9.5.2007: Solar Millennium AG kooperiert mit MAN Ferrostaal - Was erwarten die Partner vom neuen
Joint Venture? Und wie sieht ein Wertpapierexperte die Aktie?
Einen starken Partner präsentierte zum Ende der letzten Woche die Solar Millennium AG, Erlangen. Die
Spezialistin für solarthermische Kraftwerke will künftig in dem Joint Venture 'MAN Solar Millennium GmbH'
mit der Essener MAN Ferrostaal zusammen arbeiten. ECOreporter.de sprach mit Sprechern beider
Unternehmen über die Kooperation und die gemeinsamen konkreten Pläne. Lesen Sie zudem, wie
Sebastian Zank, Analyst der Düsseldorfer WestLB die Chancen eines Investments in Aktien der Solar
Millennium AG derzeit einschätzt.
Sven Moormann, Pressesprecher der Solar Millennium AG, erklärt
gegenüber die ECOreporter.de, es sei nicht klar, wie viele Projekte die
'MAN Solar Millennium entwickeln werde. "Die Solar Millennium AG
wird dem Joint Venture über ihre Tochter Flagsol Projekte anbieten.
Die MAN Solar Millennium GmbH wird sich aber auch selbst um
geeignete Projekte bemühen. Gemeinsam mit dem Partner werden wir
in der Lage sein, Projekte komplett, von der Planung bis zur
Ausführung zu betreuen", so Moormann. Der Sprecher verweist auf tief
greifende Veränderungen, die sich für sein Unternehmen aus der
Zusammenarbeit ergeben würden: "Wir erwarten, dass die Anzahl der
Projekte wachsen wird. Die Vorhaben haben meist
Finanzierungsvolumina im dreistelligen Millionenbereich. In der Folge wird deshalb auch das
Umsatzvolumen der Solar Millennium AG stark wachsen. Die bisher sehr hohe Umsatzmarge wird sich
deutlich verringern, der Gewinn wird nicht so schnell wachsen wie der Umsatz."
Laut der Einladung der Solar Millennium AG zur nächsten Hauptversammlung des Unternehmens am 23.
Mai will der Vorstand den Aktionären vorschlagen, das Grundkapital von zur Zeit 9,92 Millionen Euro um
bis zu 14,87 Millionen auf bis zu 24,79 Millionen Euro zu erhöhen. Bis zu 14,87 Millionen neue Aktien
sollen emittiert werden. Die Aktionären sollen ein Bezugsrecht im Verhältnis 2:3 erhalten. Sie könnten
demnach für je zwei alte drei Neue Aktien beziehen. Was werden die neuen Anteilscheine kosten?
Moormann sagt auf Nachfrage von ECOreporter.de, dass der Ausgabepreis der neuen Aktien noch nicht
fest stehe. Für die Berechnung des Preises sei der Durchschnitt der Schlusskurse der letzten drei Monate
vor Veröffentlichung der Tagesordnung der Gesellschaft im elektronischen Bundesanzeiger an der
Frankfurter Wertpapierbörse (Xetra) maßgeblich. Dieser Durchschnitt betrage 26,73 Euro. Der Vorstand
könne hiervon einen Abschlag in Höhe von bis zu 20 Prozent festlegen. Der tatsächliche Ausgabekurs und
alle weiteren Einzelheiten der Kapitalerhöhung seien noch nicht festgelegt."
Wie ebenfalls aus der Einladung zur Hauptversammlung hervor geht, will die Unternehmensleitung den
Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2005/2006 in Höhe von 14,55 Millionen Euro auf neue Rechnung
vortragen. Es soll demnach keine Ausschüttung an die Aktionäre geben. Der Sprecher erklärt: "Eine
Ertragsausschüttung bedeutet immer einen Abfluss eines Teils der Liquidität des Unternehmens. Die Solar
Millennium AG befindet sich in einem intensiven Wachstumsprozess. Aus diesem Grunde begibt das
Unternehmen derzeit eine Unternehmensanleihe und hat der Hauptversammlung die Durchführung der
Kapitalerhöhung vorgeschlagen. Insofern hat der Vorstand der Hauptversammlung eine Thesaurierung der
Gewinne vorgeschlagen."
Jürgen Beigel ist bei MAN Ferrostaal in Essen verantwortlich für den Bereich Solarenergie. Er bezeichnet
die Solar Millennium AG im Gespräch mit ECOreporter.de als "wichtigen Technologiegeber und erfahrenen
Projektentwickler". Das Unternehmen sei sehr erfahren auf dem Gebiet der solarthermischen
Energieerzeugung auf Basis von Parabolrinnen-Technologie, so Beigel: "Die Technologie von Solar
Millennium ist sehr zuverlässig. Die neue Generation der Kollektoren ist bereits seit drei Jahren erfolgreich
in der großtechnischen Erprobung." Der Sprecher will sich nicht dazu äußern, ob für MAN Ferrostaal auch
andere Kooperationspartner in Betracht kamen.
Wie Beigel weiter berichtet, verfügt MAN Ferrostaal über eigene Erfahrungen auf dem Gebiet der
ECOreporter.de - das Portal für nachhaltige Kapitalanlage Seite 1 von 3
http://www.ecoreporter.de/...n=623bc2fb5bb9c7b8551581cf4fc21e2e,,1... 11.05.2007
solarthermischen Energieerzeugung. Man baue im spanischen Almeria derzeit eine solarthermische
Demonstrationsanlage auf Basis der Fresnel-Technologie mit einem Megawatt Leistung. "Das Fresnel-
Verfahren ist ähnlich aufgebaut, wie die Parabolrinnen-Technik, mit der Solar Millennium arbeitet.
Allerdings werden hier Flachspiegel eingesetzt. Die Fresnel-Technik ist in Herstellung und Betrieb sehr
kostengünstig; sie verspricht sehr hohe Wirtschaftlichkeit. Bevor wir dazu Zahlen veröffentlichen, wollen wir
abwarten, bis erste Testergebnisse aus dem Kraftwerk vorliegen. Die Anlage soll voraussichtlich im Juni
fertig gestellt werden. Danach beginnen die Testreihen", so der MAN-Sprecher.
Es gebe eine Reihe ernstzunehmender Mitbewerber für das neue Gemeinschaftsunternehmen, sagt
Beigel. Das Joint Venture sei im Unterschied zur Konkurrenz jedoch ein Komplettanbieter: "Wir entwickeln
die Projekte von Anfang an, liefern die Technologie und übernehmen den schlüsselfertigen Bau der
Kraftwerke zusammen mit lokalen Partnern im jeweiligen Land. Hier können wir teilweise auf gute Kontakte
aus früheren Projekten zurückgreifen. Im Rahmen unseres MAN Ferrostaal-Partner-Konzepts beteiligen wir
uns auch an der Investition, d.h. wir gehen ins Eigenkapital und werden dadurch Partner der Investoren.
Unsere Mitbewerber sind nach der Übergabe des Kraftwerks aus der Verantwortung. Wir dagegen bleiben
an der Seite der Investoren und geben ihnen dadurch eine hohe Sicherheit von Anfang an. Durch die
Beteiligung an der Investition, bauen wir Kraftwerke, die auf langen Betrieb ausgelegt sind und eine
dauerhaft gute Rendite gewährleisten. Das tun nur ganz wenige in unserer Branche. Andererseits
beteiligen wir uns nur in Ausnahmefällen an kostspieligen Ausschreibungen."
Der Sprecher will im Gespräch mit ECOreporter.de keine Prognosen für Umsatz und Gewinn der MAN
Solar Millennium GmbH nennen. Man wolle keine Erwartungen wecken, sagt Beigel, erklärt dann aber
doch, das man sich für beide beteiligte Unternehmen "eine hohe Wirtschaftlichkeit" von der
Zusammenarbeit verspreche. Das globale Marktumfeld für alle Arten erneuerbarer Energien sei sehr viel
versprechend. "Unser neues Gemeinschaftunternehmen hat alle Voraussetzungen, um eine führende
Position im Weltmarkt einzunehmen."
Sebastian Zank, Analyst der Düsseldorfer WestLB, begrüßt die Kooperation zwischen Solar Millennium AG
und MAN Ferrostaal als "Vorwärtsintegration". Für das Geschäftsjahr 2007/2008 sei mit einer
Verdreifachung der Umsätze zu rechnen. Allerdings ließen sich beim Bau von solarthermischen
Kraftwerken nicht so hohe Gewinnmargen realisieren wie bisher. Man erwarte deshalb nur einen leichten
Anstieg des Gewinns vor Steuern und Zinsen (EBIT). Die EBIT-Marge des Joint Ventures werde zwischen
vier und acht Prozent liegen. Der Düsseldorfer Wertpapierexperte stuft die Aktie des Erlanger
Solarunternehmens weiterhin mit "add" ein (akkumulieren). Das Kursziel wurde von 45 auf 48 Euro erhöht.
Für seine Prognose zur Entwicklung der Ertragslage der Solar Millennium AG in den nächsten Jahren hat
Zank vorausgesetzt, dass das Unternehmen die geplante Kapitalerhöhung durchführt. Auf dieser
Grundlage kommt er zu folgenden Zahlen:
Umsatz:
2006 - 18 Millionen Euro
2007 - 31 Millionen Euro (Prognose)
2008 - 104 Millionen Euro (Prognose)
2009 - 200 Millionen Euro (Prognose)
Gewinn je Aktie:
2006 - 1,02
2007 - 1,39 (Prognose)
2008 - 0.77 (Prognose)
2009 - 0.87 (Prognose)
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV):
2006 - 41.3
2007 - 30.3 (Prognose)
2008 - 54.4 (Prognose)
2009 - 48.4 (Prognose)