............, aber warum nicht als provokativer Aufhänger.
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Konkurs oder China? Klingt etwas reißerisch, aber warum nicht als provokativer Aufhänger.
Konkurs – warum? BCL ist zur Zeit zwar nicht operativ tätig, hat seine liquiden Mittel aber angelegt und ist damit in den letzten Jahren nicht schlecht gefahren. „Konkurs des Kurses“? Wäre denkbar, wenn BCL nicht ins Spiel kommt, d. h. wenn die Mine nicht wiedereröffnet würde oder wenn es zu einer Eröffnung käme, aber durch einen anderen Förderer und BCL seine vertraglichen Rechte nicht zu Geld machen konnte. Das ist möglich, aber danach sieht es m. E. nicht aus. China? Ich halte das für relativ unwahrscheinlich, auch wenn mir das dafür relevante Stimmungsbild auf Bougainville nicht ausreichend bekannt ist. Natürlich könnte Rio BCL an einen chinesischen Investor verkaufen; vielleicht spielen sie sogar mit dem Gedanken. Aber ein solches Geschäft wäre für den Käufer nur interessant, wenn er sicher sein kann, die Mine dann auch betreiben zu können. Und ich glaube eher nicht, dass die Landowner und die Bevölkerung von Bougainville dies wollten. In letzter Zeit zeichnete sich das Stimmungsbild ab, dass sie BCL als Betreiber grundsätzlich akzeptieren können. Zudem scheinen in der Bevölkerung recht schnell Überfremdungsängste aufzukommen (was ich auch nicht sonderlich überraschend finde), und die richteten sich, wenn ich mich nicht täusche, bisher tendenziell gegen Chinesen (weil die vermutlich auch die größte Minorität sind, noch dazu wirtschaftlich sehr aktiv). Die Pläne für eine von China aufgebaute SEZ und die von Momis angestrebte wirtschaftliche Zusammenarbeit überhaupt können diese Tendenz noch verstärken. Der Gedanke an eine chinesische Übernahme ist der Gedanke an schnelles Geld. Ich halte ihn aber nicht für realistisch.
Die eigentliche Frage ist aber die, ob es ihn überhaupt braucht. Die Entwicklung der letzten Monate war eher positiv. Die Reconciliations haben zugenommen (haben allerdings auch etwas Beliebiges an sich), Momis hat sich für eine Mineneröffnung ausgesprochen. O’Neill, dessen Position zu Unabhängigkeit und Mine ich bisher nicht einschätzen kann, hat in letzter Zeit keine Einwände gegen die Wiedereröffnung geäußert (was aber auch wohlfeil ist; entscheidend sind die Konditionen, auf die PNG sich einlassen will). Und die Meekamui (jedenfalls die, die bisher Ansprüche auf Panguna erhoben) scheinen sich in die Reihe der Landowner eingegliedert zu haben bzw. dies zumindest zu beabsichtigen („Veterans Affairs and Peace Minister David Sisito told the Post-Courier in an interview that decisions made included the Panguna mine pit to be owned by both landowners and former fighting men“; siehe Post Courier, 7.10.2011: All B’ville to decide ‘who to mine’). Dieses Ereignis ist für mich allerdings ziemlich schillernd: Politisch fände ich es eigentlich sehr problematisch, sollten die Meekamui für sich Landownerstatus durchsetzen. Und ich hätte Zweifel, ob es langfristig eine gute Lösung wäre. Aber kurzfristig und pragmatisch wäre es ein Durchbruch; denn die Fundamentalopposition der Meekamui wäre dann einer Verhandlungsposition gewichen.
Diese noch anstehenden Verhandlungen müssen aber auch erfolgreich sein, und dafür sind einige Hürden zu nehmen: Wenn mehr Akteure Royalties beziehen wollen, muss das Stück vom Kuchen größer werden, das unter diesen aufgeteilt wird. Die milliardenschwere Kompensationsforderung (siehe zuletzt #14323) ist noch nicht verhandelt – wie viel letztendlich? An wen? (Auch die Forderung nach einer Gedenkstätte an die Toten des Bürgerkriegs steht im Raum.) Die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen die Mine wieder eröffnet würde, und damit ein wichtiger Kostenfaktor für BCL sind nicht verhandelt. Entwicklung der Region Panguna („... no green light for more mining until there’s been reconciliation and development in the villages around the mine“; siehe #13874f.) wird gefordert. Die Einnahmen für das ABG sind m. W. nicht geregelt – ein Hauptpunkt, zumal er die Frage einschließt, wer die Mining Power haben wird und was Bougainville, was PNG an Steuern erhält. Ob darüber auf dem nächsten JSB-Meeting auch verhandelt werden wird, ist bestenfalls zu hoffen (siehe #14341). Wird PNG seine BCL-Anteile an Bougainville übertragen? Und wenn nicht, würde die Bevölkerung dann einer Wiedereröffnung zustimmen? Für mich auch eine ganz zentrale Frage für die Nachhaltigkeit des Projekts: Will Momis das eigentlich stellvertretend alleine entscheiden, oder will er die Meinung der Bevölkerung zur Mine per Referendum o. ä. erheben? (Ich würde das sehr begrüßen, auch wenn es aus Aktionärssicht die heiklere Variante ist.) Die ökologischen und sozialen Fragen, möglicherweise auch das Thema Meekamui, bekämen dann zusätzliches Gewicht. Schließlich steht das weapon disposal noch aus.
Und wie sich Waigani verhalten wird, entscheidet sich vermutlich auch daran, wer a) bis zu den Wahlen nächstes Jahr und b) danach in PNG Premierminister sein wird. Am 9. Dezember entscheidet der Chief Justice, den die Regierung O‘Neill unfassbarer Weise am 10. November absägen wollte, über die Verfassungsmäßigkeit der Regierungsübernahme vom 2. August. O’Neill & Co. haben dabei leider mit dem abgründigen Parlamentssprecher kooperiert, von dem sie sich darum jetzt schlecht distanzieren können, da er erneut einem Abgeordneten den Parlamentssitz mit sehr fragwürdigen Argumenten entzogen hat; das Ansehen der Regierung könnte auch dadurch Schaden genommen haben. Aber wie auch immer, es wird sich in wenigen Tagen klären, wie der Supreme Court entscheidet und ob es bei einer Wiedereinsetzung der Regierung Somare anschließend zu einem Mißtrauensvotum kommt. Somare erweckte in den letzten Jahren jedenfalls nicht den Eindruck, dass ihm die Autonomie- und Unabhängigkeitsbestrebungen von Bougainville am Herzen liegen.
Zum brandaktuellen Thema SML extension kann ich nichts Handfestes sagen, schon da mir dessen Regelungsbereich in Abgrenzung zum BCA nicht klar ist. Seltsam ist die Unruhe darüber zudem, da die bisherige Lizenz noch nicht ausgelaufen ist. Darum nur so viel: Land owners, Momis, O‘Neill wollen die automatische Verlängerung des SML verhindern, sind m. W. aber nicht gegen BCL als Miner. BCL steht auch als Vertragspartner im BCA. Angesichts dessen kann ich mir das momentane Aufbegehren nur so erklären, dass verhindert werden soll, dass BCL zu alten Konditionen in Panguna wieder fördern kann (vielleicht geht es auch um die anderen Lizenzen). Wenn das tatsächlich der Grund für den Widerstand gegen die SML-Verlängerung sein sollte, würde ich ihn nicht verstehen: Denn BCL ist klar, dass es nur zu verschärften Konditionen von den Landowners und der Bevölkerung akzeptiert wird, und ich gehe davon aus, dass das SML kein rechtlicher Hinderungsgrund für BCL ist, anderen Konditionen zuzustimmen. Aber wie gesagt, dieses Thema durchschaue ich nicht.
Insgesamt sehe ich in dem Wert zugleich erhebliche Risiken, aber auch die positive Phantasie intakt. Dass der Kurs so niedrig notiert bzw. dass die Käuferseite so schwach ist, finde ich auch befremdlich, führe ich aber nicht auf Insiderwissen des Rests der Welt zurück, sondern auf die politischen Unwägbarkeiten. Die kann man in Kauf nehmen oder auch nicht. Geduld sollte man jedenfalls haben.. ----------- BOC - Mein MULTIBAGGER Favorit
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