Tausche Haus für Arbeitsplatz!
Ungewöhnliches Angebot nach fast 600 erfolglosen Bewerbungen Kassel. Wie verzweifelt muss man sein, wenn man keinen Job findet? Oder anders gefragt: Zu welchen Aktionen ist man imstande, um wieder arbeiten zu können? Erich Krumsig will seinem Glück auf außergewöhnliche Weise auf die Sprünge helfen. Ende Januar und am vergangenen Samstag unterbreitete er mit einer Kleinanzeige in der HNA foldendes Angebot: "Tausche Haus für Arbeitsplatz!"
Ende Januar und am vergangenen Samstag unterbreitete er mit einer Kleinanzeige in der HNA foldendes Angebot: "Tausche Haus für Arbeitsplatz!"Krumsig hat seit seinem 14. Lebensjahr gearbeitet. Der gelernte Bäcker und ausgebildete Einzelhandelskaufmann, der beim Werkzeugspezialisten August Döhne in Kassel in die Lehre ging, hat schon alles Mögliche gemacht. Zuletzt war er über 20 Jahre lang Leiter einer Anlage zur Wasseraufbereitung.
Doch seit November 2005 hat der 56-Jährige keine Arbeit mehr. Als ein neuer Chef kam, musste er gehen. Seitdem hoffte er vergebens auf eine feste Stelle. Und leidet. "Ich fühle mich total schlecht", sagt er. Nach fast 600 erfolglosen Bewerbungen und "vielen langen, schlaflosen Nächten" kam ihm die Idee, sein Elternhaus in Immenhausen (Kreis Kassel) zum Tausch gegen einen festen Job anzubieten.
"Tausche Haus gegen sicheren Arbeitsplatz!" - Ende Januar und am vergangenen Samstag unterbreitete Krumsig mit einer Kleinanzeige in der HNA sein ungewöhnliches Angebot. "Ich wollte damit auch auf mein Schicksal aufmerksam machen", sagt er. "Einem 56-jährigen Mann traut man nur wenig oder gar nichts mehr zu." Noch wohnt Krumsig, nun Hartz-IV-Empfänger, selbst in dem Dreifamilienhaus mit Garten an der Pascheburgstraße, in dem er aufgewachsen ist. Schätzwert: 160 000 Euro. Er lebt allein. Zwei unglückliche Ehen liegen hinter ihm. Der Vater ist lange tot, die Mutter wird in einem Pflegeheim versorgt. Die hohen Pflegekosten waren ein weiterer Grund für das ungewöhnliche Tauschangebot. "Das Geld reicht bald nicht mehr", sagt Krumsig über die Rente seiner Mutter. Verkaufen will er das Haus nicht. Die Angebote hätten alle weit unter Wert gelegen.
Der 56-Jährige, der morgen seinen 57. Geburtstag feiert, will lieber arbeiten. "Ich bin ein recht geschicktes Bürschchen", sagt er. Schweißen, Stapler fahren oder als Fahrer im Einsatz sein - alles kein Problem. Er ist nicht wählerisch. Nur Zeitarbeit lehnt er ab. "Zeitarbeitsfirmen unerwünscht", so steht es in der Anzeige. "Es ist mir egal, was ich mache", sagt er. "Hauptsache Arbeit. Ich will als Mensch behandelt werden, nicht als Vieh."
Noch wartet er auf Angebote. Wenn sich ein Arbeitgeber findet, der sich darauf einlässt, soll ein Notar das Tauschgeschäft absichern. Schließlich wolle er sicher sein, dass er nicht nach ein oder zwei Jahren arbeitslos wird, weil die Firma pleite ist. Und das Haus ist weg. Am liebsten hätte er einen sicheren Job bis zur Rente. "Das wäre der Idealfall."
Auch wenn er sein Leben lang in dem Haus gewohnt hat, fällt ihm der Abschied offenbar nicht sehr schwer. "Ein bisschen Herzblut hängt noch dran", räumt er ein. "Aber der Zweck heiligt die Mittel."
Von Ellen Schwaab
10.02.2009
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