In Deutschland betrug die offizielle Inflationsrate im Jahr der Bargeld-Euro-Einführung 1,9 %. Bei Waren und Dienstleistungen des täglichen Gebrauchs gibt das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft den Preisanstieg im ersten Quartal mit 4,8 Prozent an. Die Differenz ergibt sich daraus, dass:
* in den drei folgenden Quartalen große Preiserhöhungen durch den Wettbewerb nach unten revidiert wurden
* der Warenkorb für die offizielle Statistik zu großen Teilen aus Faktoren (etwa Mieten, Strom, Wasser) besteht, die im Alltag nicht dermaßen wahrgenommen werden, die sich bei der Umstellung auf den Euro aber nicht wesentlich verteuerten oder gleichzeitig sogar sanken.
Wenn im Sinne der Euro-Fairness bei der Währungsumstellung auch häufig ?krumme? Preisauszeichnungen zu sehen waren (z. B. ? 0,46 für DM 0,89), so wurden die neuen Preise in Euro auch vielfach auf die bereits aus DM-Zeiten geläufigen Schwellenpreise (z. B. ? 0,49) festgelegt. Die Preise wurden dabei zumeist angehoben und in Einzelfällen auch geringfügig gesenkt.
Seitens der damaligen deutschen Bundesregierung lag ein Versprechen vor, niemand müsse ?durch die Einführung des Euro mehr bezahlen als vorher?. Daher begann der Einzelhandel bereits Monate vor der Euro-Bargeldeinführung die Preise für eine Reihe von Gütern anzuheben.Dadurch konnten diese Einzelhändler später nach der Euro-Umstellung durch Abrunden noch für einige Zeit mit Preissenkungen werben, auch wenn die Waren noch immer teurer waren als zuvor. Auch wurde bisweilen bei gleich bleibendem Verkaufspreis der Verpackungsinhalt unauffällig verringert ? z. B. von 500 g Inhalt auf 400 g oder von 375 g auf 325 g ? bei ansonsten unverändertem Erscheinungsbild der Umverpackung.
Im Verbraucherpreisindex (VPI) war die Preiserhöhung aufgrund des Warenkorb-Berechnungsverfahrens (Berechnung nach anteiligen Ausgaben der privaten Haushalte in den verschiedenen Güterkategorien) nicht so deutlich, da die Preiserhöhung nicht in allen Warenkategorien zu Buche schlug. Für die Diskrepanz zwischen der gemessenen, gesunkenen Inflation und der subjektiv gefühlten, gestiegenen Inflation bei der Euro-Einführung gibt es verschiedene Theorien; so wird beispielsweise darauf hingewiesen, dass alltäglich gekaufte Güter wie zum Beispiel Lebensmittel tatsächlich überdurchschnittlich verteuert wurden, während andere im Warenkorb vertretene Güter wie beispielsweise Elektrogeräte zwar verbilligt wurden, diese Verbilligung aber nicht gefühlt wird, weil die Waren seltener gekauft werden.
Einige Wirtschaftswissenschaftler äußerten Bedenken zu den Gefahren einer Einheitswährung für eine so große und heterogene Wirtschaftszone wie das Euroland. Insbesondere bei asynchronen Konjunkturzyklen bereite eine angemessene Geldpolitik Schwierigkeiten.
Ein wesentliches volkswirtschaftliches Problem stellt die Festlegung der Wechselkurse der an der Einheitswährung beteiligten Währungen dar. Eine Volkswirtschaft, die mit überbewerteter Währung der Einheitswährung beitritt, wird im Vergleich ein höheres Vermögen, jedoch auch höhere Kosten und Preise aufweisen als Staaten, die unterbewertet oder reell bewertet der Einheitswährung beitreten. Ein volkswirtschaftlicher Ausgleich der Überbewertung ist in der Folge nur schwer erreichbar.
Bei einer überbewerteten Wirtschaft wirkt der zusätzliche Importanreiz bei den höheren Preisen deflationär. Die höheren Kosten mindern die Exportvoraussetzungen im gemeinsamen Währungsraum und begünstigen die Verlagerung der Produktion in kostengünstigere Staaten. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten, sind Kostensenkungen (in prozentualer Höhe der Überbewertung) unausweichlich. Zur Finanzierung der Kostensenkungen kann reell nur die Abschöpfung des durch die Überwertung gestiegenen Vermögens herangezogen werden.
Politisch war und ist fraglich, ob EZB und Europäische Kommission die Mitgliedsländer zu hinlänglicher Haushaltsdisziplin werden anhalten können: Entziehen sich einzelne Länder oder Ländergruppen ihrer haushaltspolitischen Verantwortung, werden Inflationsrate und Finanzierungskosten für diese Länder solange relativ niedrig bleiben, wie sich der Großteil der restlichen Euro-Länder nicht zu stark verschuldet. Dies könnte verspätete oder nicht ausreichende Korrekturen der Haushaltspolitiken fördern und zu Wohlstandseinbußen führen.
In der Praxis der Anfangsjahre hat sich vor allem die Geld- und Zinspolitik im heterogenen Wirtschaftsraum als schwierig erwiesen, da beispielsweise Wachstumsraten von über 5 % in Irland mit Raten nahe Null in den iberischen Staaten in Einklang gebracht werden mussten. Der irischen Situation wäre nach bisher angewandten Methoden mit Leitzinserhöhungen und Geldmengenverknappung zu begegnen gewesen, während im Gegenbeispiel Lockerungen üblich gewesen wären. Regionale Unterschiede lassen sich mit der einheitlichen Geldpolitik aber nicht hinreichend abbilden.
Bedeutung des US-Dollar-Euro-Wechselkurses
Ein starker Euro bringt für die europäische Wirtschaft sowohl Vorteile als auch Nachteile. Vorteilhaft ist, dass ein starker Euro eine Verbilligung der Rohstoffe bewirkt, die weiterhin überwiegend in US-Dollar gehandelt werden. Nachteilig ist, dass ein starker Euro die Exporte aus der Eurozone verteuert und somit bis zu einem gewissen Grad das Wirtschaftswachstum schwächt. Durch die Größe des Euroraumes haben die Wechselkurse und somit die durch Wechselkursschwankungen hervorgerufenen Wechselkursrisiken jedoch weitaus weniger Bedeutung als zu Zeiten nationaler Währungen. Insbesondere konnte sich Anfang 2007 die europäische Binnenwirtschaft mit einem überdurchschnittlichen Wachstum von der nur moderat wachsenden Weltwirtschaft abkoppeln.
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