ROUNDUP: Arcandor schließt Reduzierung von Töchtern doch nicht mehr aus 08:36 25.09.08
ESSEN (dpa-AFX) - Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor (Profil) schließt entgegen früherer Bekundungen eine Senkung seiner Anteile an den Töchtern Karstadt und Thomas Cook nicht mehr aus. Im Zusammenhang mit der erzielten Einigung mit den Gläubigerbanken über eine Verlängerung der Kredite werde die Struktur der Holding überprüft. Dies könne auch die Reduzierung der Beteiligungen an der Karstadt Warenhaus GmbH und der Thomas Cook Group plc beinhalten, stellte Arcandor in einer am Mittwochabend verbreiteten Mitteilung klar. Vorbörslich geriet die am Vortag noch gut gelaufene Aktie unter Druck.
Gerüchte, dass der Konzern seine lukrative Beteiligung an den Reiseunternehmen Thomas Cook bei den Kreditnachverhandlungen den Banken als Sicherheit geben muss, hatten die Woche über die Runde gemacht. Arcandor hatte dies aber dementiert. "Wir werden Thomas Cook nicht verkaufen, auch nicht in Teilen", hatte ein Sprecher gesagt. Selbst als am Mittwochmorgen die Einigung mit den Banken verkündet wurde, hieß es noch, Thomas Cook bleibe im Konzern. Einige Stunden später veröffentlichte Arcandor dann seine Klarstellung.
Aktienstratege Heino Ruland von Frankfurt Finanz Partner zeigte sich davon nicht überrascht: "Wer Arcandors Beteuerungen geglaubt hat, war naiv." Angesichts der finanziellen Situation des Unternehmens würde keine Bank Arcandor einen Kredit ohne Sicherheiten gewähren, so Ruland. Die einzige Ertragsperle im Konzern sei Thomas Cook.
Arcandor hält rund 52 Prozent an dem an der Londoner Börse notierten Unternehmen, das rund 60 Prozent zum Konzernumsatz beisteuert und der einzige richtige Gewinnbringer ist. Der Versandhandel hatte es im vergangenen Quartal nach langer Zeit mit Verlusten knapp in die schwarzen Zahlen geschafft und soll in dem im Ende September auslaufenden Geschäftsjahr wieder profitabel sein. Düster sieht die Situation derzeit für die Karstadt-Warenhäuser aus, die rote Zahlen schreiben und Umsatzrückgänge verbuchen. Vorstandschef Thomas Middelhoff hatte deshalb den Häusern ein neues "Fitnessprogramm" verordnet und weitere Stellen auf die Streichliste gesetzt.
Der Konzern sitzt auf Nettofinanzverbindlichkeiten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. Mit einem Bankenkonsortium aus BayernLB, Dresdner Bank und Royal Bank of Scotland (RBS) hatte Arcandor in den vergangenen Wochen um eine Refinanzierung einer Tranche gerungen. Dabei soll es sich dem Vernehmen nach um einen kleineren dreistelligen Millionenbetrag gehandelt haben.
Immer wieder war während der Verhandlungen auch über Finanzierungslücken oder gar einen drohenden Kollaps des Konzerns spekuliert worden. Zumal der Kreditversicherer Euler Hermes vorübergehend Ausfallgarantien für Warenlieferungen an die beiden Arcandor-Töchter Karstadt und Quelle gedeckelt hatte. Die Arcandor-Aktie war daraufhin stark unter Druck geraten. Die am Mittwoch bekanntgegebene Einigung mit den Banken hatte das Papier dann wieder zeitweilig um 20 Prozent steigen lassen. Am Donnerstagmorgen notierte die Aktie im vorbörslichen Handel 6,2 Prozent im Minus./she/sc/tw
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