Merril Lynch hat mal wieder ganze Arbeit geleistet; der Kurs sackt ab -- daher ein Trost für mich:
Können Macintosh-User kein Aids kriegen? Oder haben sie gar keinen Sex? Spermien kommen an mancherlei Orte hin: in die Unterhose, unters Laken, ans Taschentuch. Spermien fallen manchmal zu Boden, manchmal schlagen sie sich den Kopf an einer Gummiwand an. Immer seltener erreichen sie gar den Ort ihrer Bestimmung, eine empfängnisbereite, schwabbelige Eizelle. Aber neuerdings schaffen es Spermien auf die Seite eins der "SonntagsZeitung" - das muss eine ganz besondere Bewandtnis haben.
Zwischen dem Säbelrasseln im Kashmir und der Staatspleite in Argentinien wurde letzte Woche die neue Version des Anti-Aids-Games "Catch the Sperm" der Schweizer Aids-Hilfe angekündigt. In der Tat ein grosses Ereignis, 18 Millionen Mal ist Version 1.0 des Spiels - Prädikat: sexualpädagogisch wertvoll - von Surfern runtergeladen worden (www.aids.ch). Mit der Kondom-Kanone wird munter auf Spermien und HI-Viren geschossen, die Moorhuhn-Ballerlei mit höherem Sinn soll der Joystick-Generation den Gebrauch von Präservativen schmackhaft machen.
Die lustigen Samenzellen in "Catch the Sperm" sterben mithin keinen sinnlosen Tod, sondern einen zum Wohl und zur Erhaltung der Menschheit. Um so mehr hat mich bereits bei der Veröffentlichung der ersten Version - über ein Jahr ist es her - erstaunt, dass die Sperma-Sause nicht auch in einer Macintosh-Variante zur Verfügung steht. Zwar wird eine solche zumindest versprochen - aber weshalb lässt man uns Mac-Menschen so lange warten? Sind wir nicht auch eine schützenswerte Spezies?
Okay, es mag sein, dass die Apple-Population weltweit kleiner und kleiner wird. Aber deshalb, sehr verehrtes Bundesamt für Gesundheit, darf man noch lange nicht davon ausgehen, dass wir Macianer keinen Sex haben. Und genauso falsch ist die Annahme, dass Menschen, die auf einen angebissenen Apfel schwören, immun gegen Viren sind. Ja, es stimmt, liebe Windows-Freunde, dass unsere knackigen Macs viel resistenter gegen Eindringlinge sind als eure PC-Kisten. Aber wir selbst sind ja weder mit USB-Stecker noch mit Ethernet-Buchsen ausgerüstet.
Diese massive Benachteiligung durch die Aids-Hilfe entspricht auch nicht dem gut-schweizerischen Umgang mit Minoritäten. Deshalb wird in meinem Freundeskreis - darunter befindet sich natürlich nicht ein einziger PC-User - spekuliert, ob hinter dem Ganzen nicht wieder einmal Bill Gates, der grosse Windows-Diktator, steckt (www.20min.ch/community/forum/?tid=363). Dem könnte es Recht sein, wenn sich Apple-Menschen ungeschützt verkoppeln und damit sein letztes Problem lösten.
Okay, okay, vielleicht sind das alles überspannte Empfindlichkeiten einer an die Wand gedrängten Minderheit. Vielleicht wird die Macintosh-Version des Samen-Ballerspiels tatsächlich dereinst nachgeschoben. Dann dürften auch wir, die Apfel-Freunde, auf den Hauptgewinn des Online-Wettbewerbs "Catch the Sperm" hoffen: einen Smart im total poppigen Spermienlook. Ja, auch wir, die immer wieder veräppelten letzten Macianer, wollen mithelfen, dass es die Spermien noch bis in den Individualverkehr schaffen.
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