@SebastianD19: danke für den ausführlichen Post.
Viele angesprochene Problempunkte sehe ich genauso (z.B. geringer Freefloat, falsches Börsensegment) aber einige Argumente teile ich nicht.
Wie bekannt, ist eine neue CEO am Werk und Hartmann wird neu ausgerichtet. Dabei wurde kommuniziert, dass es um Investitionen ins Kerngeschäft geht und nicht um "Bestände für Internetseiten, Werbeagenturen und diverses Parabusiness..." (1)
Sicher muss man das noch konkretisieren, aber es tut sich was.
Das zweite Problem habe ich mit der Aussage, dass diese defensive Aktie zu teuer ist. Als Vergleichsgruppe benennst Du Coca-Cola, Unilever und Roche. Das sind Lebensmittel-Hersteller oder Pharma-Riesen. Paul Hartmann ist aber in der Medizintechnik tätig und bei Verbrauchsmaterialien.
Medtech ist häufig hoch bewertet, aus gutem Grund, und teurer als Nahrungsmittel und Pharma. Medtronic KGV21e 25, Baxter 26, Straumann 38, Stratec Biomedical 32, Siemens Healthineers 21. Ok, nun kann man sagen, sie machen keine Geräte sondern v.a. Verbrauchsmaterialien für die Medizin.
Dann schauen wir auf die Übernahme von 3M Health des Unternehmens Acelity, ein führender Anbieter von Produkten zur modernen Wundversorgung (2). Sie bezahlen im Mai 2019 das 11-fache EBITDA. Acelity hat 2018 1.5 Mrd. US$ umgesetzt. Paul Hartmann hat ein EBITDA von round-about 170-180 Mio Euro (selbst nach dem Margen-Rückgang), bei einem Umsatz von insg. > 2 Mrd. Euro und einer Marktkapitalisierung von nur 1 Mrd. Euro. Man bezahlt also derzeit den Faktor 5.5 beim EV/EBITDA! Oder wir schauen auf Coloplast, KGV 21e 40. In diese Richtung ist noch viel Luft, wenn der Markt wieder Vertrauen fasst, dass Umsatz und Gewinn wachsen. Vielleicht der beste Proxy ist Kimberly Clark, KGV 20e 21 und KGV 21e 19.
Für das Hartmann EBIT / Nettoergebnis dürfte es 2020 den Tiefpunkt geben. Denn die neue Medizinprodukt-Verordnung, die bedeutete sämtliche Produkte erneut zu rezertifizieren und die Probleme mit EUDAMED dürften Schritt für Schritt überwunden werden und nicht mehr so stark bremsen. Ein KGV ~18 für das aktuelle Jahr und von 16 für 2021 ist günstig, wenn man als fair ~20 ansieht.
In Summe: Die Nacht ist nicht so schwarz wie es scheint, auch wenn ich Dir Recht gebe: Investor Relations muss besser werden und Freefloat/Börsensegment muss endlich auf die Agenda.
Dann sind ganz ohne höhere Verkäufe von Sterillium und zweckentfremdedeten OP-Masken bald nachhaltig höhere Kurse drin.
(1) https://de.marketscreener.com/...ie-Strategieumsetzung-mit--29691262/
(2) https://de.marketscreener.com/boerse-nachrichten/...n-FOTO--28531153/
Listen mit möglichen Peer Group Unternehmen:
(3) https://store.marketline.com/report/...-and-corporate-finance-report/
(4) https://theconnectreport.com/2019/11/29/...inal-health-3m-healthcare/
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