(sda/rtd/afd/dpa/ap) Die US-Handelsbank JP Morgan Chase übernimmt die Investmentbank Bear Stearns. Die drittgrösste amerikanische Bank zahlt rund 236 Millionen Dollar für den von der Hypothekenkrise arg in Mitleidenschaft gezogenen Konkurrenten. JP Morgan Chase teilte am Sonntagabend (Ortszeit) mit, sie werde für die Übernahme zwei Dollar je Aktie in eigenen Anteilsscheinen zahlen. Der Preis liegt weit unter dem Börsenwert von Bear Stearns.
Am Freitag hatten die Papiere der zuletzt mit massiven Liquiditätsproblemen kämpfenden New Yorker Bank den Handel noch bei einem Kurs von 30,85 Dollar beendet. Die Gesamtkosten des Geschäfts bezifferte JP Morgan jedoch auf deutlich höher. Nach der vollständigen Eingliederung der fünftgrössten amerikanischen Investmentbank in das eigene Geschäft werde es einen Gewinnzuwachs von einer Milliarde Dollar bringen.
Die Übernahme soll innerhalb von rund 90 Tagen abgeschlossen werden. Rasche Zustimmung
Die US-Notenbank und die Regierung billigten die Übernahme unmittelbar im Anschluss an die Entscheidung am Sonntagabend. Die Fed unterstützt die JP Morgan Chase bei der Finanzierung der Übernahme. Ein Zusammenbruch von Bear Stearns hätte die Unsicherheit an den Finanzmärkten weiter verstärkt, was die Regierung unbedingt verhindern wollte. Die US-Notenbank habe zudem im Zusammenhang mit der Übernahme Sonderfinanzierungen zugesagt und zugestimmt, für die Sicherung von Vermögenswerten von Bear Stearns bis zu 30 Mrd. Dollar einzuschiessen, teilte JP Morgen weiter mit.
Der amerikanische Finanzminister Henry Paulson zeigte sich zufrieden über die Bear-Stearns-Übernahme und das Eingreifen der Fed. Diese stärkten Stabilität, Liquidität und das ordnungsgemässe Funktionieren der Märkte, erklärte Paulson, der an den Gesprächen über die Übernahme der Investmentbank beteiligt gewesen war.
Bear Stearns war die Liquidität Ende vergangener Woche weitgehend ausgegangen und sie musste rasch von J.P. Morgan Chase und der regionalen Notenbank von New York gestützt werden.
Der Finanzvorstand von JP Morgan, Michael Cavanaugh, machte keine Angaben zu der Frage, was jetzt mit dem 14'000 Beschäftigten von Bear Stearns passiert. Ebenso wurde nicht erklärt, ob der Name des Instituts erhalten bleiben soll. In einer Telefonkonferenz mit Analytikern und Investoren sagte Cavanaugh, die Bank sei vor allem am Investmentgeschäft mit grossen Anlegern wie Hedge Funds interessiert. Diskontsatz gesenkt
Fast gleichzeitig zu der Bankenübernahme senkte die Fed ihren Diskontsatz mit sofortiger Wirkung auf 3,25 Prozent. Liquide, gut funktionierende Märkte seien wesentlich, um das Wirtschaftswachstum zu fördern, teilte die Fed zur Begründung mit. Zuletzt hatte die Zentralbank den Diskontsatz Ende Januar auf 3,5 Prozent gesenkt. .
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