Lichtenstein (aktiencheck.de AG) - Die Experten von "TradeCentre.de" raten vom Kauf der SolarWorld-Aktie (Profil) ab.
Die zahlreichen Verkaufsempfehlungen der Experten für die Aktie der SolarWorld AG hätten sich als richtig erwiesen. Im letzten Herbst habe man bei Kursen von 16 Euro den Rutsch in den Bereich von einstelligen Kursen prognostiziert. Das sei rasch eingetreten. Aktuell sei der Titel für neun Euro zu haben. Auf diesem Niveau werde das Unternehmen mit rund einer Milliarde Euro kapitalisiert. Immer noch viel Holz angesichts eines rasanten Verfalls der Margen. Man prognostiziere nunmehr einen weiteren Kursrutsch in den nächsten zwölf bis 18 Monaten auf Kurse unterhalb von fünf Euro.
Vom Boom der Solarindustrie hätten die Bonner in der ersten Jahreshälfte nur beim Umsatz profitiert. Die Absatzmenge sei um 58 Prozent auf 377 Megawatt geklettert. Der Umsatz sei um über 50 Prozent auf mehr als 600 Millionen Euro gewachsen. Das EBIT habe bei 81,2 Millionen Euro und die entsprechende Marge bei 13,3 Prozent gelegen. Während der Umsatz explodiert sei, sei das EBIT leicht schwächer als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gewesen. Im zweiten Quartal habe die EBIT-Marge bei 14,7 Prozent gelegen. Diese Periode sei allerdings extrem stark gewesen. Nunmehr dürften die Renditen wieder sinken.
Netto habe im ersten Halbjahr ein Gewinn von 35 Millionen Euro in der Kasse oder ein Ergebnis je Aktie von 31 Cent geklingelt. Das ein satter Einbruch um fast ein Drittel gegenüber Vorjahr. Für das Gesamtjahr sei es das Ziel von SolarWorld-Chef Frank Asbeck die Milliardengrenze beim Umsatz nachhaltig zu überschreiten. In 2009 sei ein Umsatz von 1,012 Milliarden Euro erzielt und ein EBIT von 151,8 Millionen Euro gezogen worden. Die Marge: rund 15 Prozent.
Zur EBIT-Marge in diesem Jahr habe sich der CEO mal wieder nicht geäußert. Übrigens: In der Pressemitteilung zum ersten Halbjahr habe Asbeck stolz die Umsatzzuwachsraten verkündet. Beim EBIT sei der Vergleich nicht gezogen worden. Er sehe auch weniger schön aus, da das EBIT rückläufig gewesen und der Gewinn wie bereits erwähnt eingebrochen sei. Vielleicht steuere Asbeck seinen Laden auch nach Umsatz. Dann könne man die Kommunikationspolitik verstehen.
Man solle beachten, dass Unternehmen wie SMA Solar Technology (Profil), Phoenix Solar (Profil), Roth & Rau (Profil) und viele andere aus dem Solarsektor den Investoren regelmäßig präzise Prognosen an die Hand geben würden. SolarWorld hebe sich negativ ab und scheue sich eine Prognose für das EBIT zu nennen. Die Experten würden davon ausgehen, dass die Marge gegenüber dem Vorjahr erneut sinken werde und das EBIT bestenfalls das Vorjahresniveau erreicht oder sogar darunter liege.
Der negative Trend bei den Margen dürfte anhalten und sich im kommenden Jahr fortsetzen, wenn nicht gar beschleunigen. Im Vergleich zu Wettbewerbern in Asien verfüge das Unternehmen über keine konkurrenzfähige Kostenbasis und sei sodann zu ständig neuen Investitionen getrieben. Bisher könne sich Asbeck diese dringend notwendigen Investitionen noch leisten. Allerdings werde die Bilanz mit sinkender Profitabilität stark in Mitleidenschaft gezogen.
Insgesamt seien die Experten weiterhin davon überzeugt, dass die Branche im großen Teil den gleichen Weg die der Chipbranche gehen werde und ständig mit Preisrückgängen zu kämpfen habe. Schon heute sei SolarWorld mit netto fast 400 Millionen Euro verschuldet. Da helfe der Hinweis des Unternehmens nicht viel, dass gerne auf eine Liquidität von mehr als 800 Millionen Euro verwiesen werde. Zu einer Aktiv-Seite gehöre eine Passiva. Und dort würden sich die Schulden türmen. SolarWorld sei inzwischen langfristig mit mehr als 1,2 Milliarden Euro bei Banken und Bond-Gläubigern verschuldet.
Bei SolarWorld würden die Margen wie Schnee in der Sonne schmelzen. Dieser Trend werde sich fortsetzen. Sogar die erfolgsverwöhnte SMA Solar erwarte in 2011 sinkende Einnahmen und schwächere EBIT-Margen. Treffe es SMA, dann werde es SolarWorld erst recht treffen. Gleichzeitig würden sich die Experten große Sorgen um die Bilanz machen, da die Verschuldung nunmehr jährlich ansteige. Die Kürzungen bei den Einspeisevergütungen in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern Europas würden der Firma nicht weiter helfen, sondern das Geschäft schwerer machen. In diesem Jahr könnte sich der Gewinn je Aktie gegenüber dem Vorjahr vielleicht gerade noch stabilisieren oder auch schon rückläufig sein. Ab 2011 erwarte man sicher Rückgänge. Mittelfristig werde SolarWorld zweistellige EBIT-Margen nicht halten können.
Mit einem KGV von 15 für 2010 sei das Papier unverändert überbewertet. Warum sollte man dieses Mutiple auf den Tisch blättern, wenn die Aussichten auf Gewinnwachstum nicht vorhanden seien? Die Experten würden unverändert zum Verkauf der SolarWorld-Aktie raten und einen weiteren Kursverlust von 30 bis 50 Prozent auf mittlere Sicht nicht ausschließen. Da könne nicht einmal Larry Hagman helfen, den SolarWorld als Werbefigur engagiert habe. Hagman sei bekannt als der TV-Ölbaron J.R Ewing und habe sein Geld in "Dallas" mit Öl verdient und eben nicht mit der Solarindustrie! Wahrscheinlich würde er auch keine Aktien von SolarWorld kaufen. Als Ölbaron in "Dallas" habe er es jedenfalls nicht gemacht.
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