FBI zieht Netz immer enger
Bei der weltweit bislang größten Terroristenfahndung ziehen sich die Maschen um die Urheber und Hintermänner der verheerenden Anschläge in den USA immer enger zusammen. Das amerikanische FBI war zwei der Attentätern bereits vor den Terrorakten auf der Spur.
REUTERS Verhaftung: Am Donnerstag führte die New Yorker Polizei am JFK Airport einen Mann in Handschellen ab Washington/Brüssel/Karlsruhe - Ermittlungsbehörden in den USA und Europa erließen bis Sonntag auch im Zusammenhang mit extremistischen islamischen Gruppen mindestens vier Haftbefehle. Die Fahnder gehen inzwischen tausenden Hinweisen nach. Alle 19 Tatverdächtigen, die an den Selbstmordanschlägen in den USA beteiligt waren, sollen direkte oder indirekte Verbindungen zu dem mutmaßlichen saudi-arabischen Terroristenführer gehabt haben, so die US-Ermittler.
Allein in den USA und in Deutschland wurden mehr als 50 Wohnungen und Objekte durchsucht. Das US-Justizministerium stellte nach Medienberichten vom Sonntag einen zweiten Haftbefehl für einen "wichtigen Zeugen" aus. Ein Mann wurde in Jersey City festgenommen, doch war zunächst unklar, ob es sich dabei um den Gesuchten handelte. Er war einer von 25 Personen, die der Polizei wegen ungültiger Aufenthaltspapiere ins Netz gingen. Gegen einen ersten mutmaßlichen Tatzeugen war bereits am Freitag Haftbefehl erlassen worden. Der Mann war am Donnerstag auf einem New Yorker Flughafen festgenommen worden.
FBI hatte Attentäter bereits im Visier
Wie das Nachrichtenmagazin Newsweek am Samstag in seiner Online- Ausgabe berichtete, stand Khalid Al-Midhar - der in der Maschine saß, die auf das Pentagon stürzte - bereits seit dem 21. August auf der Fahndungsliste der US-Grenzpolizei. Die CIA habe dies veranlasst, da der Mann am Anschlag auf das Kriegsschiff "USS Cole" im Hafen von Aden im Jemen beteiligt gewesen sein soll. Eine Überprüfung habe jedoch ergeben, dass Al-Midhar zu diesem Zeitpunkt bereits zusammen mit Salem Alhamzi in die USA eingereist war. Auch Alhamzis Name stand auf der Passagierliste des Flugzeugs, das schließlich auf das Pentagon gestürzt wurde.
Die Fahndung nach den beiden Männern in den Wochen vor den verheerenden Anschlägen sei erfolglos geblieben, da die Gesuchten bei ihrer Einreise eine falsche Aufenthaltsadresse angegeben hätten. "Wir hatten nur zwei Wochen und eine winzige Information darüber, wo sie sich aufhalten könnten, die sich als falsch herausstellte", sagte ein Ermittler dem Nachrichtenmagazin.
Das FBI verhörte zudem zwei Inder, die "intime Kenntnisse" des Terrornetzwerkes haben sollen, das für die Anschläge in New York und Washington verantwortlich ist. An verschiedenen Orten durchsuchten die Ermittler 35 Objekte. Aus der Bevölkerung gingen 36.000 Hinweise ein. Justizminister John Ashcroft äußerte sich zufrieden über den Verlauf der Ermittlungen. "Wir fangen an zu verstehen, wie dieses schreckliche Verbrechen begangen wurde", sagte er in Camp David.
Bundesanwaltschaft: Noch keine Verbindungen zu Bin Laden
Die Bundesanwaltschaft hatte bis Sonntag trotz zahlreicher Hinweise auf die Aktivitäten islamischer Terroristen in der Bundesrepublik allerdings noch keine heiße Spur zu dem von den USA als Hauptverdächtigen genannten Osama Bin Laden.
In Hamburg wurden bis Samstag insgesamt 14 Wohnungen durchsucht. Nach Aussage von Generalbundesanwalt Kay Nehm konzentrieren sich die Ermittlungen auf das Umfeld der Tatverdächtigen aus der Hansestadt. Das sind neben Jarrah auch Mohammed el-Amir Awad Elsajjid Atta und Marwan Yousef Mohammed Alshehhai. Atta und Alshehhai waren in den Jets, die die Türme des World Trade Centers in New York rammten. Wie der "Der Spiegel" berichtet, hat das FBI den deutschen Behörden "erdrückendes Beweismaterial" gegen das Trio übergeben.
In Bochum waren am Samstag zwei Wohnungen durchsucht worden. Dabei wurde ein Koffer mit Flug-Unterlagen sichergestellt. Er habe Ziad Samir Jarrah, einem der drei Hamburger Verdächtigen, gehört, sagte Nehm. Der Mann stand auf der Passagierliste der bei Pittsburgh (US-Bundesstaat Pennsylvania) abgestürzten Maschine.
Der Chef des Schweizer Inlandsnachrichtendienstes, Urs von Daeniken, bestätigte am Sonntag, dass sich einer der in Hamburg gemeldeten Verdächtigen auch in der Alpenrepublik aufgehalten habe. Der in Hamburg gemeldete Atta hatte sich nach Berichten der Zeitung "La Vanguardia" im Sommer möglicherweise zusammen mit anderen mutmaßlichen Terroristen auch in Spanien aufgehalten. Er soll im Juli von Nordafrika in den Badeort Salou gereist sein. Die spanische Polizei gehe entsprechenden Hinweisen aus den USA nach.
Nordafrikaner in Brüssel festgenommen
Gegen zwei von vier am Freitag in Brüssel festgenommene Nordafrikaner wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen. Einer der Männer soll einen Sprengstoffanschlag geplant haben. Dass es sich dabei um die US-Botschaft in Paris gehandelt habe, wurde von der belgischen Staatsanwaltschaft weder dementiert noch bestätigt. Frankreich schickt nach Angaben des Senders Europe 1 zwei Untersuchungsrichter zur Unterstützung der belgischen Justiz nach Brüssel. Paris war bereits im Juni von Washington unterrichtet worden, dass Anschläge auf US-Einrichtungen in Europa geplant seien. Nach Medienberichten, die sich auf Polizeiquellen berufen, gab es Hinweise auf weit fortgeschrittene Pläne für einen Anschlag gegen die US-Botschaft.
Auch in den Niederlanden ist nach Angaben der Justiz ein mutmaßliches Netzwerk extremistischer Moslems aufgeflogen. Am Freitag wurden in Rotterdam ein Niederländer, zwei Franzosen und ein Algerier festgenommen.
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