Nehmen wir uns irgendeinen Aktienindex vor und behandeln wir den ganzen basket so, als ob es sich um eine einzige Aktiengesellschaft handeln würde. Besitzen Aktiengesellschaften, die zu diesem basket gehören Aktien anderer Gesellschaften aus dem gleichen Korb, so behandeln wir dies so, als ob in der Bilanz des ganzen Korbes eigene Aktien stehen würden. In gleicher Weise behandeln wir gegenseitige Verbindlichkeiten der Unternehmen. Let´s start:
Unser großer basket verfüge über Aktiva im Wert von 100 Mio. US$ (Zahlen und Einheiten ganz willkürlich gewählt). Auf der Passivseite wären davon 25 Mio. US$, also 25%, Eigenkapital. Erhöhen wir nun dieses Kapital um 25% und nehmen wir die zusätzlichen Aktien in unsere Bilanz, so verfügen wir über eine Bilanzsumme von 125 Mio. US$, davon 20% Finanzanlagen, die aus unseren eigenen Aktien bestehen. Unser Eigenkapital ist gestiegen auf 50 Mio. US$, also 40% der Bilanzsumme (wohlgemerkt: natürlich kann ein Unternehmen dies so nicht alleine tun, aber mehrere Unternehmen wechselseitig ? kein Problem). Beim Gewinn würden wir dies natürlich merken, denn angenommen wir hätten eine ursprüngliche Gesamtkapitalrendite von 10 Mio. US$, gleichmäßig zu verteilen auf Fremd- und Eigenkapital (nur um die Sache nicht zu verkomplizieren), so wären das ursprünglich 10% Gesamtkapitalrendite und 10% Eigenkapitalrendite. Nach unserem Trick hätten wir immer noch die 10 Mio. US$ real, also 8% Gesamtkapitalrendite, davon an die realen Gläubiger 7,5 Mio., also 2,5 Mio. US$ für unser Eigenkapital, entsprechend 5% Eigenkapitalrendite ? aber halt: die Kohle, die auf unsere Aktien in der Bilanz entfällt, verbleibt doch im Unternehmen. Wir können sie ganz bequem aufblasen: Definieren wir uns zu unserer realen Gesamtkapitalrendite doch einfach 2,5 Mio. US$ Erträge aus unseren Finanzanlagen dazu, dann erhalten wir 12,5 Mio. US$ Gesamtkapitalrendite, also 10%, davon 7,5 Mio. an unsere realen Gläubiger und 5 Mio. auf eigene Aktien, also 10% Eigenkapitalrendite. Selbst wenn wir den ganzen Gewinn ausschütten wird keiner was merken ? jeder reale Aktionär wird bedient: 25 Mio. US$ reales Eigenkapital mit 2,5 Mio. US$ Gewinn, also 10%.
Wozu das Ganze ? ? Nun in einem Punkt haben wir Vorstände unsere Aktionäre schon mal ganz schön verarscht, denn selbst wenn das ganze reale Eigenkapital Streubesitz sein sollte: 50% der Stimmrechte halten wir selbst, bei völlig unverdächtigen 20% Aktien als Finanzanlagen in unseren Aktiva (im realen basket verteilt sich das auf viele wechselseitig verquickte Unternehmen, z.T. zu so geringen Einzelanteilen, dass diese noch nicht mal offen gelegt werden müssen). Interessant wird nun aber die REALE Kapitalerhöhung: Nehmen wir unser 125 Mio. US$ schweres Unternehmen mit 40% Eigenkapitalanteil und erhöhen wir unser Kapital um 16%, also um 10 Mio. US$, wovon wir aber nur die Hälfte verkaufen, die andere Hälfte ?kaufen? wir wieder selbst ? zum Marktpreis, versteht sich ? und nehmen sie in unsere Bilanz als Finanzanlage. Der Kapitalmarkt ist skeptisch und Value-orientiert, also gesteht er uns nur ein KBV von 1 zu ? wir erhalten aus der Kapitalerhöhung real 5 Mio. US$. Unser TATSÄCHLICHES Eigenkapital wird dadurch aber um 20% erhöht und wir können das neue Eigenkapital genauso hebeln wie das alte, also 15 Mio. zusätzliches reales Fremdkapital aufnehmen und unsere Finanzanlagen um die anderen 5 Mio. US$ erhöhen. Unsere Bilanzsumme enthält nun 150 Mio. US$, davon 60 Mio. Eigenkapital, entsprechend 40%, und 90 Mio. Fremdkapital. Na und wenn wir 20% mehr REALES Eigenkapital haben, dann sollten wir in unserem operativen Geschäft auch 20% mehr erwirtschaften können, also sollte sich an unseren Eigenkapitalrenditen nicht viel ändern, aber nicht nur unsere Altaktionäre (und wir Vorstände selbst) sind überglücklich, auch unsere neuen Aktionäre sind mit ihrem Investment höchst zufrieden, haben sie doch binnen kürzester Zeit aus 5 Mio. eingezahltem zusätzlichen Kapital 5,45 Mio. gemacht ? stolze 9% zusätzlich. Bei der Dynamik werden sie auch die nächste Kapitalerhöhung wieder mitmachen und diesmal werden sie angesichts des KGVs auch ein höheres KBV als 1 akzeptieren. Na, und die nächste Kapitalerhöhung kommt bestimmt ...
Vor diesem Hintergrund sollte man auch die Performance von Indices sehen, die angeblich viel besser laufen als Anleihen. Was die Indices nämlich nicht aussagen: Die Kapitalerhöhungen kommen immer bei den Höchstständen und von denen aus wird Kohle verloren ? reale Kohle ! Machen wir wieder ein simples Rechenexempel: Unser Index mit 6500 Punkten sei hinterlegt mit einer Marktkapitalisierung von 500 Mrd. US$ (Zahlen wieder völlig willkürlich). Er verdopple sich im Zuge einer Hausse auf 13000 Punkte, also 1000 Mrd. US$. Auf dieser Spitze finden zahlreiche Kapitalerhöhungen statt und weil der Markt es hergibt sei dies nicht Kurs-relevant, sagen wir zusätzlich 1000 Mrd. US$ bei immer noch Indexstand 13000 Punkte. Wir rekapitulieren kurz: Unsere Anleger haben insgesamt 1500 Mrd. US$ investiert und sehen zur Zeit einen Stand von 2000 Mrd. US$. Nun bricht aber unser Index um 30% ein ? neuer Stand 9100 Punkte, also immer noch satte 40% im Plus. Vom Kapital sind aber nur noch 1400 Mrd. US$ übrig ? ein Verlust von 6,7%. Alles klar ?
|