Kopierschutz-Affäre weitet sich aus
Montage: T-Online Die Affäre um Musik-CDs mit eingebauter Schnüffel-Software weitet sich zum PR-Gau für Sony BMG aus. Jetzt sind erste Fälle bekannt geworden, in denen Trittbrettfahrer die Sicherheitslücke ausnutzen. Unterdessen melden Sicherheitsexperten besorgniserregende Einzelheiten zu Sonys rasch angebotenem Entfernungs-Tool. Online-Gamer nutzen Lücke aus Wie die Sicherheitsexperten von Securityfocus melden, haben sich einige Spieler des Online-Abenteuers "World of Warcraft" die Versteck-Funktionen der Sony-Software zunutze gemacht, um unbemerkt Schummel-Programme einzusetzen. Die XPC genannte Sony-Software versteckt sich selbst auf dem PC, indem sie alle Dateien, deren Namen mit dem Zeichencode "$sys$" beginnen, den Blicken des Anwenders entzieht. Sicherheitsexperten sehen darin eine Einladung an Programmierer von Viren und anderer schädlicher Software, ihre Programme entsprechend umzubenennen und so ebenfalls zu verstecken.
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Entfernungs-Tool lässt PC abstürzen Kein gutes Händchen scheint Sony auch mit dem rasch angebotenen Entfernungs-Tool zu haben. Weitere Untersuchungen des US-Experten Mark Russinovich, der die Schnüffel-Software vor einigen Tagen entdeckt hat, haben ergeben, dass das Entfernungs-Tool den PC zum Absturz bringen kann. Das Problem sei, dass es die heikle Kopierschutz-Software im laufenden Windows-Betrieb entfernt. "Wer auch immer dieses Tool geschrieben hat, der hat keine Ahnung von Treiber-Programmierung", so Russinovich. Die Gefahr eines Absturzes sei zwar relativ gering, doch im schlimmsten Fall drohe Datenverlust.
Player sendet nach Hause Damit nicht genug: Auch der Software-Player, der zum Abspielen von Musik-CDs auf Windows-PC installiert wird, gibt Anlass zur Besorgnis. Laut Russinovich nimmt er über das Internet Kontakt mit Sony auf. Dabei sende er zumindest eine eindeutige ID der abgespielten CD und die IP-Adresse des Rechners.
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Zweifelhafte Software Der Musikkonzern Sony BMG ist in den vergangenen Tagen wegen zweifelhafter Kopierschutz-Maßnahmen in die Kritik geraten. Mark Russinovich von der renommierten US-Firma Sysinternals wirft Sony vor, Musik-CDs mit einer Kopierschutz-Software versehen zu haben, die Spionagefunktionen enthält. Beim Einlegen der CD installiere sich heimlich die Software auf den Rechner. Fortan durchforste sie alle zwei Sekunden alle laufenden Prozesse des PC nach "verdächtigen" Aktionen, was den Rechner stark ausbremst. So überwache die Software zum Beispiel die Zugriffe auf Medien. Damit selbst Diagnoseprogramme davon nichts bemerken, verwende der Spion Methoden eines "Rootkits", wie sie von bösartigen Computer-Viren bekannt sind.
"Software ist unschädlich" Sony hat den Einsatz der Software bestätigt, allerdings bestritten, dass dadurch Schaden angerichtet werden kann. "Es werden keine Informationen gesammelt, das ist sicher", sagte Unternehmenssprecher John McKay gegenüber US-Medien. Die Software sei nur in den USA und nur acht Monate lang zum Einsatz gekommen. Mittlerweile bietet der Musikkonzern ein Entfernungs-Tool an, das über den Support zu beziehen ist.
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