Der Grundgedanke mit der Treuhand war ja von Christa Luft, die ich als sehr angenehm und kompetent erlebt habe, und die heute für die PDS im Bundestag sitzt. Ich habe mich damals in meiner unendlichen Naivität übrigens fast schon als Besitzer von Anteilscheinen am DDR-Vermögen gesehen. Die große Tragik war dann die Ermordung von Rohwedder. Dagegen sind unsere heutigen Wirtschafts- und Polit-Kapitäne - vielleicht bis auf Henkel - Schmalspurakademiker. Rohwedder war als einer der ganz wenigen auch in der Lage, in gesamtgesellschaftlichen Dimensionen zu denken. Mal Abgesehen von den ganz großen Schweinereien in der Treuhand (Nach dem Motto: Wir genehmigen ohne Kontrolle selbst unsere Deals und schmeißen einige Belege weg.) gab es dort etliche, die ganz vernünftige Arbeit leisteten. Anderenfalls hätten wir im Osten wohl nur Wüste. Aber auch das Grundprinzip war schon hammerhart und ließ der Ost-Wirtschaft, die noch nicht die 1:1 Währungsumstellung verdaut hatte, keine Chancen. Mal ein Beispiel für die, die alles nur aus dem Fernsehen kennen: Ich suchte für jemanden eine Druckeerei. Also Anzug angezogen und hin zum Treuhandgebäude am Alexanderplatz. Pförtner gefragt und 5 Minuten später bei einem auskunftsbereiten Mitarbeiter mit Computer. Der gab meine Wünsche ein und 20 Minuten später hatte ich einen dicken Stapel Papier mit allen noch verfügbaren volkseigenen Druckereien mit allen Unternehemensdaten, u.a. Beschäftigtenzahlen, Umsatz, Gewinn, Hauptauftraggeber, Immobilien, etc. Wer ich eigentlich war, das interessierte keine Sau. Und das hatte alles nichts mit Korruption oder ähnlichem zu tun, war normales Geschäftsprinzip der Treuhand. Man stelle sich mal vor, wie eine x-beliebige Volkswirtschaft auf der Welt diese Offenlegung Dritten gegenüber verkraftet hätte. Naja, es war eine wilde Zeit. Kaum zu glauben, daß es erst 10 Jahre her ist.
R.
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