News - 29.07.09 10:32 Banken suchen Käufer für Arcandor-Teile
Der angschlagene Handelsriese Arcandor könnte bald zerschlagen werden. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sucht bereits Käufer für Teile des insolventen Unternehmens. Nur Vorstandschef Eick ringt weiter um die Rettung des Gesamtkonzerns. Nun sollen die Gläubiger entscheiden, wie es für Arcandor weitergeht.
DÜSSELDORF. Der insolvente Handels- und Reisekonzern Arcandor treibt die Pläne für seine Zerschlagung voran. Nach Handelsblatt-Informationen aus Finanzkreisen hat der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg zwei Banken damit beauftragt, Käufer für Teile des Konzerns zu suchen. Merrill Lynch soll Karstadt verkaufen, das Bankhaus Metzler die Versandhaus-Sparte Primondo, zu der unter anderem Quelle gehört. Ein Sprecher Görgs bestätigte, dass ein Auftrag an Investmentbanken zur "Prüfung aller Optionen" erteilt sei. Zu den Namen der Institute und Details des Auftrags äußerte er sich nicht. Auch Merrill Lynch und Metzler verweigerten Kommentare.
In Konzernkreisen hieß es, Vorstandschef Karl-Gerhard Eick treibe parallel zu dem Verkaufsauftrag seine Pläne für den Erhalt des Gesamtkonzerns voran. Eick schwebt die Gründung einer "integrierten Multichannel-Handelsorganisation" vor. In seinem Umfeld heißt es, er wolle bis Mitte August eine Finanzierung dieses Konzeptes sichern. Derzeit befinde er sich dazu unter anderem in Gesprächen mit den Gesellschaften der Bank Sal. Oppenheim, die Großaktionär Arcandors sind.
Die endgültige Entscheidung darüber, was mit Arcandor geschehen soll, fällt die Gläubigerversammlung. Damit die Gläubiger beurteilen können, ob sie sich bei einer Zerschlagung oder einem neuen, integrierten Handelskonzern à la Eick besser stellen, werden derzeit beide Optionen ausgearbeitet und mit konkreten Summen hinterlegt. Görg muss die Gläubigerversammlung einberufen. Bislang gibt es dafür noch keinen offiziellen Termin.
Experten bezweifeln, dass Eick mit seinem Plan Erfolg haben wird. "Ich halte es für ausgeschlossen, dass er nach den zahlreichen fehl geschlagenen Versuchen, eine Finanzierung für eine Sanierung des gesamten Konzerns zu finden, jetzt noch für einen ganz neuen Plan einen Investor aus dem Hut zaubern kann" sagt Sebastian Krause, Professor für Insolvenzrecht an der Fachhochschule für Ökonomie und Management in Essen. Vor zehn Tagen war Eicks Generalbevollmächtigter Horst Piepenburg zurückgetreten. Piepenburg sollte mit Eick ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung durchführen. In diesem Fall hätte Eick weitgehend die Führung des Konzerns behalten und Arcandor als Ganzes sanieren können. Piepenburg hatte seinen Rücktritt mit der mangelnden finanziellen Unterstützung durch Sal. Oppenheim begründet.
"Eick erschwert mit seinem neuen Plan die Arbeit von Görg sogar, weil er immer wieder die Hoffnung nährt, dass es doch noch eine Lösung für einen integrierten Konzern gibt", sagt Insolvenzrechtler Krause. Das könne dazu führen, dass die Arbeitnehmer, denen im Falle einer Zerschlagung der Arbeitsplatzverlust droht, sich gegen einen potenziellen Investor mit Protesten zur Wehr setzten.
Derweil geht das Geschacher um die Zukunft der Reisetochter Thomas Cook weiter, die nicht komplett unter dem Dach von Arcandor liegt. Thomas Cook ist die einzige Sparte des Pleiteunternehmens, die noch schwarze Zahlen schreibt. Seinen Anteil von 53 Prozent an dem Touristikunternehmen hatte Arcandor als Sicherheit für Kredite an ein Konsortium um BayernLB, Commerzbank und Royal Bank of Scotland (RBS) verpfändet.
Die Banken haben inzwischen die Freigabe von Insolvenzverwalter Görg, die Anteile selbst zu verwerten. Arcandor hat damit keinerlei Kontrolle mehr, an wen Thomas Cook geht. Sollten die Banken beim Verkauf der Aktien einen Preis erzielen, der über dem Pfandrecht liegt, so fließt dieser Gewinn in den Topf, aus dem der Insolvenzverwalter anschließend die Gläubiger von Arcandor befriedigen muss.
Arcandor will versuchen, die Großgläubiger von einem Paketverkauf zu überzeugen. Die Zustimmung der Anleger für diese Pläne hält man in unternehmensnahen Kreisen allerdings nicht für wahrscheinlich.
Quelle: HANDELSBLATT
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