Der Kabelnetzbetreiber steht wegen seiner enormen Schuldenlast vor dem Zusammenbruch. Gelingt jedoch eine Umschuldung, dürfte der Aktienkurs deutlich steigen. Andernfalls droht ein Totalverlust.
Die Situation der Firma ist prekär: Pro Quartal verliert PrimaCom mehr als einen Euro je Aktie. Hauptgrund der Misere ist die exorbitante Zinsbelastung von fast 60 Prozent des Umsatzes. Diese wird vor allem durch ein nachrangiges Darlehen von Apollo und JP Morgan über anfänglich 375 Millionen Euro verursacht, das derzeit 20 Prozent Zinsen kostet. Zwölf Prozent muss PrimaCom bar zahlen, acht Prozent erhöhen die Restschuld. Bis zum dritten Quartal 2004 wuchs der Kredit dadurch auf 477,6 Millionen Euro. Weitaus günstiger ist die zweite Fremdkapitalquelle - eine erstrangige Kreditlinie zu 4,4 Prozent, die im dritten Quartal mit 494,5 Millionen Euro ausgeschöpft war. Doch dieser Kreditrahmen könnte PrimaCom zum Verhängnis werden, weil er regelmäßig getilgt werden muss. Das hält die Gesellschaft nicht mehr lang durch. Der Vorstand erwartet, dass PrimaCom im ersten Halbjahr 2005 die Kreditbedingungen verletzt. In diesem Fall könnten die Gläubiger des Darlehens, ein Konsortium aus 16 Banken, die sofortige Rückzahlung verlangen. Tritt das ein, müsste PrimaCom wohl Insolvenz anmelden und den Aktionären droht der Totalverlust. Dabei verfügt der Konzern über ein hochmodernes Kabelnetz mit 1,3 Millionen angeschlossenen Haushalten in den neuen Bundesländern, Rheinland-Pfalz und den Niederlanden. Zudem macht der Konzern operativ Gewinn: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erreichte in den ersten neun Monaten des Jahres 79,7 Millionen Euro. Höchstwahrscheinlich noch 2004 komme das Ergebnis einer Sonderprüfung, bestätigt ein Unternehmenssprecher gegenüber BÖRSE ONLINE. Diese Maßnahme hatte die Hauptversammlung beschlossen, um einige seltsame Verträge früherer Vorstände zu untersuchen. Entscheidend für PrimaCom ist dabei die Frage, ob der Zinssatz für das nachrangige Darlehen von 20 Prozent sittenwidrig ist. Denn dann wäre PrimaCom gerettet, weil das Unternehmen diesen Kredit nicht mehr bedienen müsste.
Ausschnitt aus Börse Online, 9.12.2004
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