Wenn ich das schon lese: Wenn der Ölpreis 135 USD erreicht hat, dann wird er abstürzen, oder: Wenn er 150 USD ... Meiner Ansicht ist so eine Betrachtungsweise beim Öl nicht sinnvoll, sondern man sollte sich in die Interessenlage der Akteure hineinversetzen und den zeitlichen Aspekt berücksichtigen. Cheflobbyist der Ölindustrie ist US-Präsident Bush, der für die meiste Zeit des Jahres auch als Lobbyist tätig ist. Also wird er auch versuchen den Ölpreis für seine Auftraggeber möglichst weit nach oben zu bringen durch entsprechende Äußerungen beispielsweise auf einen Schurken-Öl-Staat Iran bezogen. Goldman Sachs, die Hausbank der Globalisierungsclique will natürlich gerne auf dieser Welle mitreiten und mitverdienen und verkündet deshalb ein Kursziel von 200 USD, auf eine selfulfilling-prophecy hoffend. Natürlich sind sie schon lange auf long gegangen und später werden sie auch beim Wechsel zu short verdienen. Bernanke hat schon Jahre lang durch seine Geldflutungspolitik dafür gesorgt, dass sich das renditegeile Speku- lationskapital im Ölsektor festsetzen kann. Bush als Cheflobbyist der Öl-Globalisierungsclique und Finanzminister Paul- son als Ex-CEO und Cheflobbyist von Goldman Sachs haben also ähnliche Inte- ressen: Den Ölpreis möglichst weit und möglichst lange nach oben zu bringen, ohne dass er abstürzt oder dass die Bürger zu viel Ärger machen. Zur Ablen- kung erzählt Bush denen dann z.B., dass die OPEC oder der Iran am hohen Ölpreis schuld ist. Die Bürger sind für Bush erst dann interessant, wenn sie als Wähler auftreten, und das ist erst zum Jahresende hin der Fall, dann müssen sie durch niedrige Ölpreise gnädig gestimmt sein, wenn der nächste Präsident wieder ein Republikaner sein soll.
Deshalb ist für das Shorten nicht die erreichte Ölnotierung interessant, sondern der Zeitpunkt. Für das Shorten ist es meiner Meinung nach noch viel zu früh.
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