Typischer Moral Hazard.
Da würde ich nicht zustimmen. Moral Hazard setzt zu einem großen Teil voraus dass ich mutwillig riskantes Verhalten an den Tag lege mit dem ich billigend in Kauf nehme dass ich andere schädige. Es geht somit meistens um ein gewisses Maß an Böswilligkeit seitens des Handelnden. Das kann ich so bei der Unternehmensstrategie von Osram nicht erkennen.
Es geht bei Osram vielmehr darum, das Unternehmen auch in Zukunft profitabel zu machen. Sicher ist es ein Risiko, eine Milliarde in eine Chipfabrik in Malaysia zu stecken. Aber am Ende ist jede Investition riskant, und das Risiko ist hier nicht erhöht durch den Investitionszweck, sondern schlicht und einfach durch die Investitionssumme. Man müsste sich auch mal fragen, ob Osram diese eine Milliarde wirklich woanders risikoärmer investieren könnte. Selbst wenn mit dieser einen Milliarde der von manchen Großaktionären geforderte Umbau zu einem schlanken, innovativen High Tech-Nischenunternehmen vorangetrieben würde (und was für Börsen-Buzzwords man sonst noch bemühen will bei denen sich der Verstand von Börsenspekulanten reflexartig abschaltet) - es gäbe keine Garantie dafür, dass diese Strategie risikoärmer wäre.
"Nischen" haben eigentlich sogar ein mitunter deutlich erhöhtes Risiko, weil die hohen Margen und das oft mit Nischen verbundene hohe Wachstum Wettbewerber anlocken. Und dann muss ich am Ende zusehen dass meine schöne Nische nach drei vier Jahren überrannt wird von asiatischer Billig-Konkurrenz, und ich sitze da mit meinem hochspeziellen Produkt bei dem die Preise verfallen, das wenig Anwendungsalternativen in anderen Marktsegmenten hat, und für das ich einen teuren Maschinenpark eingerichtet habe der sich jetzt nicht mehr rentiert.
Hier mal ein interessanter Artikel von heute zu Osram und zur ganzen Nischen-Problematik;
http://industriemagazin.at/a/...essen-sich-finanzfirmen-auf-osram-ein
Die ganzen Investoren die sich jetzt auf die Hinterbeine stellen denken am Ende auch nur von zwölf bis mittags. Das ist eben der Zeitgeist... man will schnell Geld sehen, und will sich nicht einlassen auf eine längerfristig angelegte Erfolgsstrategie.
Aber selbst falls man das Management von Osram doch noch umstimmen könnte - die gleichen Investoren die jetzt meckern dass so viel Geld in eine neue Fabrik fließt würden in fünf Jahren dann Osram vorwerfen dass man nicht in Wachstum investiert hat. Wie halt in dem Artikel steht - mit so ner Nischenstrategie kann man sich auch in die Sackgasse manövrieren.
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