ZF/USA/Wetter Washington bereitet sich auf massiven Wintersturm vor - Nahverkehr wird eingestellt - tausende Flüge gestrichen = Von Gregor WASCHINSKI
+++ NEU: Fluggesellschaften streichen vorsorglich 4500 Flüge - mehr als 50 Millionen Menschen könnten laut Wetterdienst betroffen sein +++
WASHINGTON (AFP) - Die Bewohner der US-Hauptstadt Washington haben sich für einen massiven Schneesturm gerüstet. Die Region um Washington droht ab Freitagnachmittag (Ortszeit) in bis zu 60 Zentimetern Neuschnee zu versinken, wie der Nationale Wetterdienst der Vereinigten Staaten (NWS) mitteilte. In den kommenden Tagen könnte der gesamte Nordosten der USA von extremem Winterwetter betroffen sein, die Behörden befürchten ein Verkehrschaos. «Schwerer Schneefall und Schneeböen werden für gefährliche Bedingungen sorgen», erklärte der NWS und warnte vor «einer Bedrohung für Leben und Besitztümer». Rund um Washington werde es auf dem erwarteten Höhepunkt des Blizzards in der Nacht zum Samstag nur «äußerst begrenzt, wenn nicht unmöglich sein», sich per Auto fortzubewegen. Wintersturm «Jonas» könnte in Washington einen Schneerekord aus dem Jahr 1922 brechen. Bürgermeisterin Muriel Bowser ordnete für Freitag vorsorglich «Schnee-Notstand» an. «Ich habe mein ganzes Leben in DC gelebt und ich weiß nicht, ob ich eine solche Vorhersage schon einmal erlebt habe», sagte Bowser. «Es ist ein äußerst großer Sturm, der 36 Stunden dauern wird.» Die Schulen in der Hauptstadt blieben am Freitag geschlossen, der Verkehr von Bussen und U-Bahnen wurde für das Wochenende eingestellt. «Das ist kein Sturm, den man auf die leichte Schulter nehmen sollte», erklärte der Chef des Washingtoner Verkehrsbetriebe, Paul Wiedefeld. «Ich rufe alle Bewohner auf, sich an einen sicheren Ort zu begeben, noch bevor der Sturm aufzieht.» Auch die Gouverneure der angrenzenden Bundesstaaten Maryland und Virginia riefen angesichts des drohenden Blizzards den Notstand aus. Der Wettersender Weather Channel berichtete, für insgesamt 15 Bundesstaaten sei starker Schneefall vorhergesagt. Die Fluggesellschaften strichen für Freitag und Samstag mehr als 4500 Flüge, wie die Website flightaware.com meldete. Der Bahnbetreiber Amtrak kündigte an, den Fahrplan zwischen Virginia und Boston auszudünnen. Nach Einschätzung von NWS-Chef Louis Uccellini könnten mehr als 50 Millionen Menschen von dem Winterwetter betroffen sein. Die Bewohner von Washington bereiteten sich mit Hamsterkäufen auf den drohenden Blizzard vor. US-Präsident Barack Obama hat für die kommenden Tage keine Reisen geplant. «Meine Vermutung ist, dass er angenehm warm im Weißen Haus bleiben wird», sagte sein Sprecher Josh Earnest. Einen Vorgeschmack auf den Sturm hatten Washingtons Einwohner bereits am späten Mittwoch bekommen, als erste Schneegestöber und Glatteis für Chaos auf den Straßen sorgten. Die Polizei von Virginia musste knapp 770 mal wegen Unfällen ausrücken und knapp 400 steckengebliebenen Fahrzeugen helfen. Obamas Konvoi brauchte auf den eisglatten Straßen vom Luftwaffenstützpunkt Andrews bis zum Weißen Haus über eine Stunde - statt der üblichen 20 bis 25 Minuten. Bisher hatte an der US-Küste ein ungewöhnlich warmer Winter geherrscht: Noch an Weihnachten genossen die Menschen in Washington oder New York in T-Shirts und in Straßencafés die Wintersonne.
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