Wie geht's weiter mit der Inflation? Vorübergehend noch mal ein Anstieg, in der Tendenz aber rückläufig - das erwarten Experten bei der Teuerungsrate. Ausreißer: die Lebensmittelpreise. An diesem Donnerstag veröffentlicht das Statistische Bundesamt erste Zahlen zur Entwicklung der Teuerungsrate in Deutschland im Dezember. Volkswirte erwarten, dass der Preisauftrieb zum Jahresende vorübergehend wieder Fahrt aufgenommen hat - auch wegen eines statistischen Effekts: Vor einem Jahr hatte die Bundesregierung die monatlichen Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme einmalig übernommen. Für das Gesamtjahr 2023 rechnen Volkswirte mit einem Wert um die sechs Prozent nach 6,9 Prozent im Jahr davor. In den vergangenen Monaten war die Tendenz indes rückläufig: Dank gesunkener Energiepreise ging die Inflationsrate fünf Monate in Folge zurück und erreichte im November mit 3,2 Prozent den niedrigsten Stand seit Juni 2021. Auch bei Nahrungsmitteln schwächte sich der Preisauftrieb ab - lag aber weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung. Wie ist der Ausblick für 2024? Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation sowohl in Deutschland als auch im Euroraum weiter sinken wird. Für Deutschland erwartet etwa der Rat der "Wirtschaftsweisen" für 2024 eine Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent, das Ifo-Institut rechnet mit 2,2 Prozent. Die Bundesbank geht davon aus, dass der sogenannte harmonisierte Verbraucherpreisindex, den die Europäische Zentralbank (EZB) für ihre Geldpolitik heranzieht, für Deutschland 2024 auf 2,7 Prozent zurückgehen wird. Die EZB-Geldpolitik wirke zunehmend, heißt es im Bundesbank-Bericht von Mitte Dezember. Was tut die Europäische Zentralbank? Die Währungshüter haben im Sommer 2022 ihren Kurs geändert, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen: Null- und Negativzinsen wurden abgeschafft, seither hat die EZB zehn Mal in Folge die Leitzinsen im Euroraum erhöht. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Die EZB strebt für den Währungsraum der 20 Staaten mittelfristig stabile Preise bei einer Inflation von 2,0 Prozent an. Inzwischen scheint der Zinsgipfel erreicht: Der EZB-Rat ließ bei seinen Sitzungen im Oktober und Dezember die Zinsen unverändert. Der Leitzins, zu dem sich Banken Geld bei der Notenbank besorgen können, beträgt aktuell 4,5 Prozent. Parken Geldhäuser Geld bei der EZB, erhalten sie auf diese Einlagen 4,0 Prozent Zinsen. Was bedeutet hohe Inflation für Ersparnisse? Dank der gestiegenen Leitzinsen gibt es für Tages- und Festgeld wieder höhere Zinsen. Allerdings liegt der Ertrag nicht immer über der Inflation. Häufig ist der Realzins, also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate, noch negativ. Heizen steigende Löhne die Inflation wieder an? Das ist durchaus möglich. Der Nachholbedarf sei immens, sagt der Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, Thorsten Schulten: Nach drei Jahren mit Reallohnverlusten stehe die Kaufkraft derzeit auf dem Stand des Jahres 2016. Entsprechend sind zweistellige Prozentwerte in den Tarifforderungen der Gewerkschaften keine Seltenheit. Es gebe nach wie vor Inflationsrisiken, warnte jüngst Ifo-Präsident Clemens Fuest: "Das sind vor allem die derzeit kräftig steigenden Löhne, die insbesondere bei Dienstleistungen zu höheren Preisen führen."
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/...gen-hohe-preise-100.html
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