Ich glaube Dir Deine Schilderungen SOFORT und UNGESEHEN. Sie sind mir bekannt. Insbesondere, da ich ja auch in NRW aktiv bin - wenn auch ganz, ganz im Süden des Landes. Ja, die Berufskollegs werden - nach meinem Wissenstand - besser "gehalten" als die Grundschulen. WARUM ist mir nicht klar und es gibt auch keinen plausiblen Grund dafür. Schließlich werden in der Grundschule DIE ABSOLUTEN GRUNDLAGEN für die Kinder, was Bildung angeht, gelegt. Und wenn diese Grundlagen nicht vorhanden sind , dann ........ Man kann eben kein Haus ohne vernünftiges Fundament bauen!!!
Das allen ist den hiesigen Bildungspolitikern aber schlichtweg EGAL. Hauptsache "die Zahlen " stimmen. Damit meine ich insbesondere die der verteilten Abschlüße: Davon möglichst viel und möglichst hoch. Wie die zu Stande kommen - VOLLKOMMEN EGAL. Und wenn die Zahlen der Bildungsabschlüße nicht passen/passten , werden/wurden die Bildungsstandards einfach ein wenig gesenkt - dann passt es wieder. Und das alles nimmt eben seinen Anfang in den Grundschulen. Meine Tochter hatte die gleiche Klassenlehrerin der Grundschule, die ich hatte !!!. Sie hat mir 1998!!! auf dem ersten Eltersprechtag meiner Tochter gesagt: "Ich darf!! heute nicht mehr die Anforderungen an die Schüler stellen, die an Euch vor gut 25 Jahren gestellt habe." WAS SAGT MIR DAS??!! Ich könnte Euch Prüfungsklausuren aus der Höheren Handelsschule (führt zum Fachabitur, dem zweithöchsten Abschluß, den eine deutsche Schule vergeben kann) aus den späten 90ern und von heute zeigen. Jeder von Euch, der NICHT mit Klausurenerstellung, Korrektur und Bewertung regelmäßig befasst ist wie ich zum Beispiel würde SOFORT bemerken, dass bezüglich der Anforderungen zwischen damals und heute ein himmelweiter Unterscheid besteht. Ich könnte auch sagen: Die Klausuren heute sind nur noch peinlich. Der formale Abschluß ist jedoch der Gleiche geblieben. Ein Großteil der Schüler von heute hätte vor 20 Jahren den Abschluß NICHT bekommen. Da das aber politisch nicht gewünscht ist, werden die Standards immer mehr abgesenkt - und alles sieht nach außen ganz toll aus.
Das Gleiche bei den IHK Abschlußprüfungen. Ich unterrichte dort im Bereich der Groß-und Außenhandelskaufleute die kfm. Kernfächer. Die heutigen Prüfungen der IHK verglichen mit denen von vor 20 Jahren sind schlicht ein Witz. Der Abschluß ist dennoch der Gleiche.
Ich mache es kurz an der Stelle (um gleich nochmal zu Daxxers Ausgangspunkt zurück zu kommen): Die Kinder und Jugendlichen sind von ihren ursprünglichen, angeborenen kognitiven Fähigkeiten heute nicht dümmer, als wir es vor 20,30 oder 40 Jahren waren. Keinesfalls!! SIE WERDEN BLOß DURCH EIN MITTLERWEILE BESCHISSENES BILDUNGSSYSTEM (es gibt Abweichungen zum Besseren in einigen Bundesländern wie Bayern oder Sachsen etwa) DÜMMER GEMACHT. Das ist eine bewusste politische Entscheidung. (Dazu könnte ich auch noch eine Geschichte erzählen, würde aber den Rahmen hier sprengen).
@Daxxer: auch ich müsste eigentlich die Bücher, die im Unterricht eingesetzt sind, selber kaufen UND BEZAHLEN. Das könnte ich natürlich im Rahmen der Werbungskosten bei der Steuererklärung geltend machen - aber das bringt ja nur einen Bruchteil zurück. Also - was tun? Nun - ich kenne ein paar Vertreter der gängigen Schulbuchverlage (bin ja lange genug dabei) - und über diese komme ich umsonst an die Bücher, die ich benötige. Und da dachte ich: Vielleicht kennt Potter ein paar Pharmareferenten oder ähnliche in dem Bereich tätige Personen, die ihm die Medikamente - quasi durch die Hintertüre - besorgen können. Das war gemeint.
Noch etwas zu der von Dir geschilderten Grundschullehrerin. Sie soll sich mal auf die Hinterbeine stellen und in den ANGEKÜNDIGTEN Streik gehen. Es kann nicht sein, dass Selbstverständigkeiten wie etwa Toilettenpapier und andere von Dir geschilderten Dinge für das eigentlich der öffentliche Träger zuständig wäre, von Seiten der Lehrkräfte finanziert wird. Beispiel: Ende der 90er haben wir an meiner Vorgängerschule im Ruhrgebiet plötzlich ein Kopierkontingent bekommen. Jeder von uns bekam eine Kopierkarte mit 4000 Freikopien (Kollegen mit Teilzeitstellen entsprechend weniger) - jede Kopie darüber hinaus musste von der jeweiligen Lehrkraft selbst bezahlt werden. Je nachdem was man unterrichtet (den Sportkollegen zB hat das kaum interessiert) hat man die 4000 Kopien nach 2 Monaten aufgebraucht (so war es jedenfalls bei mir; kopiere mal für eine Prüfungsklasse mit 20 Schülern nur eine alte IHK Prüfung zwecks Prüfungsvorbereitung. Da sind ruckzuck deutlich über 100 Kopien weg). Die meisten Kollegen haben sich das gefallen lassen - einige wenige (ich auch) sind zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Chef gegangen und haben gesagt, dass sie ab heute keine Kopien mehr verteilen würden, da das jeweilige freie Limit aufgebraucht ist. Das haben wir auch den Schülern, Eltern und Ausbildungsbetrieben mitgeteilt UND AUCH DANACH GEHANDELT. Was glaubst Du wie schnell die Stadt (als Träger ) das zurück genommen hat. Mir ist natürlich klar, dass wir da als Berufskolleg eine wesentlich größere Lobby haben, denn Protest von Seiten der KLEINEN Kinder und von Ausbildungsbetrieben wird es naturgemäß an der Grundschule nicht geben. Was ich sagen will: Die Kollegen dort an der Grundschule müssen ihr Verhalten ändern, müssen diese Versäumnisse seitens der Schule nach außen kommunizieren und im Zweifel (wir hatten das vor, es ist dann aber nicht dazu gekommen) medialen Druck aufbauen. Das sollte Wirkung zeigen...
Es ließe sich soviel über unser marodes Bildungssystem sagen . Das obige von Daxxer Angestoßene ist dabei nur ein kleiner Baustein. Das für mich WIRKLICH SCHLIMME daran ist, dass soviele daran Beteiligte (Eltern, Schüler und auch und vor allen Dingen Lehrer!!) das Duldsam ertragen.
Um das gesamte Ausmaß aufzuzeigen, schließe ich wie folgt: Wenn meine Kinder (beide die Schulzeit schon ein knappes Jahrzehnt hinter sich) heute nochmal klein wären, würde ich sie auf keine öffentliche Schule des Landes NRW mehr schicken. NEVER EVER. Ich denke, das sagte Alles ....
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