Ein paar Fakten:
Insolvenzanmeldung der STEILMANN SE wg. Zahlungsunfähigkeit (nicht Überschuldung)
GUV 2014 (2013): Umsatz 591 Mio (440 Mio), JÜ -4,1 Mio. (15 Mio) Bilanz 2014 (2013): Liquide Mittel 98 Mio. (58 Mio.), Vbl. 485 Mio (222 Mio)
IPO: Ausgabepreis: 3,50 EUR, Erster Kurs am 05.11.15: 3,60 EUR Bankenkonsortium: ODDO SEYDLER BANK AG (Konsortionalführer), Banca IMI (Konsortiumsmitglied)
Aktionärsstruktur - STEILMANN SE: Steilmann Holding 88,76%, Streubesitz 11,24%
Adler Modemärkte AG: 52,8% Beteiligung Steilmann Holding mit Equinox über S&E Kapital (Marktwert Adler 160 Mio)
Anleihen: Steilmann - Boecker Fashion Point GmbH & Co. KG (Emissionsvolumen zum Nennwert = 73 Mio) DE000A12UAE0: 23.09.2018 (33 Mio) DE000A14J4G3: 09.03.2017 (10 Mio) DE000A1PGWZ2: 27.06.2017 (30 Mio)
Termine: 28.03.16 - Steilmann SE: Geschäftsbericht 2015 (bestätigt)
Fazit: Von vorher zum Scheitern verurteilt. Nur ein Blick auf die Zahlen 2014 reicht. Die Investmentbank und die M&A Berater haben den IPO durchgezogen. Ca. 10% konnte platziert werden, Emissonserlös ca. 8 Mio. Jetzt Insolvenzanmeldung nach 141 Tagen. Dennoch ein detaillierter Blick. Liquide Mittel ca. 50% von 2014 = 50 Mio - Vbl. ca. 500 Mio. - Anleihenvolumen 73 Mio + Vermögenswerte (bei Liquidation "Annahme" ca. 250 Mio) = ca. - 275 Mio + Verkauf Anteil 42 Mio.(Annahme: 50% von 52,8% von 160 Mio) = > -200 Mio. -> jetzt kann man einen Schuldenschnitt bei den Anleihen von 50% unterstellen, usw., dennoch heißt es, dass für die nachrangigen Gläubiger (=Aktionäre) nichts mehr übrig bleiben sollte. Quote 0%. Spekulation pur ("finde einen Dummen der mehr bezahlt als ich"). Anleihegläubiger können ggf. noch auf ca: 50% Quote hoffen, bei einem Kupon von 7% (nach den fundamental Zahlen des Prospekts viel zu gering mMn). Der IPO stinkt, denn das Investmentkonsortium geht zuerst an institutionelle Anleger während der Roadshow ran, wenn dann keine absehbaren Zeichnungen vorliegen, sage ich den IPO ab und verschiebe. Armutszeugnis für das Management und die Berater. Hier wurde es auf Biegen und Brechen durchgezogen. Wenn ich keine liquiden Mittel nach 141 Tagen auftreibe um Zahlungsunfähigkeit zu überbrücken (FK oder EK), dann sagt das alle über das Management und das zugrundeliegende Geschäftsmodell. Vorneweg ich bin und war nie investiert. Man mich richtig nervt, sind solche Tatsachen, die Investments und speziell Kleinanleger verarschen. Nicht jeder kann gut informiert sein, seine Schuld, ok, aber ein Rechtsstaat muss auch etwas "unbeschlagenere" Personen im "Finanzbereich" schützen (z.B. ich kann kein Auto reparieren und gerade mal einen Duschkopf wechseln, Technik da bin ich "nicht zu Hause"), ähnlich wie bei Junk Bonds und vor allem auch Anleihen mit Genussrechten. Ich hoffe hier gibt es eine Prospekthaftung (!) für alle Anlager der letzten 141 Tage ("Stellt sich heraus, dass im Emissionsprospekt unwahre oder irreführende Angaben zum Nachteil von Käufern der Neuemission gemacht wurden, haftet der Emittent und das Konsortium für entstandene Schäden."). Da kann ich mich wirklich aufregen. Der Weg ist klar abgezeichnet. Insolvenz und eine PE-Firma übernimmt eine neu strukturierte GmbH und die bisherigen Eigentümer, die Steilmann Holding (mit 88,76%) erhält im Vergleich zu allen Gläubigern und Aktionären noch einen respektablen Zuschuss zum Verkauf. Mein letzter Punkt: Die Steilmann SE ist zahlunsgunfähig, die Steilmann Holding hält übrigens die Beteiligung an der Adler Modemärkte AG. Das dürft ihr jetzt selber recherchieren. Wenn das Ganze nicht riecht, dann stinke ich ;-) Frohe Ostern!!
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