Bei einer Diskussionsrunde, bei der ich heute teilnahm, wurde ein Problem aufgeworfen, welches eine hitzige Debatte auslöste. Der Grund war der Satz: ?Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein. Die Meinungen waren so verschieden und zugleich einleuchtend, daß ich mir dachte, Euch dieses Thema ein klein wenig näher zubringen, und auch anderen Anregung zu einer Diskussion zu geben. Teile der anwesenden Personen waren der Meinung, daß diese Äußerung erstens rassistisch, zweitens nationalistisch und zudem noch arrogant sei. Argument dafür war vor allem jener Vergleich der Nationen, welcher hierbei die Deutsche Nation besser darstelle, als Frankreich, England oder rneinetwegen Afghanistan und damit würde wieder eine Abgrenzung gemacht, ein rassistischer Gedanke gefaßt worden sein. Aber warum sollen die Menschen in diesen Ländern nicht genauso stolz sein. Der Satz: ?Ich bin stolz, Deutscher zu sein. beinhaltet ja nicht das Verbot, daß andere Kulturen nicht stolz auf ihr Land sein sollen. Das nächste tragische Argument war die deutsche Geschichte. Hitler, Holocaust und Weltkrieg verbieten uns ein Leben als unschuldige Menschen. Auf gar keinen Fall darf man vergessen. Weder KZ?s und Vernichtungslager, noch Rostock-Lichtenhagen! Aber warum werden wir von vielen anderen Nationen immer noch als Faschisten betitelt? Sicher gibt es sehr viele Nationalsozialisten, die auch und gerade heute noch Ämter in hohen Positionen der Regierung und auch des Schulwesens inne haben, aber man muß auch differenzieren können. Noch einmal zurück zu KZ?s und Rassismus. KonzentrationsIager sind keine Erfindung von Adolf Hitler. Großbritannien baute die ersten Internierungslager (allerdings nicht in dem Ausmaß wie es im Dritten Reich geschah). Auch Rassismus und Ausländerfeindlichkeit sind keine Kinder Deutschlands. Die ersten rassistisch-orientierten Ausschreitungen, wie wir sie kennen, gab es zum Beispiel in Marseille. Vor allem aber bekannt sein müßten die Apartheid in Südafrika, Krawalle in L.A, und der auch heute noch vorherrschende Schwarzenhass in den Südstaaten der USA sein. Wie wir alle wissen gibt es solche Dinge auch zu Hauf in Deutschland. Vor allem Wurzen, Hoyerswerda, Lübeck und Solingen sind dabei Orte, die keiner vergißt. Aber darf ich nicht stolz auf den Sozialstaat (Deutschland hat ein gutorganisiertes Sozialsystem im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern), die kulturellen Aspekte Deutschlands (Goethe, Schiller, 8eethoven, Brecht, Heine, Wagner etc.) und andere gute Sachen der deutschen Historie und Gegenwart, auch wenn ich persönlich nichts dazu beigetragen habe. Schließlich ist es ja auch, zumindest für mich, eine schwierige Angelegenheit, nur auf Dinge stolz zu sein, bei denen ich beteiligt war. Dies ist, meiner Meinung nach, eine andere Art des Stolzes. Man kann auf seine Taten stolz sein und auf die von Leuten, denen man sich verbunden fühlt bzw. die man auf die eine oder andere Art zu mögen gelernt hat. Wenn das nun Menschen sind, die derselben Nation angehören oder angehört haben ist das nur leicht zu begreifen. Wer von Euch ist schon stolz auf Bill Clinton oder Mao Tse Tung (Das letzte Beispiel ist mit Absicht gewählt.) Es gibt natürlich auch noch den Stolz auf extrem faszinierende Menschen. Da fielen mir vor allem Nelson Mandeta und John F. Kennedy ein. Jedoch trifft eine solche Auswahl von Personen, auf die jemand stolz ist, nun mal schneller auf Deutsche (für uns). Das ist normal, da wir mit ihnen den ersten Kontakt (durch Lesen, Hören, Bildung, usw.) haben. Die Quintessenz unserer Diskussion war ganz einfach: Wir er wähnen ?stolz sein? nicht mehr und sagen statt dessen, daß wir jemanden bewundern oder ihn als herausragende Persönlichkeit für uns entdeckt haben. Damit gehen wir einen Kompromiß ein, und dies sollte ja so oder so der Sinn einer solchen Unterhaltung sein. Allerdings will ich auch nicht verschweigen, daß diese Diskussion auch neue Fragen aufwirft. Nehmt es ernst und setzt Euch ruhig rnal mit diesem Thema auseinander.
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