Beispielpartie für den Zug 4.-Lc5
1. e4 e5
Das fängt gut an, das Spiel wird offen und lässt auf Kampf und Spannung hoffen.
2. Sf3
Ich hab's geahnt, schon greift er an und macht sich an den Bauern ran.
2. ... Sc6
Das war nicht schwer, hab's schon gecheckt, der Bauer wird sofort gedeckt.
3. Lc4
Für Spanisch war's ein Schritt zu klein, so muss es Italienisch sein.
3. ... Sf6
Ist klar, dass dies, wer es denn kennt, Zweispringerspiel im Nachzug nennt.
4. Sg5
Was soll ich zu solch Frechheit sagen? Der will dem König an den Kragen.
4. ... Lc5
Statt Abwehr ist der Kampf mir lieber, ich geh zum Gegenangriff über.
5. Sxf7
Das Läuferschach wär auch nicht schlecht und Gier hat sich schon oft gerächt. Mit Gabeln will er mich verspeisen, doch dass das geht, muss er beweisen.
5. ... Lxf2+
Bevor die Dame sich bewegt, wird erst sein König freigelegt.
6. Kf1
Er will wohl meinen Läufer nicht und zieht nur weg, der feige Wicht. Ansonsten käm das Springerschach und auf h4 die Dame nach.
6. ... De7
In dieser feigen Variante verzieh ich mich mit meiner Tante.
7. Sxh8
Na gut, den Turm, den hat er mehr, doch mach ich ihm das Leben schwer.
7. ... d5
Die Linien auf, aus vollen Rohren gibt's seinem König auf die Ohren.
8. exd5
Hätt mit dem Läufer er geschlagen, ging's seiner Dame an den Kragen.
8. ... Sd4
So aber will ich vorwärts springen und auch das Pferd in Stellung bringen.
9. d6
Den Zwischenzug, muss ich gestehen, den hab ich völlig übersehen. Sein Läufer ist zurück im Spiel, doch nutzen soll ihm das nicht viel.
9. ... cxd6
Den Bauern muss ich erst entfernen, dann soll er mich mal kennen lernen!
10. c3
Der Zug verfolgt den Doppelzweck: Jagt meinen schönen Springer weg, auch seine Dame kann jetzt fliehen, sollt ich mal Läufer g4 ziehen.
10. ... Lg4
Nur raus mit allen Offizieren. Wenn schon, will ich mit Stolz verlieren.
11. Da4+
Dies Schach, das kann mich gar nicht schocken, ich wollt die Dame abseits locken.
11. ... Kf8
So will ich mal, höflich gebeten, 'nen kleinen Schritt zur Seite treten. Er kann jetzt zwei Figuren schlagen, doch sollte er sich vorher fragen, ob das sein König überlebt, der in Gefahr des Todes schwebt.
12. cxd4
Hätt er den Läufer weggenommen, wär ihm das auch nicht gut bekommen. Nach einem kleinen Springerschach wird bald sein König matt und schwach. Und auch nach d3, glaubt es mir, zieht es mein Ross aufs Feld e4.
12. ... exd4
Jetzt werde ich den König hetzen, die Dame droht schon matt zu setzen.
13. Kxf2
Er muss nun immer weiter fressen, denn andre Züge kannst' vergessen. Nach g3 wird's, lass mich nicht lügen, schachmatt in spätestens 3 Zügen.
13. ... Se4+
Was mir an Klötzchen noch geblieben, will ich in Richtung König schieben.
14. Kg1
Und weicht er aus auf andre Felder, erwischt's den König noch viel bälder. Das weiß sogar - das ist kein Witz sekundenschnell der gute Fritz.
14. ... Dh4
Und wieder droht die Dame matt. Nun ja, so wendet sich das Blatt...
15. h3
Ein Schlupfloch für den weißen König, doch nützt es ihm, ich hoffe, wenig. Auch g3 brächte ihm kein Glück, dann geht die Dame schnell zurück. Und droht von f6 aus ganz platt ein schönes undeckbares Matt.
15. ... Df2+
16. Kh2 Dg3+
Die Dame schleicht sich langsam an den armen weißen König ran.
17. Kg1
Bis hierhin war es ganz erzwungen, doch jetzt wird um den Sieg gerungen. Remis soll's sein? Dass ich nicht lach! Ich will schon mehr als Dauerschach.
17. ... Lf3
Jetzt schnüren wir mal wie 'nen Schuh den König feste ein und zu.
18. Lf1
Versucht er, mit dem Turm zu decken, dann muss er gleich die Waffen strecken. Die Dame gibt auf f2 Schach Und dann dem König eins aufs Dach.
18. ... Sg5
Wer hätte sich denn das gedacht? Der Springer wird 'ne echte Macht. Manch Frauen gäben viele Gaben, um solch eine Figur zu haben...
19. Dd7
Es drohte schon Läufer g2 Und danach Springer auf f3. Und würd er mir den Läufer fesseln, dann würde ich ihn ganz einkesseln. Auf Dame a sowie b drei Eilt Turm e8 mit Macht herbei.
19. ... Lxg2
Sein König wird vom Schutz befreit, denn es ist langsam an der Zeit, das Spiel endgültig zu entscheiden. Dann muss der Weiße nicht so leiden.
20. Df5+
Drum zog die Dame auf d7, die Hoffnung ist ihm noch geblieben.
20. ... Kg8
Das Zwischenschach soll ihm nichts nützen, ich kann den König sicher schützen.
21. Lxg2
Denn würde er die Dame geben und hoffen, so zu überleben, dann nähm ich auf g5 zurück. Und schlägt er dann mein Läuferstück, kehrt meine Dame frank und frei zurück aufs Lieblingsfeld g3.
21. ... Te8
Ein Turm, zwei Läufer und ein Springer, dem Schwarzen fehln 'ne Menge Dinger. Jedoch bezieht nun Weiß die Prügel mit seinem lahmen Damenflügel. Wie sehr er sich auch dreht und windet, das Spiel nun rasch ein Ende findet. Das sieht er auch und hat soeben die Schachpartie schnell aufgegeben.
0 : 1
Engelhardt - Eckmann, corr. 1984
Und die Moral von dem Gedicht: Verfressen sein, das lohnt sich nicht. Und die Moral von der Partie: Verfressenheit, die lohnt sich nie. Und die Moral von diesem Spiel: Beim Schach, da frisst man nicht zu viel
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