Preisanstieg: Rohstoff-Rally verteuert Stahlproduktion
Im nächsten Quartal werden die Lieferpreise für Eisenerz voraussichtlich um 20 Prozent steigen. Obendrein will der drittgrößte Exporteur Indien die Ausfuhrzölle vervierfachen. Zugleich steigt auch der Preis für Kokskohle.
Stahlkocher weltweit müssen sich auf einen weiteren Anstieg der Eisenerzpreise gefasst machen. Die Lieferverträge für das zweite Quartal würden sich voraussichtlich um ein Fünftel verteuern, meldete am Montag die Nachrichtenagentur Reuters. Dies ergebe sich aus dem durchschnittlichen Spot-Preis in den zurückliegenden drei Monaten.
Die großen Bergwerkskonzerne kalkulieren ihre Lieferverträge für das kommende Quartal auf Basis der Durchschnittspreise von Anfang Dezember bis Ende Februar. Diese lagen laut dem Preisindex des Finanzdatendienstleisters Platts einschließlich Frachtgebühren bei 179,20 Dollar pro Tonne, 20 Prozent höher als in den drei Monaten davor.
Nach einem Anstieg auf 193 Dollar pro Tonne am 15. Februar waren die Spot-Preise in den vergangenen Wochen wieder gefallen. Am Montag kostete Eisenerz zur sofortigen Lieferung laut Platts-Index 183 Dollar pro Tonne. Doch ein neuerlicher Anstieg ist wahrscheinlich: Das drittgrößte Exportland Indien kündigte am Montag an, die Ausfuhrzölle auf Eisenerz auf 20 Prozent zu erhöhen. Für Eisenerz in Pulverform bedeutet das eine Vervierfachung der bisherigen Sätze, die Ausfuhrzölle auf Erzbrocken lagen bislang bei 15 Prozent.
Die indische Regierung will mit den höheren Zöllen die jährlichen Exporte von zuletzt rund 100 Millionen Tonnen Eisenerz drosseln, um die heimische Stahlindustrie zu unterstützen. Problematisch ist das vor allem für chinesische Unternehmen, bislang die wichtigsten Kunden der indischen Eisenerzproduzenten.
Eine gute Nachricht sind die indischen Exportzölle dagegen für die großen Bergwerkskonzerne BHP Billiton , Rio Tinto und Vale. Die beiden britisch-australischen Unternehmen und ihr brasilianischer Konkurrent fuhren wegen der hohen Rohstoffpreise bereits im vergangenen Jahr Rekordgewinne ein.
Neben der steigenden Nachfrage nach Eisenerz vor allem in China trug zu dieser Entwicklung auch eine Umstellung der Lieferverträge bei. 40 Jahre lang kungelten Minengesellschaften und Stahlkonzerne hinter verschlossenen Türen die Preise für Eisenerz aus. Der erste Verhandlungsabschluss zwischen einem Minenbetreiber und einem Großkunden wurde dabei zur Referenz, dem die gesamte Branche ein Jahr lang folgte. Im Frühjahr 2010 setzten die Bergwerksbetreiber aber die Umstellung auf Vierteljahresverträge durch.
Neben den Preisen für Eisenerz zogen in den vergangenen Monaten auch die Kosten von Kokskohle kräftig an, die von der Stahlindustrie als Brennstoff genutzt wird. Die ebenfalls vierteljährlich festgelegten Lieferpreise dürften für das nächste Quartal rund 300 Dollar pro Tonne erreichen. Hintergrund sind die Überschwemmungen und Brände in Australien. Normalerweise kommen mehr als die Hälfte der weltweiten Kokskohle-Exporte vom fünften Kontinent.
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