zu den toten Russen hören...und vor allem zu seinem demokratischen Freund...
...oder muß er dann auf den Gas-Job verzichten ???
SPIEGEL ONLINE - 11. Dezember 2006, 07:33 URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,453632,00.html FALL LITWINENKO
Russlands Botschafter weist Merkels Ermahnung zurück
Russlands Botschafter in Deutschland, Wladimir Kotenew, wehrt sich gegen Ermahnungen von Kanzlerin Merkel im Zusammenhang mit dem Tod des Kreml-Kritikers Litwinenko. Nach den Poloniumfunden in Hamburg hat die hiesige Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Litwinenkos Kontaktmann Kowtun eingeleitet.
Berlin - "Die Mitarbeit ist da und unsere Behörden kooperieren auch mit Scotland Yard", sagte Wladimir Kotenew gestern Abend in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen". Die russische Staatsanwaltschaft habe zudem ein eigenes Verfahren eingeleitet. "Wir sind nicht minder interessiert, die Wahrheit zu erfahren", betonte der Botschafter.
Angela Merkel hatte Russland aufgefordert, die Ermittlungen im Fall Litwinenko mit Nachdruck zu unterstützen. Sie vertraue auf die Kooperation zwischen den britischen und russischen Behörden. Zudem habe sie mit Russlands Präsident Wladimir Putin über den Fall der ermordeten russischen Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja gesprochen. Putin habe ihr Aufklärung zugesichert. Dennoch sagte sie zur jüngsten Serie ungeklärter Morde: "Das ist kein gutes Zeichen, das muss sich ändern."
Strahlenfunde in Norddeutschland: Polizei im Großeinsatz
Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Wolfgang Bosbach zeigte sich ebenfalls besorgt. "Wenn ausländische Kräfte planmäßig in Deutschland operieren, ist das in erheblichem Maße beunruhigend für die innere Sicherheit des Landes", sagte Bosbach der "Berliner Zeitung". "Nicht nur wegen der Ermordung Litwinenkos, sondern auch in unserem ureigenen Interesse muss das Ermittlungsverfahren Erfolg haben."
Bosbach wertete die Vorfälle auch als Beweis für die rege Aktivität von Spionen. "Wir dürfen nicht den Glauben haben, dass mit dem Ende des Kalten Krieges auch die Spionagetätigkeit vorbei ist", sagte er. Das betreffe nicht nur das klassische Ausforschen von Staatsgeheimnissen sondern vor allem auch die Industriespionage.
Die Hamburger Staatsanwälte wollen die Rolle des Litwinenko-Kontaktmanns Dmitrij Kowtun klären. Am Wochenende waren in Hamburg und im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein Spuren des radioaktiven Stoffes Polonium 210 an mehreren Orten nachgewiesen worden, an denen sich Kowtun aufgehalten hatte.
Ob Kowtun den Mord an Litwinenko begangen hat oder an der Tat beteiligt war, müsste mit den britischen Behörden geklärt werden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Köhnke in Hamburg. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen Kowtun ein Verfahren wegen des unerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen und wegen des Verdachts des Missbrauchs ionisierender Strahlen ein. Kowtun hatte sich am 1. November mit Litwinenko im Londoner "Millenium" Hotel getroffen. An diesem Tag war Litwinenko in London vermutlich mit der hochgiftigen Substanz vergiftet worden und drei Wochen später gestorben.
Experten hatten am Wochenende das Haus im Hamburger Stadtteil Ottensen untersucht, in dem Kowtun sowie seine Ex-Frau eine Wohnung haben, und dabei auf dem Sofa der Ex-Frau Strahlenspuren gefunden. Kowtun hatte dort in der Nacht zum 1. November übernachtet und war am Morgen nach London geflogen, um Litwinenko zu treffen. Der 41-Jährige sowie ein dritter Mann bei dem Treffen, der Ex-Spion Andrej Lugowoj, leiden inzwischen an Strahlenkrankheit und liegen nach russischen Medienberichten in Moskau im Krankenhaus.
POLONIUM-210 Das Element DDP Polonium- 210 ist hochradioaktiv, gibt aber lediglich Alphastrahlung ab - was äußerst selten ist für ein instabiles Isotop. Im Unterschied zur Gammastrahlung, die etwa bei der Explosion einer Kernwaffe frei wird, können Alphateilchen schon von einem Blatt Papier gestoppt werden und die menschliche Haut kaum durchdringen. Neben der Alpha- besteht auch die Betastrahlung aus Partikeln, während die Gammastrahlung - die dritte Form der Radioaktivität - eine elektromagnetische Strahlung wie etwa das Licht ist.
Einsatzmöglichkeiten
Polonium- 210 hat eine Halbwertszeit von etwas mehr als 138 Tagen. Beim Zerfall werden so große Energiemengen frei, dass die Substanz im Dunkeln bläulich leuchtet. Schon ein Gramm gibt eine Leistung von 140 Watt ab und entwickelt Temperaturen von mehreren Hundert Grad Celsius, weshalb Polonium- 210 unter anderem als Wärmeenergiequelle an Bord von Satelliten genutzt wurde. Auch als Antistatik- Mittel in industriellen Geräten oder als Auslöser für die nukleare Kettenreaktion in Atomwaffen wurde es benutzt - allerdings nur in einfachen Atomsprengsätzen.
Gefahr für den Menschen
Polonium- 210 ist relativ ungefährlich, solange es nicht in den Körper gelangt. Wird die Substanz aber geschluckt, inhaliert oder über eine Wunde aufgenommen, kann es zu schweren Schäden an den Organen kommen, da die Alphastrahlung nun lebendige Zellen angreifen kann und nicht in den toten Zellen der oberen Hautschichten hängenbleibt. Nach Angaben der britischen Royal Society of Chemistry reicht schon ein Mikrogramm Polonium- 210 - eine Menge, die in etwa einem Staubkorn entspreche - aus, um einen Menschen zu töten. Zudem werde die Substanz nur sehr langsam ausgeschieden: Sie verbleibe etwa einen Monat lang im menschlichen Körper und könne in dieser Zeit erheblichen Schaden an den inneren Organen anrichten.
Dass Polonium- 210 nicht nur schnell, sondern auch extrem langsam töten kann, wurde auf tragische Weise deutlich: Irène Joliot- Curie, die Tochter der berühmten Physikerin und Polonium- Entdeckerin Marie Curie, starb nach Angaben des Giftexperten John Emsley an Polonium- 210. Die Substanz sei versehentlich in Curies Labor freigesetzt worden, doch Irène Joliot- Curie starb erst 1956 - rund ein Jahrzehnt nach dem Vorfall - an Leukämie.
Kowtun war am 28. Oktober von Moskau nach Hamburg gekommen. Nach Ansicht der Ermittler war er schon in der russischen Hauptstadt in Kontakt mit dem Polonium gekommen. Ob er die Substanz dann in die Hansestadt transportiert oder im Körper gehabt und etwa ausgeschwitzt hat, lässt sich nach Angaben der Experten bisher nicht rekonstruieren.
Einsatzleiter Thomas Menzel sagte, die Ermittler seien auch auf radioaktive Spuren in einem Auto, das Kowtun mehrfach benutzt hatte, sowie auf dem Anwesen der Ex-Schwiegermutter Kowtuns in Haselau im Kreis Pinneberg gestoßen. "Man kann davon ausgehen, dass es sich auch dort um Polonium handelt", sagte Menzel, der die Sonderkommission "Dritter Mann" leitet. Auch auf einem Formular, das Kowtun Ende Oktober auf der Ausländer-Behörde in Altona ausgefüllt habe, seien Strahlenspuren gefunden worden. Über den Gesundheitszustand Kowtuns gibt es widersprüchliche Angaben. Die Ermittler der Hamburger Sonderkommission erhielten dazu bisher keine Auskunft der russischen Behörden.
ler/ddp/dpa
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