Den HaagDie anhaltend hohen Ölpreise haben dem Shell-Konzern erneut Milliardengewinne beschert. Im ersten Quartal 2011 stieg der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Milliarden Dollar auf 6,9 Milliarden Dollar, teilte Shell am Donnerstag mit. Abgesehen von hohen Erdölpreisen habe Shell sein Ergebnis auch durch Verbesserungen der Produktion steigern können, erklärte Konzernchef Peter Voser bei der Vorstellung der Zahlen in Den Haag. Außerdem soll weiter daran gearbeitet werden, die Kosten zu reduzieren.
Die Quartalsdividende liegt bei 0,42 Dollar je Aktie und damit wie im Vorjahr.
Insgesamt werden in der Ölbranche wegen des hohen Preisniveaus für das abgelaufene Quartal erhebliche Gewinne erwartet. Der Shell-Konkurrent BP hatte allerdings am Vortag als Folge der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko erneut Verluste melden müssen. Zwar hat der Ölmulti im ersten Quartal einen Gewinn von 5,48 Milliarden Dollar (umgerechnet 3,7 Milliarden Euro) erwirtschaftet, doch der Überschuss fiel zwei Prozent niedriger aus als im selben Zeitraum des Vorjahrs. Da wäre wohl mehr drin gewesen: Branchenexperten hatten angesichts des hohen Ölpreises und der deutlich verbesserten Margen im Raffineriegeschäft mit einem geringeren Rückgang gerechnet.
Rohöl ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 40 Prozent teurer geworden. Grund dafür sind die massiven Unruhen in Libyen und die Sorge, dass diese auf das weltweit wichtigste Ölförderland Saudi-Arabien übergreifen könnten. Die Margen bei der Weiterverarbeitung des Rohstoffs haben sich parallel dazu verdreifacht.
Bei der Konkurrenz laufen die Geschäfte besser. So meldet etwa Conoco Phillips steigende Überschüsse. Der Gewinn der amerikanischen Ölgesellschaft hat um mehr als ein Drittel auf gut drei Milliarden Dollar zugelegt. Und der italienische Energiekonzern Eni hat 22 Prozent mehr verdient. Der Profit lag bei 2,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Bei dem US-Konkurrenten Chevron rechnen Analysten mit knapp sechs Milliarden Dollar Gewinn - fast 30 Prozent mehr als im ersten Quartal des Vorjahrs. Und bei Exxon Mobil, der weltweit größten unter den börsennotierten Ölfördergesellschaften, sagen Branchenexperten eine Gewinnsteigerung um bis zu 60 Prozent voraus.
Derzeit kostet ein Barrel (159 Liter) Rohöl fast 125 Dollar. Wenn die Preise weiter klettern, dann könnte dieses Jahr für die Branche ähnlich gut werden wie 2008. Damals kostete ein Barrel Öl mehr als 147 Dollar - die Konzerne verbuchten Rekordgewinne. Der Überschuss von Exxon Mobil etwa stieg 2008 auf 45,2 Milliarden Dollar. So viel hat bislang kein anderes börsennotiertes US-Unternehmen jemals verdient.
Der hohe Ölpreis lässt zwar die Gewinne der Energiekonzerne steigen. Er heizt jedoch auch die Inflation an, macht das Tanken teuer - und setzt offenbar die US-Regierung unter Druck. Umfragen zufolge sinkt die Popularität von Präsident Barack Obama angesichts des steigenden Benzinpreises.
Obama hat deshalb in den vergangenen Tagen wieder Stimmung gegen die Ölbranche gemacht. Er will die milliardenschweren Subventionen für die Industrie abschaffen. Über zehn Jahre könnten so 43,6 Milliarden Dollar eingespart werden. Mit dem Geld will der Präsident das hohe Staatsdefizit senken.
Obama hat die erdölexportierenden Länder (OPEC) zudem zu einer höheren Produktion aufgefordert. "Wir sprechen viel mit den großen Förderländern wie Saudi-Arabien", sagte Obama am Dienstag im amerikanischen Fernsehen. Diese müssten die Ölproduktion hochschrauben, um den Preisanstieg zu bremsen. Schließlich sei es auch im Interesse dieser Länder, dass die Weltwirtschaft nicht durch zu hohe Rohstoffpreise ausgebremst werde.
24hs