25.04.13 ALNO AG: Interview zur Unternehmensanleihe mit Max Müller, CEO, Ipek Demirtas, CFO, und Elmar Duffner, COO Die ALNO AG emittiert eine Unternehmensanleihe im Volumen von 45 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 8,50%. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutern Max Müller, CEO, Ipek Demirtas, CFO, und der COO Elmar Duffner ihre Strategie.
BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie sich für die Emission einer Unternehmensanleihe entschieden? Müller:
Wir haben im letzten Jahr Kapitalmaßnahmen durchgeführt, d.h. zunächst eine Kapitalherabsetzung mit anschließender Kapitalerhöhung. Im Zuge dessen haben wir alle Bankverbindlichkeiten abgelöst. Damit sind alle Sicherheiten, die wir den Banken gewähren mussten, wieder frei geworden – dies in einem Volumen von über 200 Mio. Euro. Die Bilanz haben wir weitestgehend in Ordnung gebracht, jetzt wollen wir expandieren und insbesondere im Ausland wachsen. Die Mittel aus der Anleiheemission benötigen wir in erster Linie zur Finanzierung des Umlaufvermögens. Demirtas:
Wir haben bereits eine Reihe von Investitionen getätigt, so haben wir beispielsweise in der Schweiz fünf Küchenstudios eröffnet. In UK haben wir eine Vertriebsgesellschaft übernommen. In China haben wir ein wichtiges Joint-Venture gegründet, in den USA wurde das erste Küchenstudio eröffnet, das zweite folgt in Kürze. Darüber hinaus haben wir ein Logistikunternehmen gekauft. Wir wollen an dieser Stelle weiter voranschreiten und im Ausland wachsen, hierfür benötigen wir ein höheres Working Capital. Zudem möchten wir das Kapital für Akquisitionen und Effizienzsteigerungen in unseren Werken nutzen.
BOND MAGAZINE:
Bitte erläutern Sie die Eckpunkte zu den Zahlen des Geschäftsjahres 2012 und dem erreichten Turnaround. Demirtas:
2011 hatten wir mit einem operativen Verlust von nahezu 50 Mio. Euro eine sehr schwierige Ausgangssituation, dies hatte erhebliche Auswirkungen auf die Finanzlage des Unternehmens. Daher waren 2012 die Kapitalmaßnahmen sehr wichtig. Insbesondere im ersten Halbjahr 2011 gab es eine sehr kritische Berichterstattung über ALNO. Dennoch konnten wir 2012 ein bereinigtes EBITDA von nahezu 17 Mio. Euro erreichen. Im Vergleich zu 2011 bedeutet dies eine Steigerung um rund 36 Mio. Euro. Das bereinigte EBIT konnten wir von -35 Mio. Euro auf +1,1 Mio. Euro steigern. Auch die Bilanzstruktur hat sich deutlich verbessert, wir konnten das Eigenkapital von -73 Mio. Euro auf -7,5 Mio. Euro signifikant steigern und alle Bankverbindlichkeiten ablösen.
BOND MAGAZINE:
Das Eigenkapital ist aber noch negativ. Demirtas:
Ja, das Eigenkapital ist noch negativ, aber wir konnten 2012 bereits erhebliche Fortschritte erzielen. Wir sind auch sehr zuversichtlich, beim Eigenkapital in diesem Jahr einen positiven Wert zu erreichen. Müller:
Wir haben eine Markterhebung in Auftrag gegeben – rund 73% aller Deutschen kennen die Marke ALNO. Poggenpohl, Siematic und Bulthaup kommen auf ca. 45 bis 50%. Eine Spezialagentur hat zudem den Wert der Marke analysiert und kommt dabei auf einen Markenwert von rund 60 Mio. Euro. Den Markenwert haben wir nicht aktiviert, aber es zeigt doch, welche Substanz im Unternehmen steckt.
BOND MAGAZINE:
Wäre es nicht sinnvoller, vor einer Anleiheemission eine weitere Kapitalerhöhung durchzuführen? Müller:
Die Anleiheemission hindert uns nicht daran, dies zu tun. Demirtas:
Wir werden im April auch Zuschreibungen haben, die das Eigenkapital weiter steigern. Die wirklich wichtigen Meilensteine haben wir im letzten Jahr schon erreicht.
BOND MAGAZINE:
Wir haben jetzt schon April, welche Zuschreibungen sind zu erwarten? Demirtas:
Bei der ALNO AG wurden 2009 im Einzelabschluss außerordentliche Abschreibungen von insgesamt 24 Mio. Euro vorgenommen. Auf Basis uns vorliegender Gutachten werden wir insbesondere auf die Immobilien Zuschreibungen von rund 5 Mio. Euro vornehmen.
BOND MAGAZINE:
Sie haben kürzlich Großaufträge aus Indien, Polen und Südkorea gemeldet, den Exportanteil wollen Sie zudem steigern. Mit welchen Maßnahmen möchten Sie das erreichen? Duffner:
Wir haben verschiedene Schwerpunktmärkte identifiziert, die sehen wir in Europa z.B. in Großbritannien, in Frankreich und der Schweiz sowie in Übersee in China mit dem bereits erwähnten Joint Venture sowie in den USA. Wenn wir Österreich herausrechnen, dann haben wir einen Exportanteil von rund 16%. Unsere Mitbewerber haben teilweise einen Exportanteil von über 40%. Dieses Potenzial wollen wir auch erarbeiten. In Großbritannien haben wir einen auf Projekte spezialisierten Partner übernommen, wir haben eine Franchise-Kette, die wir ausbauen wollen, und in Frankreich haben wir einen Großkunden akquiriert, das ist die größte Franchise-Kette, die auf Küchen spezialisiert ist und der insgesamt 350 Küchenstudios angehören. Allein hiervon erwarten wir uns einen zweistelligen Millionenumsatz. In Dänemark haben wir einen Neukunden mit 25 Filialen akquiriert. Mit diesen Maßnahmen sehen wir sehr gute Chancen, die Exportquote zu erhöhen.
BOND MAGAZINE:
Wie unterscheiden sich die Zielmärkte vom deutschen Markt, weshalb ist eine Steigerung des Exportanteils so wichtig für Sie? Müller:
Bei Küchenherstellern ist der deutsche Markt weltweit der wettbewerbsintensivste. Folglich sind in Deutschland die Preise für Einbauküchen am niedrigsten. Praktisch alle Exportmärkte erlauben höhere Preise und damit auch höhere Margen. In vielen Exportmärkten sind die Margen drei Mal höher als in Deutschland.
BOND MAGAZINE:
Welchen Ausblick können Sie uns geben und wie können Anleger sicher sein, dass der Turnaround nachhaltig ist? Müller:
Wir haben im letzten Jahr schon einen Riesenschritt gemacht. Dabei sind wir beim Umsatz noch leicht geschrumpft, in diesem Jahr werden wir erstmals wieder wachsen. Auch beim EBITDA erwarten wir eine weitere Verbesserung auf rund 20 Mio. Euro.
BOND MAGAZINE:
Was können wir mittelfristig erwarten? Duffner:
Zurzeit gibt es in Deutschland 55 Küchenhersteller mit über 50 Mitarbeitern. Wir erwarten eine weitere Konsolidierung des Marktes und sind als Nummer 2 sehr gut positioniert, an dieser Konsolidierung teilzunehmen und Produktionen in unsere vier Fabriken zu integrieren.
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