Am Montag, den 2. Juni 2003, lud die Tomorrow Focus AG (TFAG) zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung in das "amazeum" beim Deutschen Museum in München. Pünktlich um 11:00 Uhr eröffnete Herr Helmut Markwort in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender die Versammlung. Nach einigen kurzen einleitenden Bemerkungen übergab er nach der zügigen Abhandlung einiger notwendiger Formalitäten dann das Wort an den Vorstand. Mit den folgenden Auszügen wollen wir Sie über den Bericht zur Hauptversammlung informieren:
BERICHT DES VORSTANDS Mit dem Lagebericht des Vorstands begann CEO Bueroße, der am Anfang seiner Ausführungen auf das schwache konjunkturelle Umfeld und den eklatanten Auftragsrückgang in der Internetbranche einging. Strategisch reagierte die TFAG hierauf mit einer permanenten Überprüfung der Kostenstruktur und einer Konzentration auf die Kerngeschäftsfelder, was zu einer Steigerung der Attraktivität zum Wohle der Aktionäre führen soll. Bereits im ersten Quartal 2003 konnte man eine deutliche Ergebnisverbesserung erzielen. Restrukturierungs- und Kosteneinsparungsmaßnahmen brachten bereits in 2002 Einsparungen in Höhe von 34,5 Mio. Euro. Die Redaktionen wurden am Standort München gebündelt, sämtliche Internetportale wurden auf das konzerneigene Redaktionssystem HPS, welches auch extern sehr erfolgreich vermarktet wird, übertragen, die Zahl der Mitarbeiter von 486 auf 282 reduziert und die Holdingstruktur verschlankt. Die drei Töchter Tomorrow Focus Portal, Tomorrow Focus Sales und Tomorrow Focus next media wurden in die AG integriert, die sehr erfolgreiche Tomorrow Focus Technologies blieb eigenständig. Beim Beteiligungsportfolio bereinigte man die Performaxx Research AG und die AIL AG. Die 100-Prozent-Beteiligung am Vermarkter IMP wird aufrecht erhalten, dies gilt auch für die 50-Prozent-Beteiligung an BELLEVUE AND MORE, die sich aufgrund des schwachen Immobilienmarktes in einer schwierigen Lage befindet und künftig mit stark reduziertem Personal arbeiten wird.
Durch die Kooperation mit Microsoft MSN hat man eine große Wachstumschance realisiert; die TFAG liefert hierbei die Inhalte und die Vermarktung, Microsoft die Technik. Gemeinsam kann man bereits jetzt eine Nettoreichweite von 50,1 Prozent vorweisen. Der deutliche Schub in der Unternehmensentwicklung zeigt sich an dem Umsatzsprung im vierten Quartal, dem ersten, in dem die Kooperation wirksam wurde. Eine weitere bedeutende Partnerschaft konnte mit der Lufthansa AG eingegangen werden; hier wurde der weltweit erste schnelle und leistungsfähige Internetzugang an Bord eines Linienflugzeuges realisiert. Bei dem Projekt "FlyNet" ist die TFAG für Technik und Inhalte zuständig, Lufthansa will die gesamte Langstreckenflotte mit FlyNet ausrüsten. Nach dem Erwerb der Lizenz für das "Playboy" Printmagazin startete man einen erfolgreichen Relaunch mit 300.000 verkauften Magazinen pro Monat, die letzte Ausgabe des Vorlizenzinhabers Bauer verzeichnete lediglich eine Auflage von 160.000. Die Anzeigen konnten um 36 Prozent gesteigert und der Marktanteil von 11 auf 16 Prozent erhöht werden. Daneben gibt es erhebliche Crossmedia-Effekte mit dem Online- Bereich. Der Umsatz des Playboy-Internetshops wurde auf Monatsbasis vervierfacht, und für den "Cyberclub" konnte man bis Mai 03 rund 5.500 Neukunden gewinnen. Weiterhin entwickelte man eine neue Werbeform für den Vermarktungskunden Google und erhielt von ebay den größten Werbeauftrag der Firmengeschichte. CFO Enrico Just ging zu Beginn seines Redebeitrags auf das erneut katastrophale Börsenjahr ein, in dem sich die Aktie der TFAG vom Tiefstand bei 0,75 Euro in den letzten Wochen deutlich erholen konnte. Nach dem Ende des Neuen Marktes entschied man sich zu einem Listing im Prime Standard; zum Corporate Governance Kodex wurde eine Entsprechenserklärung abgegeben.
Insgesamt wurde in 2002 der Umsatz um 71,7 Prozent auf 38,4 Mio. Euro gesteigert. Die größten Anteile hieran hatten Technik und Portal mit jeweils 9 Mio. Euro, Print mit 8,5 Mio. Euro und Vermarktung mit 7,6 Mio. Euro. Die Ziele für 2002 wurden jedoch wegen des sehr schwachen dritten Quartals verfehlt. Beim Personalaufwand gelang eine Reduktion um 21 Prozent auf 26,4 Mio. Euro, beim betrieblichen Aufwand um 45 Prozent auf 33 Mio. Euro. Das EBT konnte um 51 Prozent verbessert werden und lag bei -27,1 Mio. Euro, die liquiden Mittel betrugen zum 31.12.2002 25,7 Mio. Euro. Das erste Quartal 2003 brachte einen Umsatzsprung von 68 Prozent auf 12,1 Mio. Euro, vor allem durch die deutlich höheren Umsätze im Portalgeschäft im Rahmen der Kooperation mit MSN. Das EBITDA von -0,6 Mio. Euro nach -4 Mio. im Vorjahr zeigt, dass man auf dem Weg zum profitablen Geschäft ist, was im Gesamtjahr 2003 trotz der trüben Konjunkturaussichten auch erreicht werden soll. Dabei erwartet man 50 bis 55 Mio. Umsatz, das Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf dem Ergebnis. Der Vorstand für Marketing und Sales, Christoph Schuh, erläuterte, dass der Verkauf von Werbeflächen auch in den kommenden Jahren Hauptumsatzträger sein wird. Die Werbeausgaben sanken überall, nur im Internet stiegen sie im letzten Jahr um 20,9 Prozent. Das Internet hat mittlerweile einen festen Platz im Mediamix der Agenturen, bis 2005 erwartet man einen Gesamtanstieg auf 500 Mio. Euro.
Rund 10 Prozent des Auftragseingangs machen internationale Kampagnen aus. Hier hat man mit MSN als weltweit größtem Portalanbieter den idealen Partner. Groß angelegte Crossmedia-Projekte wurden für Alfa Romeo (Amica Print und Online) und Hexal (Focus Print und Online-Special zum Thema Cholesterin) realisiert, Sonderwerbeformen entwickelte man unter anderem für DaimlerChrysler, BMW Mini und Snickers. Diese image- und emotionsstarken Sonderformen sind besonders wichtig, um gegenüber TV Marktanteile zu gewinnen. Insgesamt lag die TFAG auf Platz 8 bei den größten Newmedia-Dienstleistern in Deutschland und konnte auch das eigene Redaktionssystem an viele externe Kunden lizenzieren. Der mobile Vertriebsweg redaktioneller Inhalte gerate zunehmend in den Fokus, so der Vorstandsvorsitzende Bueroße. Derzeit verfügt die TFAG über 80 unterschiedliche Dienste mit 4 Mio. Abrufen. Das unternehmerische Risiko bei der Entwicklung trägt in der Regel der Partner, so auch bei der UMTS-Anwendung Cityguide, die bei T-Mobile bereits im Testnetz verfügbar ist. Für die nächsten Monate kündigte Jörg Bueroße eine weitere Entwicklung der Internetportale der TFAG an, die Nutzerführung bei allen Inhalten der Kooperation mit MSN wird vereinheitlicht. Auch die kostenpflichtigen Dienstleitungen mit dem Schwerpunkt Nutzwert sollen erweitert werden. Hier zählte man 100.000 User in 2002, rechnet aber erst für 2007 mit einem Umsatzanteil von 10 Prozent aus diesem Bereich. Zusammenfassend zeigte sich der Vorstand optimistisch, auch Studien gingen von einer sehr stark verbesserten Situation für die verbliebenen Internetanbieter aus. Neben den drastischen Ausgabenkürzungen und dem weit reichenden Stellenabbau verzichtete auch der Vorstand auf 10 Prozent seiner Bezüge, wie CEO Bueroße zum Ende seiner Ausführungen mitteilte.
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