Was steckt wirklich hinter dem Ölpreisanstieg?
von Jochen Steffens
Manchmal fragt man sich, ob nicht bestimmte Nachrichten und Ereignisse auf irgendeine mysteriöse Art und Weise zusammengehören.
Gestern Abend stimmte der US-Senat mit einer nur knappen Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen dafür, die Erdölexploration in einem Naturschutzgebiet in Alaska zu genehmigen. Das war eine wichtige Entscheidung für die Energiepolitik der Bush Administration, welche die eigenen Erdölvorkommen fördern will, um sich von ausländischem Öl unabhängiger zu machen.
Mir kam anhand des knappen Ergebnisses die Frage, ob der Ölpreis nicht mit Absicht auf Rekordhöhe gedrückt wurde, um das Abstimmungsergebnis zu beeinflussen. Leider habe ich nicht verfolgen können, wie knapp das Ergebnis letzten Endes wirklich war und wie viel Republikaner Zweifel hatten und was hinter den Kulissen gelaufen ist. Nur dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich die Nachricht las.
Dazu sollten Sie wissen, dass sich bei den christlich konservativen Kreisen in letzter Zeit vermehrt eine neue Stimmung breit macht. Die konservativen Christen in den USA entdecken den Umweltschutz vor dem Hintergrund: "Es sei Sünde, Gottes Werk, die Erde, zu zerstören!" Ich kann mir gut vorstellen, dass diese "neue Idee" sich störend auf besagte Abstimmung hätte auswirken können.
Wie wir wissen, ist Bush jedoch aus den bekannten Gründen der amerikanischen Ölindustrie verpflichtet, die natürlich die eigentlichen Gewinner dieser Abstimmung ist. Nun muss man nur eins und eins zusammen zählen: Wenn es einen Interessenskonflikt bei einigen Senatoren gab, könnte es natürlich sein, dass durch den stark steigenden Ölpreis "patriotische Vernunft" über etwaige christliche Bedenken siegte.
Eine zweite Möglichkeit ist, dass über den Ölpreis die Märkte zum dreifachen Hexensabbat hin bewegt werden sollen.
Und um das Trio komplett zu machen: Die dritte Möglichkeit ist, dass der Ölpreis tatsächlich nachfragebedingt steigt.
Mich wundert, dass die Opec Entscheidung keine Auswirkung hatte, dass die wärmeren Temperaturen in den USA keinen Einfluss haben, denn auch dort ist der Wintereinbruch vorbei. Und selbst die heutige Ankündigung der Opec, dass bereits kommende Woche über eine weitere Anhebung entschieden werden könnte, hatte kaum Einfluss. Ebenso wie der Hinweis, es gebe genug Öl am Markt, es bestehe sogar die Gefahr eine Ölschwemme.
Ich warte darauf, was heute im weiteren Verlauf passiert und was bis Montag passieren wird. Vielleicht können wir dann die ein oder andere der drei Möglichkeit ad absurdum führen. Fällt der Ölpreis heute/morgen, dann war es wegen der Sitzung, fällt er morgen/Montag, dann wegen des Verfallstages, fällt er gar nicht, dann ...
Zeichnen, zeichnen - zeichnen!
Nun geht es als wieder los, die Jagd nach Zeichnungsgewinnen. Ich muss jetzt wohl wieder meine ganzen alten Konten bei den verschiedenen Banken einrichten, damit ich die nächsten Emissionen zeichnen kann. Dabei ist es nicht einmal so lange her, dass ich meine letzten Konten geschlossen habe. Auch hier muss man wohl antizyklisch handeln.
Gerade hat Conergy, ein Solaranlagenanbieter, sein Börsendebüt gestartet. Anleger, die diese Aktie gezeichnet haben, erhielten sie zu 54 Euro. Der erste Kurs wurde zu 71 Euro gestellt, das sind 31 % Gewinn, sofern man schnell war.
Nun ja, die Aktie war 29fach überzeichnet - alte Zeiten. Sind wir etwa bereits in einer Übertreibungsphase? Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber gewarnt sollte man sein. Ich bin zudem gespannt, was die amerikanischen Märkte heute veranstalten, einen Tag vor dem Verfallstag und einen Tag nach den Schreckensmeldungen von GM. Gruß Moya
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