sind sog. "First Loss Capital."
Bei einer schweren Wirtschafts- und (damit einhergehend) Immobilienkrise würden viele US-Hauskäufer ihre Hypokredite nicht mehr zahlen können. Dadurch würden die MBS von FnF, in denen diese Kredite gebündelt sind, schrittweise immer fauler. In der Folge würde der Marktwert der MBS sinken (ähnlich, aber vielleicht nicht ganz so schlimm wie der griechischer Staatsanleihen in der Eurokrise 2010).
Die US-Regierung hat jedoch eine implizite Garantie auf die MBS laufen. Wenn z. B. Chinas Zentralbank große Mengen FnF-MBS gekauft hat und diese MBS bei Endfälligkeit nicht den Nennwert von 100% erreichen, dann würden die US-Steuerzahler einspringen und den Chinesen die Differenz erstatten.
Es darf aber keine explizite staatliche Rettungs-Garantie für die MBS-Käufer geben, weil sonst nämlich die ca. 8 Billionen Dollar aus den ausstehenden MBS den US-Staatsschulden zugerechnet werden müssten. D.h. die US-Staatsverschuldung lägte nicht bei 35 Billionen $ (entsprechend 125% Schuldenquote), sondern bei 43 Billionen $ (entsprechend 154% Schuldenquote). Mit 154% würde USA noch schlechter dastehen als der EU-Wackelstaat Italien (ca. 145% Schuldenquote). Der Dollar könnte dann wegen der hohen Ausfallgefahr (Gefahr einer US-Staatspleite) seinen Status als Weltleitwährung verlieren.
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Die Lösung dieses Dilemmas sind Fannie und Freddie, die als halbstaatliche Institutionen (formal private Firmen) für den Ausfall der MBS garantieren. Dann müssen die 8 Billionen NICHT der US-Staatsverschuldung zugerechnet werden.
Allerdings wird das Ausfallrisiko damit auf die Aktionäre von FnF verlagert. Sollten die MBS krisenbedingt im Kurs sinken und Nachschüsse erforderlich werden, so muss dafür zunächst einmal das Eigenkapital von FnF "verbraten" werden. Das sind die ca. 100 Mrd. $ Cash auf den FnF-Konten.
Erst wenn FnF infolge dieser Nachschüsse pleite sind (d.h. das Eigenkapital auf Null gesunken ist), springt der US-Steuerzahler ein und stemmt den Rest.
Das Aktionärskapital von FnF ist in diesem Sinne "First Loss Capital". Es muss zuerst verbraten werden, ehe der US-Steuerzahler einspringt.
Logischerweise würde der Extremfall, dass die Kapitalreserven von FnF durch Nachschüsse komplett verbraucht werden, zu einem Totalverlust für die Aktionäre führen. FnF gerieten dann in Receivership.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche scharfe Wirtschafts- und Immobilienkrise eintritt, ist allerdings klein. Die Kredite in den MBS sind relativ sauber, weil notleidende Kredite daraus regelmäßig an Wall Street verkauft werden (Goldman und Co. machen dann die Vollstreckung-Dreckarbeit, was hochprofitabel ist, von FnF aber nicht selber durchgeführt wird, weil es dem guten Image der GSEs schadet).
Die Stresstests der letzten Jahre haben ergeben, dass selbst bei einer Wiederholung der US-Immobilienkrise aus 2008 kaum Verluste für FnF anfallen würden.
Anders sähe es aus, wenn sich z. B. eine gigantische Naturkatastrophe ereignen würde, z. B. Ausbruch des Supervulkans im Yellowstone Nationalpark, große Tsnunami-Welle an Kaliforniens Küste, Einschlag eines großen 1km-Meteoriten auf US-Territorium.
Wenn die US-Wirtschaft durch einen solchen Event oder andere Umstände (3. Weltkrieg?) in eine Krise ähnlich der Großen Depression der 1930er Jahre fiele, würden FnF-Aktien höchstwahrscheinlich wertlos, weil dann das First-Loss-Kapital komplett aufgebraucht würde.
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