ist ein Wunder, dass er bis heute überlebt hat.
Übrigens ist/war Herr X ein sehr guter Grafiker. Ich garantiere Euch: Jeder von Euch kennt seine Plakate, oder die Werbung, die er entworfen hat. Jeder hat sie schon einmal gesehen. Irgendwo.
November ist erfahrungsgemäß der Sterbemonat in den Kliniken. Ich werde es Euch wissen lassen, wann Herr X gestorben ist.
Haltet weiter durch.
|