Börsen-Zeitung: Kommentar von Heidi Rohde
Frankfurt (ots) - Der Vorhang ist gefallen. Für die T-Online-Aktionäre läuft der Abspann in einem Trauerspiel, dessen Spannungsgehalt von Anfang an geringer war, als manche Einzelakteure glauben machen wollten. Das avisierte Umtauschverhältnis in Aktien der Mutter, das bisher lediglich in einem Korridor bekannt gemacht wird, bewertet die T- Online-Aktie in weiten Teilen geringer als die Barofferte von 8,99 Euro. Obwohl der Ertragswert der Anteile der Internettochter nach bisheriger Einschätzung deutlich höher ist, hat die Deutsche Telekom (Xetra: 555750.DE - Nachrichten - Forum) eine Nachbesserung ausgeschlossen.
Der Grund ist offensichtlich: Sie hätte sich gegenüber den eigenen Aktionären, deren Titel - ebenfalls am Ertragswert gemessen - noch deutlicher unterbewertet sind, unglaubwürdig gemacht. Eine Nachbesserung der Offerte würde unweigerlich Ärger mit den T- Aktionären nach sich ziehen, und diese stellen für die Telekom naturgemäß eine gewichtigere Größe dar. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein nicht geringer Teil institutioneller Adressen wahrscheinlich in beiden Unternehmen investiert ist. Jeder Fonds, der größere Volumina in T-Aktien als in T-Online-Aktien besitzt, hätte von einer nachgebesserten Offerte mehr Schaden als Nutzen.
Es gibt indes eine Gruppe von Institutionellen, für die dieses Argument nicht gilt: die Hedgefonds. Sie haben in diesem Fall offenbar zu hoch gepokert. Ihr kürzlich publik gemachtes "Verhandlungsangebot" an die Telekom ist fehlgeschlagen. Ihr Investmentkalkül ist damit ebenfalls danebengegangen. Denn der Großteil ist offenbar unmittelbar nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots in T-Online eingestiegen und hat den Kurs damit auf nahe 10 Euro getrieben. Die T-Aktie schien unterdessen zumindest gehandikapt, so dass man vermuten darf, dass sie auch durch Leerverkäufe gedrückt wurde. Hätte die Telekom ihr Angebot für die Tochter nachgebessert, hätten die Hedgefonds doppelt profitiert: als T-Online-Aktionäre und von der Möglichkeit, die geliehenen T-Aktien billiger zurückzugeben. Dem hat die Telekom einen Riegel vorgeschoben. Ob sie konsequent bleibt, muss sich zeigen. Immerhin liegen dem Tauschverhältnis beider Unternehmen bereits deutlich höhere Ertragswerte als die Börsennotiz zugrunde. Die Telekom wird die Gefahren aus einem von T- Online-Aktionären angestrengten Spruchstellenverfahren eher gering einschätzen.
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