N E W S T I C K E R - I R A K K R I E G

Initiiert hat das Sex-Happening Sven Mittermaier, Alt-68 und Vorsitzender des Vereins "Freie Liebe". Eingebunden in die Aktion waren über 230 Swingerclubs in Deutschland. Ihre Aufgabe bestand darin, dass Treiben ihrer Besucher eine ganze Nacht lang auf Video aufzuzeichnen. Mehr als 1.300 Stunden Film zeigen schwitzende und spritzende Leiber. Für Mittermaier der Beweis für den Durchhaltewillen der Deutschen, die Belastbarkeit der deutschen Frau und die Standhaftigkeit des deutschen Mannes. "Die absurden Beleidigungen der amerikanischen Öffentlichkeit, Deutschland wäre eine Nation von Schlappschwänzen und Weichlingen wird mit dem Videomaterial eindeutig widerlegt", erklärt der Initiator.

Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesaußenminister Joschka Fischer, Freunde Mittermaiers aus früheren Sponti- und Juso-Tagen, bedankten sich für die aktive Unterstützung der Swinger gegen den Irak-Krieg. Sie sagten zu, dass der deutsche Botschafter in den USA, Wolfgang Ischinger, die 330 Videobänder dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush überreichen werde. Ebenso sollen alle führenden Medien in den Vereinigten Staaten das Protestmaterial erhalten.

Aber auch die Pornoproduzenten Deutschlands entdecken ihr politisches Gewissen. Ziel ihrer Attacken ist Saddam Hussein. So drehte Inflagranti Film, der führende Berliner Hardcore Produzent, seinen neuesten Masturbations-Film, unter dem Titel "13 geile Wix-Stuten - Saddam, wir kommen!", mit einer Saddam-Handpuppe als Dildoersatz. Konsumenten und Kritiker sind sich einig, ein Meisterwerk der politischen Selbstbefriedigung. Wesentlich härter ging die Produktionsfirma Subway Innovative Prodactions das Thema an. In ihrer Reihe Avantgarde Extreme drehten sie den Film "Sex-Saddam - Eine Kakophonie aus Exkrementen." In diesem Pornostreifen erhalten erstmals menschliche Ausscheidungen Sitz und Stimme im irakischen Revolutionsrat.

Mittermaier will es aber nicht bei symbolischen Akten belassen. Sollte Amerika Truppen aus Deutschland in die Golfregion verlegen, sind anstatt Sitzblockaden "Fickblockaden" vor den Kasernen geplant. Seiner Erfahrung nach sind kopulierende Menschen schwerer durch die Polizei davonzutragen als einsam-onanierende Sitzblockierer. Innenminister Schily, bekannt durch seine Sitzblockaden während des NATO-Doppelbeschlusses, verwahrt sich gegen diesen politisch-erotischen Anarchismus. Er droht jedem Swinger mit der Anklage wegen Landfriedensbruch, sollten militärische Einrichtungen blockiert werden. Im Innenministerium fürchtet man insgeheim den in den Clubs praktizierten Doppeldecker. Wegen des Gewichts, eine Frau und zwei Männer, ein unüberwindliches Hindernis für die Polizei, da zu schwer zum wegtragen.