inko Solar - Q3 Conference Call und dazu noch Erklärungen zu den Q3 Zahlen inkl. einer Q4 Schätzung
- alleine der höhere Solarglaspreis hat negative Auswirkungen auf die Fertigungskosten von 0,02 $/W bzw. erhöht die Fertigungskosten um 10%
- Jinko kann die Q4-Bruttomarge deshalb noch einigermaßen hoch halten zwischen 13 bis 15%, da die Fertigungsprozesskosten weiter gesenkt werden können, in China die Modulpreise gestiegen sind, man ein hohes Absatzvolumina in den USA hat mit hohen Margen (für bifaciale Module gibt es in den USA noch keine Importzölle) und der Polysiliziumpreis im Laufe von Q4 gesunken ist
- alles in allem wird der Modulverkaufspreis gg. Q3 leicht höher sein
- in Q4 könnte es zu US Strafzollrückzahlungen kommen im niedrigen einstelligen Mio. Bereich - nicht in der Q4 Bruttomargenguidance beinhaltet
- in Q4 erwartet Jinko wie schon in Q3 operative Kosten von 11% zum Umsatz - Grund für die für Jinko Verhältnisse niedrige operative Kosten: geringere Marketingkosten und Garantiekosten
- für Q1 und Q2 2021 erwartet Jinko eine schrittweise Erholung der Bruttomarge u.a. auch durch einen höheren Absatzanteil der hoch effizienten Tiger Modulreihe (40 bis 50% Absatzanteil in 2021)
https://seekingalpha.com/.../4393388-jinkosolar-holding...
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Viel Neues gab es es nicht beim heutigen Q3 Conference Call. Es wird bei der Profitabilität halt verdammt viel davon abhängen in weit vor allem die Preise für Solarglas und dann noch für Poly runter gehen werden im 1. Halbjahr 2021.
Durch die hohe vertikale Fertigungstiefe mit Module zu Wafer mit einem Ratio von 67% und den Modulfertigugskapazitäten von 30 GW bzw. den Waferkapazitäten von 20 GW ist Jinko bestens aufgestellt in der Fertigung. Von der Produkt/Vertriebsseite her ist man mit der hocheffizienten Tiger Modulreihe (bis 585 W pro Modul aktuell in der Massenproduktion) und mit den bifaciale Modulen inkl. transparenter Folie auf der Rückseite und damit kein Solarglas, ebenfalls sehr gut aufgestellt. Die Strategie des Jinkos Management seit 2 Jahren geht auf.
Die Nachfrage wird stark bleiben und es gibt sogar schon von Bloomberg Finance im Best Szenario eine 2021er Nachfrageschätzung von 173 GW. Das wäre ein Plus gg. diesem Jahr von sage und schreibe 50 GW bzw. 44%. Wenn es wirklich so weit kommen sollte mit den 173 GW, dann wäre das sensationell.
Von Jinko selbst erwarte ich in 2021 einen Modulabsatz von um die 30 GW was einen Umsatz von 7 bis 7,2 Mrd. $ implizieren würde. In diesem Jahr wird Jinko einen Umsatz von 5,2 Mrd. $ bei einem Modulabsatz von rd. 19 GW generieren. Von dem her ist im kommenden Jahr von Jinko von einem riesen Umsatzsprung auszugehen.
Wie heute nach den Zahlen schon erwähnt (gilt für meine Facebookseite), die Q3 Zahlen kamen im Prinzip wie erwartet rein. Ich würde sogar sagen einen Tick weit besser wie ich sie erwartet habe und waren somit gut meines Erachtens nach. Ein Non GAAP EPS von 1,06 $ bei einem Wechselkurshedgingverlust von 9,4 Mio. $ (in Q2 gab es hier noch ein Gewinn von 9,9 Mio. $) und der hohen Steuerlast von 10,2 Mio. $ (in Q2 waren es nur 3,2 Mio. $) kann sich absolut sehen lassen. Von dem her gesehen war das Q3 Non GAAP EPS qualitativ sogar besser wie das in Q2 mit 1,20 $.
Dass es bei der Finanzposition "Change in fair value of convertible senior notes and call option" zu einem riesigen Verlust kommen wird in Q3 war klar, denn aufgrund der Systematik dieser Posi gibt es bei einem Kursanstieg einen bilanziellen Verlust, und in Q3 war der Kursanstieg der Jinko-Aktie schon mehr als fulminant mit einem Anstieg von 17,71 $ auf 39,76 $. So gab es dann halt bei dieser Posi einen nicht liquiditätswiksamen Verlust von 46 Mio. $. Das hatte dann logischerweise die zu erwartende negative Auswirkungen auf das GAAP EPS und das lag in Q3 dann nur noch bei 0,02 $.
In den ersten 9 Monate kommt Jinko auf ein GAAP EPS von 2,01 $ und auf Non GAAP Basis von 3,06 $.
Dass in Q4 die Bruttomarge mehr oder weniger deutlich runter gehen wird war eigentlich ganz logisch, denn die Rohstoffpreise sind nun mal ganz kräftig gestiegen, vor allem Solarglas und Polysilizium. Hier mal ganz kurz meine Non GAAP Q4-Schätzung nach der Jinko Guidance (Umsatz zwischen 1,31 Mrd. $ bis 1,43 Mrd. $ - Bruttomarge zwischen zwischen 13% und 15%) und den operativen Kosten (11% zum Umsatz):
Umsatz: 1,4 Mrd. $ (Q3: 1,3 Mrd. $) -- Bruttomarge: 14% (Q3: 17%) Bruttogewinn: 196 Mio. $ (Q3: 220,2 Mio. $) -- operative Kosten zum Umsatz: 11% (Q3: 10,8%) EBIT: 42 Mio. $ (Q3: 80.4 Mio. $) -- EBIT-Marge: 3% (Q3: 6,2%) -- Finanzergebnis: - 20 Mio $ (Q2: - 22,6 Mio. $) EBT: 22 Mio. $ (Q2: 57,8 Mio. $) -- Steuerquote: 18% (Q3: 18,1%) Nettogewinn: 18 Mio. $ (Q3: 47,3 Mio. $) -- Aktienstückzahl: 44,4 Mio. EPS: 0,40 $ (Q3: 1,06 $)
Somit dürfte Jinko in Q4 auf Non GAAP Basis recht locker in der Gewinnzone bleiben können. Auf GAAP Basis wohl aber nicht, denn auch in Q4 dürfte es größere Verluste bei der Finanzposi "Change in fair value of convertible senior notes and call option" geben, denn aktuell steht die Jinko-Aktie deutlich höher wie zu Anfang Q3 (39,76 $).
Ich bin momentan nicht mehr in Jinko drin, denn meines Erachtens nach war der Kursanstieg in den letzten 3 Monaten von 20 auf 60 $ ganz einfach zu rasant. Bei solchen Kursanstiege ist halt nun mal die Gefahr einer scharfen Konsolidierung halt recht groß. Zumal die Jinko-Aktie durch diese Verdreifachung des Kurses viel Aufmerksamkeit bekommen hat und damit auch neue Aktionäre. Kann man ja z.B. auch in diesem Thread gut sehen, denn rd. 90% der Poster, die hier mittlerweile schreiben, posten erst seit dem rasanten Kursanstieg. Von den Fundamentals her, sprich EV/EBITA-Multiple oder dem einfachen KGV passt aber schon ein Kurs von 60 $ meiner Einschätzung nach, wenn man sich die aktuellen Bewertungen von Wachstumsunternehmen bzw. Unternehmen aus dem Erneuerbaren Sektor anschaut.
Was man bei Jinko beachten muss ist die 458 Mio. $ hohe Investoren Eigenkapitalfinanzierung bei der Jinko Tochter Jiangxi Jinko, ddie Ende Oktober durch geführt wurde. Die ist eigentlich nichts anderes wie eine Kapitalerhöhung durch die "Hintertür". Es wurden dabei zwar keine neuen Aktien ausgegeben, aber die neuen Jinko Investoren werden als Gesellschafter natürlich am Gewinn beteiligt und zwar mit rd. 25%. Das wird man dann erstmals bei den Q4-Zahlen einschätzen können welche Auswirkungen diese Eigenkapitalfinanzierung auf das EPS haben wird. Jedoch musste das Jinko genau so machen, denn das sind die Auflagen für ein Aktienlisting in China.
Was mir bei Jinko mittlerweile überhaupt nicht mehr gefällt ist die doch deutliche Zunahme der Verschuldung. In den letzten 12 Monaten ist die Nettofianzverschuldung um 460 Mio. $ auf 1,6 Mrd. $ gestiegen. Das Geschäft als produzierender, vertikal integrierter Modulbauer ist enorm kapitalintensiv, sei es mit dem Ausbau der Fertigungskapazitäten um Marktanteile halten zu können, sei es durch die technologischen Fortschritte um die vorhandenen Fertigungslinien aufzurüsten (PERC, n-type Wafer, Halbzellentechnologie, 72-Zellen Module, 1500 V Module, 9 Busbars). Bei Jinko kann man das ganz direkt bei der Tiger Modulreihe erkennen. In diesem Jahr wird Jinko so 1.200 MW an Tiger Module absetzen und im kommenden Jahr werden es über 10.000 MW sein. Jinko hat z.B. im letzten Jahr rd. 550 Mio. $ in ihre Produktionen gesteckt und in diesem Jahr werden es so um die 450 Mio. $ sein. Wie gesagt das Geschäft eines vertikal integrierten Modulbauer ist verdammt kapitalintensiv. Zum Schluß noch ein kleines Spielchen mit Blick auf 2021. Ich gehe davon aus, dass Jinko in 2021 einen Umsatzsprung von rd. 40% auf 7 Mrd. $ machen wird. Bei einer Bruttomarge von 16% bzw. einer EBIT-Marge von 5% würde ein operativer Gewinn von 350 Mio. $ raus kommen. Mit einem Finanzergebnis von Minus 90 Mio. $ wäre der Vorsteuergewinn bei 260 Mio. $ und nach Abzug der Steuer würde das ein Gewinn von rd. 210 Mio. $ ergeben. Nach Abzug von 25% an die Minderheitengesellschafter von Jiangxi Jinko wäre das in etwa ein Nettogewinn von 160 Mio. $ bzw. ein EPS von 3,60 $. Wie geschrieben das ist ein kleines Spielchen um etwas einschätzen zu können wo die Reise bei Jinko hingehen könnte in 2021. Mit einem 7 Mrd. $ Umsatz hat Jinko natürlich einen riesen Hebel. Eine Steigerung der Bruttomarge um 1% würde ja z.B. einen höheren Bruttogewinn von 70 Mio. $ bedeuten und nach Steuern von gut 55 Mio. $. Daran sieht man zum einen den riesen Umsatzhebel bei Jinko und zum anderen aber auch die großen Unsicherheiten bei den Schätzungen. Vor einem halben Jahr z.B. hat niemand in der Solarbranche gedacht, dass der Preis für Solarglas so enorm steigt wie der nun halt mal gestiegen ist und die Bruttomarge heftig negativ belastet.
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