mit Morphosys? Die beiden Unternehmen haben doch ziemlich unterschiedliche Geschäftsmodelle.
Morphosys wollte eigene Medikamente entwickeln. Man ist dort all in gegangen und hat mehr oder weniger alles auf die eine Karte Pela gesetzt. Wenn diese Studie nicht relativ positive Ergebnisse gebracht hätte, dann würde die Lage bei Morphosys jetzt ganz anders aussehen. Ich glaube kaum, dass man dann übernommen worden wäre. Danach hätte man hoffen müssen, dass die nächsten Studien bei anderen Kandidaten der Pipeline besser laufen würden. Der Kurs wäre aber mit Sicherheit unter die 10 Euro gefallen. Für eine Übernahme war Morphosys aber deutlich besser geeignet, da man hier im Wesentlichen in eine Medikamentenpipeline investieren konnte, die Morphosys gehört. Also geradezu ideal für Pharmaunternehmen, die Ihre eigene Pipeline aufwerten wollen.
Evotec ist dagegen doch ganz anders und viel breiter aufgestellt. Man ist doch sehr viel deutlicher als Dienstleister für die Pharmaindustrie unterwegs. Man hat dadurch aber auch viel geringere Margen als Morphosys sie hätte, wenn die das Medikament auf den Markt bringen. Aber wie schwer das ist, das Medikament dann auch profitabel zu vermarkten hat ja Monjuvi gezeigt, wo man klar unter den Erwartungen geblieben ist. Evotec kann die Umsätze viel besser und stabiler vorhersagen und auch ausbauen, da man viele Kunden hat, für die die Dienstleistungen angeboten werden. Wenn da mal einer wegfallen sollte, dann ist das nicht schön, aber auch kein Beinbruch. Aber die Margen sind deutlich geringer und der Kostenblock kann auch schnell mal explodieren. Dann bleibt nur noch wenig oder gar kein Gewinn übrig. Das sehen wir ja gerade. Es ist ja nicht so, dass das Geschäft schlecht läuft. Aber Vieles ist teurer geworden und man muss investieren (auch in Cybersicherheit). Diese erhöhten Kosten kann man halt nicht einfach 1:1 direkt an den Kunden weitergeben. Das braucht Zeit. Und dieser große Dienstleistungsbereich macht Evotec auch nicht gerade zu einem guten Ziel für die großen Pharmafirmen. Die sind schließlich Kunden bei Evotec und wollen das Geschäft nicht selbst betreiben. Bleiben halt nur andere Dienstleister oder Heuschrecken als Übernahmekandidaten. Daher glaube ich auch nicht, dass ein potentielles Übernahmeangebot wirklich hohe Kurssteigerungen verspricht, wie das bei Morphosys der Fall war.
Aber abwarten. Wichtig wäre es nun, Halbjahreszahlen zu präsentieren, die etwas über den Markterwartungen liegen. Dann würde man auch wieder mehr Vertrauen in die Aussagen des Unternehmens haben. Vielleicht auch noch die ein oder andere Positive Meldung rausbringen. Der Kurs würde sich dann sicher wieder erholen - zumindest über die 10 Euro. Und vielleicht verlieren dann auch die Shortseller ein wenig die Lust an Evotec und ziehen sich langsam zurück. Dann sähe die Lage gegen Ende des Jahres schon wieder ein wenig entspannter aus.
So viel man über Evotec auch meckern konnte - die "Meldung" vom Donnerstag hat man zum richtigen Zeitpunkt rausgebracht. Noch länger hätte man kaum warten dürfen. Vielleicht reicht dieser Warnschuss ja schon, um die Shorties dazu zu bewegen, nun zum nächsten Opfer zu wandern.
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