21.12.2005 10:50 DAX 2006/Infineon steht vor größtem Umbruch seiner Geschichte MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Infineon Technologies AG (Nachrichten/Aktienkurs) steht im kommenden Jahr vor der größten Veränderung in der Geschichte des Halbleiterherstellers. Mitte 2006 wird der Konzern das volatile Geschäft mit Speicherchips (DRAMs) abspalten. Hinter dem im Anschluss geplanten Börsengang der Sparte - auf die rund 40% des Konzernumsatzes entfallen - stehen jedoch noch einige Fragezeichen. Nach Einschätzung von Analysten könnte ein IPO angesichts des von einigen Experten erwarteten schwachen Marktumfelds für DRAMs im kommenden Jahr schwierig werden. Als Alternative fasst das Unternehmen eine Kooperation oder einen Aktiensplit ins Auge.
Infineon hatte Mitte November angekündigt, den Halbleiterhersteller zum 1.Juli 2006 in zwei Unternehmen - eines für Speicher- und eines für Logikchips - aufzuteilen. Bevorzugte Lösung des Managements für die Speicherchipsparte ist ein Börsengang. Nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Ziebart ist das Geschäft mit Speicherchips dank der zeitigen Umstellung der DRAM-Produktion auf Siliziumscheiben mit einem Durchmesser von 300 Millimeter gut für die Zukunft gerüstet. Die Sparte habe im dritten Jahr in Folge einen operativen Gewinn erwirtschaftet, hob er zuletzt auf der Jahrespressekonferenz weiter hervor.
Die Börsenpläne stoßen bei Marktteilnehmern jedoch teilweise auf Skepsis. "Die Frage dabei ist, wann sich die DRAM-Preise erholen bzw der jetzige Abschwung beendet ist", meint Theo Kitz von Merck Finck. Er gehe bislang von einer Erholung Ende kommenden Jahres oder Anfang 2007 aus. Ein Börsengang würde nur dann erfolgreich verlaufen, wenn die Marktaussichten erfolgversprechend seien. "Aus unserer Sicht ist der frühestmögliche Zeitpunkt für ein IPO der Spätsommer 2006, der von dem Angebot/Nachfrage-Ausblick für DRAMs abhängt", heißt es auch in einer Analyse von Lehman Brothers.
Als möglichen Ort für den Börsengang favorisieren die Analysten Asien oder die USA. Allerdings würde ein Verkauf oder eine Kooperation der Speicherchipsparte "vom Markt besser aufgenommen als ein IPO", heißt es in der Lehman-Studie weiter. Auch Kitz bevorzugt eine Partnerschaft, da man dann "die Risken und Ausgaben für immer teurere neue Werke teilen kann". Nach Angaben von Ziebart wird Infineon - der Konzern will sich in Zukunft auf das vergleichsweise stabile Logikgeschäft konzentrieren - aus Patentschutzgründen auf jeden Fall zunächst eine Mehrheitsposition an der Sparte halten.
Er ließ offen, wie der Erlös aus einem Börsengang auf das Geschäft mit Speicherchips und das verbliebene Logikgeschäft verteilt würde. Eine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2005/06 (zum 30. September) wollte der Infineon-Vorstandsvorsitzende wegen der unsicheren Entwicklung der DRAM-Preise bislang nicht geben. Die Schätzungen der Analysten liegen teilweise deutlich auseinander, einige der Experten gehen erneut von roten Zahlen aus. Während Kitz mit einem Ergebnis je Aktie von minus 0,10 EUR (Vj minus 0,42) EUR und die Analysten von Lehman mit minus 0,13 EUR je Aktie rechnen, stellt Günther Hollfelder von der HypoVereinsbank (HVB) plus 0,26 EUR in Aussicht.
Lehman hat die Infineon-Aktie auf "Equal weight" mit einem Kursziel von 8 EUR und die HVB auf "Outperform" mit einem Kursziel von 9,50 EUR je Aktie eingestuft. "Als Risikofaktoren sehen wir den negativen Trend der DRAM-Preise, Unsicherheit bezüglich des geplanten Börsengangs der Speichersparte sowie Aktienverkäufe durch Siemens", schreibt Hollfelder in einer Analyse weiter.
-Von Mathias Schmidt, Dow Jones Newswires, unternehmen.de@dowjones.com,
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