http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,526331,00.html Auszüge: Auch der neue "Arbeitsbeschaffer" von RTL, der 32-jährige Lars Naundorf, geht nun dahin, wo es weh tut – in die Realität. Auf den ersten Blick sieht sie gar nicht so schlimm aus. Eine nett eingerichtete Wohnung im Hallenser Plattenbau, in der sich die inzwischen auch im Osten üblich gewordene Patchwork-Familie den Tag vertreibt. Das Problem: Niemand hat Arbeit oder einen Ausbildungsplatz. Seit 2001 geht das nun schon so, und vor allem bei Vater Rainer Jahn haben sich jahrelange Kränkung, Passivität und Perspektivlosigkeit tief ins Gesicht eingegraben. [...] Und dann hat er auch noch Bandscheibe, um mit Horst Schlämmer zu sprechen. In der Mitte des Lebens, aber eigentlich schon am Ende. Ein stilles Drama, das am wenigsten mit Geldmangel zu tun hat. 2000 Euro netto stehen der Familie insgesamt zur Verfügung, Monat für Monat. Der Sozialstaat lebt. Und wie. Aber er hilft eben nicht. Er finanziert den Stillstand, schlimmer: Er begleitet den allmählichen Niedergang, eine soziale Sterbehilfe erster Klasse. Man gewöhnt sich daran, dass der Staat alles bezahlt, auch wenn es nur gerade so reicht - Auto inklusive. [...] Sogleich erstellt er eine "ehrliche Analyse" der Situation unter freundlicher Vermeidung des zutreffenden Begriffs: "Gering qualifiziert" ist die gesamte Familie, und eigene Anstalten, daran irgendetwas zu ändern, sind nicht erkennbar. Selbst Ehefrau Ina Sachse, 37, rutscht nur halb im Spaß heraus, dass Rainer erst mal "seinen faulen Arsch hochkriegen" müsse. Leicht gesagt bei dem schönen großen Sofa. [...] Und am Ende kriegt auch Rainer ein konkretes Angebot als Hausmeister mit 24-Stunden-Notfallservice. Allerdings müsste er dafür von Halle nach Erfurt umziehen. Eigentlich kein schlechter Tausch, und die Arbeitsagentur zahlt auch das noch. Aber die Familie will nicht. Sie will bleiben, wo sie ist. Vor allem Ina. Die Wohnung, das soziale Umfeld, die Freunde sind wichtiger als die Chance, "wieder ins Leben zurückzukehren", wie Lars Naundorf sagt. -----------
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