"So lange sie sich von ihrem Atomaktivitäten in Belgien und in der Türkei nicht getrennt haben, so lange sehe ich kein großes Erholungspotenzial"
Ganz so einfach ist das aber nicht, wie du dir das hier machst, lieber Pendulum. ;-)
Versteh´ mich bitte nicht falsch !!! Ich bin selbst dafür, dass Engie sich mittelfristig- bis langfrsitig von ihren einzigen Atommeilern ("Thiange" und "Doel") trennen , da ich diese "Energiegewinnungsform" generell für "absolut unverantwortlich" halte. Das gilt natürlich erst recht, wenn es sich dabei um Atom-Meiler wie "Doel" oder "Thiange" handelt, die teilweise ihre ursprünglich geplante Lebenszeit (40 Jahre) schon überschritten haben und häufig "kleinere und mittlere Störfälle" aufweisen. Nur ist diese "geforderte Trennung" eben alles andere als einfach.
Diese beiden Meiler haben nur noch wenige Jahre "Betriebserlaubnis" (max. bis 2025) und schon alleine wegen ihres Alters ist ein "Verkauf" de facto ausgeschlossen. Engie kann diese Meiler also nur stilllegen und dann mit dem Rückbau beginnen. NUR GEHT AUCH DAS NICHT SO EINFACH !!! ;-)
Diese beiden Meiler stemmen derzeit nämlich 55% der belgischen Stromerzeugung !!! Belgien ist im Moment noch von diesen beiden Meilern absolut abhängig und bemüht sich derzeit darum, den Strombedarf zukünftig durch andere Energiegewinnungsformen zu decken. Nur wird das noch ein paar Jahre dauern, bis man da "Ersatz" beschafft hat. Das ist ja überhaupt erst der Grund, warum die alten (und kleineren) Reaktorblöcke dieser beiden AKW ("Thiange 1" und "Doel 1 + 2") heute überhaupt noch laufen (dürfen) !!
Engie können also weder ihre beiden einzigen AKW´s verkaufen ... Noch können sie diese Meiler "von heute auf morgen stilllegen" ...
Ich persönlich erwarte von Engie natürlich auch einen "mittelfristigen EXIT-Plan" , was diese beiden AKW´s betrifft und hoffe, dass diese auch bis - spätestens - 2020 abgeschaltet werden. Alles was darüber hinaus geht ("Trennung" / "sofortige Stillegung") ist schlichtweg unrealisitsch.
Auch Engie befindet sich (wie die gesamte Branche) in einem "langen Transformationsprozess" , der auch noch lange nicht abgeschlossen ist. Engie trennen sich z.B. derzeit massiv von Kohlekraftwerken und haben jegliche "Neuinvestition" in diesem Bereich gestrichen. Mit dem Verkauf des polnischen KKW und der Stilllegung des australischen KKW , ist der Anteil von "Kohlestrom" bei Engie bereits auf unter 10% der gesamten Erzeugungskapazität gesunken. Auch die beiden AKW´s machen hier nur 6% der Gesamtkapazität aus.
Es sind also nicht die "Atomaktivitäten" von Engie, die eine "Erholung verhindern" , sondern die weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen insgesamt, die sich erst in den letzten Monaten stabilisiert haben (Strompreise, Brasilien-Krise, etc.) ... (Ein Grund dafür ist u.a. , dass Frankreich (bzw. EDF) derzeit Probleme mit einer Vielzahl ihrer eigenen AKW´s haben und viele davon derzeit nicht am Netzt sind. Das führt dazu, dass wir derzeit in Frankreich außerordentlich hohe Strompreise sehen.)
Engie haben noch einen Haufen Arbeit vor sich. Die "Transformation" ist eingeläutet und hat auch schon kräftig Fahrt aufgenommen. "Abgeschlossen" ist diese Transformation aber noch lange nicht.
Dennoch sehe ich Engie auf dem richtigen Weg! Hier wird es aber noch einige Zeit dauern, bis sich diese Transformation dann auch in den operativen Kennziffern wiederspiegeln. Im Moment gilt es erstmal das Unternehmen für die Zukunft komplett neu aufzustellen und umzukrämpeln.
Gruß
Dein Börsengeflüster
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