Einer meiner größten Anfängerfehler bestand bis ca. Ende 2020 darin, mit viel zu hohen Beträgen an neue Käufe heranzugehen.
Mit der Eröffnung eines Zweitdepots bei der Trade Republic eröffnete sich dann aber die Option, auch Aktien planmäßig zu besparen. Davon mache ich mittlerweile regen Gebrauch - etwa bereits hoch im Kurs stehenden Titeln, um so dennoch zumindest einen Fuß in deren Tür zu bekommen.
Was sich auch geändert hat ist, daß ich mir für Einzelaktienkäufe mittlerweile ein Limit von ?3k setze. Da ich die Stücke gern auf "volle Fünfer" (5, 10, 25, 50, 75, 100 etc.) auf- bzw. abrunde, kann es aber vorkommen, daß dieses Limit auch mal über- oder unterschritten wird.
Zudem tendiere ich bei Einzelkäufen nun zu einem vorsichtigeren Einstieg; meist in 2 Tranchen. Zwar verdoppelt das die Ordergebühren, die bei der DKB immerhin ?10 pro Kauf ausmachen (je nach Börse auch etwas mehr). Doch das sind Peanuts angesichts dessen, was die betreffenden Titel auf Dauer an Kurs zulegen bzw. an Dividende zurückspülen (sollen). Vor allem aber stehen sie in keinem Verhältnis zu etwaigen Verlusten infolge unvorhersehbarer Marktkorrekturen - oder zu den Gewinnen, die sich durch einen dann erst erfolgenden Nachkauf evt. ermöglichen lassen.
Auch wenn's noch so schwerfällt: Ist der Zielbestand einmal erreicht, kaufe ich mittlerweile nicht mehr nach. Auf Sicht von 10 oder mehr Jahren stehen abgestürzte Einzelwerte (hoffentlich) eh wieder ganz woanders und falls nicht, bleibt der Verlust wenigstens im Rahmen. Solange zumindest die Dividenden munter weiterlaufen, sitze ich das schlicht aus.
Stattdessen richtet meine Aufmerksamkeit sich auf jene Titel, deren Zielbestand und -dividende noch nicht erreicht sind, weil die zweite Tranche noch aussteht. Also habe ich das Depot kurzerhand auf "Einstiegspreis" sortiert und alle Titel rausgesucht, bei denen der bisher unter ?2.5k geblieben ist.
In einem ersten Schritt wurden dann die Aktiensparpläne rot und mit "TR" markiert - sie bleiben für die weitere Betrachtung natürlich außen vor. Kirkland Lake Gold, Vistry Group und Aurelius seit Erstkauf ordentlich gestiegen. Zu den aktuellen Kursen möchte ich hier nicht nachlegen, sondern warte lieber - zur Not auch jahrelang - auf eine günstigere Gelegenheit dazu. CK Hutchison Holdings ist auch ganz gut gelaufen bisher, hat aber im Rahmen der chinesischen Marktturbulenzen jetzt auch ein wenig die Flügel gestreckt. Da meine Zieldividende bereits mit dem Einstiegsbestand erreicht ist, warte ich hier auf eine größere Korrektur - ansonsten bleibt es beim Status quo.
Doch bei der Noratis AG möchte ich nicht länger zuwarten. Wenn alles gutgeht, winkt hier im kommenden Jahr ein Kursanstieg auf bis zu ?30. Womöglich wird auch die Dividende (aktuell ? 0,50 per Aktie) noch erhöht. Experten sagen dem deutschen Immobilienmarkt noch auf Jahre stetiges Wachstum voraus. Auch wenn Noratis sich ganz bewußt nicht auf Spitzenlagen konzentriert erscheint mir das Konzept, gezielt heruntergekommene Objekte (z.B. stillgelegte Kasernen, etc.) in Randlagen zu kaufen, wieder herzurichten und sie dann sogar erst noch den Mietern zum Kauf anzubieten, ehe sie dafür auf den freien Markt kommen, nicht nur nachhaltig, sondern auch relativ sozial.
Ich möchte diese Aktie - und damit den Immobiliensektor - in meinem Depot jetzt höher gewichtet sehen. Daher habe ich übers Wochenende eine Nachkauforder getätigt und hoffe, daß die gleich morgen früh ausgeführt wird. Immerhin hat der Kurs seit Erstkauf gerade mal soviel nachgegeben, daß ich im Erfolgsfall beide Ordergebühren glattstreiche - Kleinvieh macht auch Mist, gell?
Ein wenig inkonsequent ist das zwar insofern, daß dieser Nachkauf den Cashmeldebestand erneut herausfordert. Doch dank der mittlerweile laufend eintrudelnden Dividenden und weil ich immer noch im "Corona-Mode" lebe und so gut wie nichts mehr fürs Reisen, Ausgehen, Kleidung, etc. ausgebe wird soviel angespart, daß er bis Jahresende wieder ins Lot zurückkommt. Zudem kostet mich das Cash neben Verzicht auf Dividenden auch jährlich über 2% an Inflation. Angesichts der Solidität von Noratis schätze ich das Verlustrisiko fürs Nichtstun schlicht höher ein als das Börsenrisiko. Ergo die Entscheidung: Kaufen.
Was Kirkland, Vistry, Aurelius und CK Hutchison betrifft, so können diese Titel einfach weiterlaufen wie gehabt. Auf Sicht von 5-10 Jahren wird sich schon noch eine Nachkaufgelegenheit ergeben ohne den Cash-Meldebestand herauszufordern damit. Ergo die Entscheidung: Halten.
Mit Einzelaktienkäufen ist dann aber auch erst mal gut. Sollte es einen Jahrhundercrash geben, werde ich das Cash dafür nutzen. Aber bleiben wir mal optimistisch - dann wird das Cash mir bis 2026 auf jeden Fall noch für Ausgaben nützlich werden, die dann zum Vorbereiten des Ruhestands anfallen. Daher werde ich auch zusehen, den Meldebestand so rasch wie möglich wieder herzustellen und es im Idealfall auch noch etwas anzureichern - auch wenn es bei der DKB nur noch Minizinsen dafür gibt, die eigentlich keine Rede mehr wert sind.
Stattdessen werden in den kommenden Monaten die Sparpläne fleißig bedient, zum Teil mit Sonderraten. Vor Jahresende wird das Depot nochmal auf mögliche Anpassungen überprüft. Auch die kommenden Jahre werde ich weitgehend in ETFs, Fonds und AIFs und weniger in bis gar nicht mehr in Einzelaktien investieren. Bis 2026 werden so auch die für diese Anlageklasse gesteckten Ziele (hoffentlich) erreicht. Wie es dann weitergeht, ist noch nicht abschließend geklärt; Visionen habe ich aber zumindest schon mal im Hinterkopf.
Soweit also mein ganz persönlicher "5-Jahres-Plan". IMO sollte man immer mal wieder in sich reinspüren und übeprüfen, was man eigentlich will. Mein Lebtag habe ich mir stets klare und realistische Ziele gesetzt. Natürlich läuft das Leben nicht immer nach Plan: Krankheit, Tod, Kometeneinschlag, Vulkanausbruch oder Flutkatastrophe in der Eifel, WW2-Bombenfund unterm Haus, WW3, etc. könnten ein ganzes Lebenswerk jederzeit binnen Minuten zunichte machen. Aber mal ehrlich: wie wahrscheinlich ist es eigentlich, daß einem sowas tatsächlich widerfährt? Und in welchem Verhältnis steht diese Wahrscheinlichkeit denn zur an Sicherheit grenzenden Aussicht, über 80 zu werden und erleben zu müssen, daß die Inflation einem die Ruhestandsbezüge auffrißt, während man zugleich immer schwächer und hilfsbedürftiger wird?
Eben: Rückblickend darf ich feststellen, daß klare Vorstellungen und daraus resultierendes, lebenslanges Sparen und Investieren mich schon jetzt spürbar weiter gebracht haben, als einfach nur von der Hand in den Mund zu leben. Zwar würde ich mich allenfalls als gut situiert und nicht als "reich" bezeichnen, da das in einem westlichen Industrieland relativ ist. Doch als ich heute früh dem Podcast Der Schlüssel zu Reichtum von Lars Erichsen lauschte, konnte ich mich unterm Strich gut darin wiederfinden. Laßt Euch bitte nicht vom Titel verunsichern - der Inhalt ist seriös und IMO hörenswert, was immer jeder für sich persönlich daraus mitnehmen mag.
Wünsche allen, die hier noch mitlesen einen angenehmen Sonntag und einen guten Start in die Börsenwoche morgen früh.
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