MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG ist im vierten Quartal 2005/06 (30.9.) mit dem Nettoergebnis zwar unter den Erwartungen der Analysten geblieben, hat den Markt aber dennoch positiv überrascht. Dazu trugen am Donnerstag der unerwartet hohe Umsatz, das über den Erwartungen liegende operative Ergebnis sowie die angekündigte Dividendenanhebung bei.
Zudem bestätigte Siemens die Margenziele. Der Plan, doppelt so schnell zu wachsen wie die globale Wirtschaft, gelte - vor Desinvestitionen - ebenfalls weiter für das neue Geschäftsjahr, teilte Siemens weiter mit. Für das abgelaufene Geschäftsjahr will Siemens der Hauptversammlung eine Dividende von 1,45 (1,35) EUR vorschlagen.
"2007 wird ein gutes Jahr für Siemens", sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Kleinfeld. Er bestätigte sämtliche für April 2007 gesetzten Margenziele. Hier machte Siemens bereits Fortschritte: Zwar lagen auch im vierten Quartal wie schon im Vorquartal noch 6 der 11 Bereiche unter den Vorgaben, 2 davon aber nur noch knapp.
Kleinfeld hatte für jedes der 11 Unternehmenssegmente Zielmargen vorgegeben. Er deutete bereits an, dass im kommenden Jahr die Ziele neu gesteckt werden könnten: "Wir werden uns Gedanken machen", antwortete Kleinfeld auf die Frage, ob es ein Nachfolgeprogramm für "Fit4More" geben werde.
Laut Siemens ist die Neuaufstellung nun weitgehend abgeschlossen. "2006 war das Jahr des Umbaus, 2007 ist das Jahr der Umsetzung und der operativen Verbesserung", sagte Finanzvorstand Joe Kaeser. Die anfallenden Restrukturierungskosten seien im Wesentlichen bereits verbucht. Größere Akquisitionen stünden insbesondere für die Bereiche Med und die neu geformte SIS nicht an. Insgesamt seien Zukäufe immer denkbar.
Für die Problemsparten Com und SBS hatte Siemens bereits weitreichende Restrukturierungen eingeleitet. So geht das Netzwerkausrüstergeschäft für Carrier in ein Joint-Venture mit Nokia ein, der verbleibende Com-Bereich Enterprise Networks (EN) steht zum Verkauf.
Die Verhandlungen bezüglich EN dauerten an, negative Einflüsse durch die Insolvenz von BenQ Deutschland gebe es nicht, sagte Kleinfeld. Es gebe Spekulationen, dass potenzielle Käufer von nun womöglich stärker ausgeprägten Standortgarantien für EN abgeschreckt werden könnten. Strategische Investoren setzten andere Schwerpunkte, trat Kleinfeld nun diesen Mutmaßungen entgegen.
Auswirkungen durch die Geschehnisse bei BenQ zeigten sich aber bei SBS, führte Kleinfeld aus. Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft über einen Ergänzungstarifvertrag zögen sich hier hin. Siemens hatte angekündigt, SBS mit vier Tochtergesellschaften zur neuen Einheit SIS zu verschmelzen. Für SBS fielen im abgelaufenen Geschäftsjahr 393 (228) Mio EUR an, für Com ebenfalls 393 (113) Mio EUR. Darüber hinaus wurden laut Siemens noch rund 100 Mio EUR für andere Bereiche für Restrukturierungen gebucht.
Analyst Marco Günther von der Hamburger Sparkasse wertete die vorgelegten Zahlen von Siemens positiv: Der Umsatz sei sehr gut ausgefallen, die operative Entwicklung "nicht zu schlecht". Positiv, wenn auch ambitioniert sei, dass Kleinfeld an den Margenzielen festhalte. Die HypoVereinsbank bezeichnete die vorgelegten Zahlen als solide und nannte die Anhebung der Dividende im Einklang mit anderen Analysten eine erfreuliche Überraschung.
Zu Handelsbeginn hatte die Aktie von Siemens bereits 2% gewonnen, am Mittag baute sie ihre Gewinne weiter aus: Gegen 12.00 Uhr stieg der Kurs um 3,4% auf 74,25 EUR.
Der Münchener Großkonzern hat für das vierte Quartal einen Umsatz von 23,9 (Vj 22,1) Mrd EUR ausgewiesen, von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Schnitt mit lediglich 22,8 Mio EUR gerechnet. Acht der elf Sparten zeigten dabei Wachstum. Das Nettoergebnis des Konzerns betrug 614 (77) Mio EUR, hier hatten die Analysten mit 847 Mio EUR ein besseres Ergebnis erwartet.
Das kumulierte Ergebnis der einzelnen Geschäftsbereiche, die operative Messgröße für die Profitabilität von Siemens, lag bei 1,25 (0,93) Mrd EUR. Die Markterwartung hatte bei 1,18 Mrd EUR gelegen.
Der bereits im dritten Quartal unter sinkender Rendite leidende Bereich Power Generation (PG) verfehlte 2005/06 seine Margenziele - die im Vorjahr noch erreicht wurden. Im vierten Quartal sank die Marge hier auf 5% (10,9%), auf Jahressicht lag sie bei 7,8% (11,8%). Das Renditeziel liegt bei 10% bis 13%. Das fossile Kraftwerksgeschäft habe einen deutlichen Ergebnisrückgang zu verzeichnen gehabt, führte Siemens aus.
Dazu habe die Insolvenz eines Konsortialpartners geführt, zudem seien bei Großprojekten Belastungen aufgetreten. Auch das Beteiligungsergebnis aus einem Joint-Venture dieser Sparte sei in die Verlustzone gerutscht. Damit sei das Bereichsergebnis auf 782 (951) Mio EUR gefallen.
Es sei zu erwarten, dass die Ergebnismarge bei PG im kommenden Jahr wieder in den Zielkorridor zurückkehre, doch seien weiterhin Ergebnisschwankungen aus den Beteiligungen möglich, hieß es. Den Umsatz baute die Sparte hingegen kräftig aus; die Einnahmen stiegen im abgelaufenen Geschäftsjahr um 14% auf 12,53 (10,96) Mrd EUR.
|