chartex ist endlich wieder da................. Die letzten Wochen waren ja echt turbulent, und das ohne wirklichen Grund. Ein Rücksetzer von 22,8% auf Intraday-Basis (oder 20,6% auf Schlußkursbasis) ist ja nun eigentlich nicht wirklich besorgniserregend. Die ganze Aufregung ist eigentlich nur zu verstehen, wenn man in Betracht zieht, dass aus mir im Moment nicht nachvollziehbaren Gründen von gewisser Seite her versucht wurde, ein Katastrophenszenario an die Wand zu malen und mit an den Haaren herbeigezerrten, aus dem Zusammenhang gerissenen "Fakten" und unterschwelligen Ängsten zu untermauern. Im großen und ganzen haben die besonnenen Teilnehmer im Thread das auch richtig erkannt und sich mit fundierten Argumenten dagegen gestellt. Einige Anmerkungen dazu möchte ich mir jedoch auch gestatten und werde diese in loser Folge als Posting einstellen.
Da auf diesem Punkt immer noch herumgeritten wird, und nach meiner Ansicht auch noch ein wichtiger Teil der Erklärung dazu fehlt, will ich mit diesen Insiderverkäufen beginnen, die manche wohl doch etwas beunruhigt haben.
Dazu muss ich aber ganz weit ausholen, da für das Verständniss ein gewisses Hintergrundwissen erforderlich ist:
Eine junge Explorerfirma leidet an chronischer Kapitalknappheit. Eine fürstliche Entlohnung der Mitarbeiter in Form hoher Gehälter ist für ein seriöses Unternehmen schlichtweg nicht möglich. Also wird ein zwar ordentliches, jedoch keinesfalls hohes Arbeitsentgelt bezahlt. Es gibt einen viel besseren und sehr kostengünstigen Weg, den Mitarbeitern gute finanzielle Entlohnung zukommen zu lassen: Die Mitarbeiter erhalten Optionen auf die Aktien des eigenen Unternehmens. Wird durch gute Arbeit (und ein wenig Glück bei der Exploration) das Unternehmen mehr wert, so steigt der Aktienkurs und die Optionen gewinnen gewaltig an Wert. Für die Mitarbeiter ist diese Aktienkurs-Steigerung ein enormer Anreiz, für das Unternehmen kostet das Ganze so gut wie nichts.
Wieso kostet es das Unternehmen nichts, den Mitarbeitern solch gewaltigen finanziellen Zuwendungen zuzustecken?
Beispiel: Der Aktienkurs steht im August 2005 bei 0,60 CAD. Ein Mitarbeiter, z.B. Denis Arsenault, erhält kostenlos 250.000 Optionen zu einem Ausübungspreis von 0,60 CAD. Das Unternehmen kauft diese 250.000 Aktien (z.B. an der Börse) zum Preis von 0,60 CAD und stellt diese dann kostenneutral als Aktiva in die Bilanz ein. Für dieses Kapital in Höhe von 250.000 x 0,60 CAD, also 150.000 CAD entgehen dem Unternehmen Guthabenzinsen (oder es muss evtl. Schuldzinsen bezahlen). Dieser Zinsverlust beläuft sich bei einem angenommenen Guthaben-Zins von 2% auf 3000 CAD pro Jahr.
Übt der Mitarbeiter zu einem späteren Zeitpunkt die Optionen aus, dann muss er je Aktie 0,60 CAD, insgesamt also 150.000 CAD an das Unternehmen bezahlen. Der Mitarbeiter erhält die Aktien, das Unternehmen den ehemaligen Kaufpreis der Aktien. Dem Unternehmen sind also buchhaltungstechnisch neben den unerheblichen Transaktionsgebühren allenfalls die Kosten der Verzinsung entstanden. Der entgangene Buchgewinn der Aktien spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.
Wann wird der Mitarbeiter die Option ausüben ? (unter der Voraussetzung, dass der Aktienkurs höher liegt als der Ausübungspreis der Option) - Wenn die Laufzeit der Option sich dem Ende nähert ist der Mitarbeiter gezwungen, die Option ausüben, da sie sonst wertlos verfällt. - Wenn der Mitarbeiter den Differenzgewinn aus niedrigerem Optionspreis und höherem Kurs realisieren möchte, wird er die Option ausüben und die Aktien sofort verkaufen.
Ist es sinnvoll, die Option auszuüben, wenn die Aktien anschliesend nicht verkauft werden sollen ? (unter der Voraussetzung, dass der Aktienkurs höher liegt als der Ausübungspreis der Option) - Ja, wenn die Option am Ende ihrer Laufzeit angekommen ist und sonst wertlos verfallen würde. - Nein in praktisch allen anderen Fällen.
Wenn der Mitarbeiter die Aktien nicht sofort verkaufen will, dann wird er auch die Option nicht ausüben. Die Begründung ist ganz einfach: Zur Ausübung der Option muss der Mitarbeiter eine beträchtliche Geldsumme aufbringen (Arsenault z.B. 150.000 CAD, Svela z.B. 441.000 CAD). An der Höhe seines Gewinnes im Augenblick der Realisation ändert sich hingegen nichts, egal ob er die Optionen oder die zugehörigen Aktien in seinem Depot hält.
Zur Ausübung der Optionen gehört also fast zwangsläufig der gleichzeitige Verkauf der Aktien.
Bei BPM haben wir nun einen weiteren Gesichtspunkt, der diese Insiderverkäufe in einem, nach meiner Auffassung, vollkommen unbedenklichen Licht erscheinen lässt: Aus verständlichen Gründen gestattete es das Unternehmen trotz inzwischen deutlich gestiegenem Aktienkurs im Jahr 2006 nicht, dass die Mitarbeiter in bunter Folge ihre Optionen ausübten und die Aktien verkauften, um ihr Gehalt entsprechend aufzubessern. Ständige Insiderverkäufe sind nicht im Interesse des Unternehmens. Die aufgestaute Begehrlichkeit der Mitarbeiter, die inzwischen bei magerem Gehalt auf einem Berg von sehr wertvollen Optionen saßen, benötigte jedoch ein Ventil. So wurde Mitte Januar 2007 die Erlaubnis erteilt, zu einem "Sammeltermin" einmalig Optionen auszuüben.
Jeder betroffene Mitarbeiter stand nun vor einer Entscheidung: Soll er weiterhin ein eingeschränktes Leben aus seinem nicht gerade hohen Gehalt führen und eine weitere Steigerung des Wertes der Optionen abwarten? Oder soll er einen Teil, evtl. alle der vorhandenen Optionen ausüben? Wann ist die nächste Gelegenheit zur Ausübung der Optionen? Ist es unter Diversifizierungs-Gesichtspunkten sinnvoll, einen Wert von 2 Mio CAD in einer einzigen Aktie zu halten (auch wenn es die Aktie der eigenen, gut bekannten Firma ist), oder sollte man lieber einen Teil verkaufen und zur Risikostreuung anderweitig anlegen?
Also ich hätte mich genau so entschieden, wie es einige der BPM-Mitarbeiter getan haben: (Einen Teil der) Optionen ausüben und Aktien verkaufen. Über das daraus erlöste Geld kann ich dann frei verfügen (ohne das Einverständnis des Unternehmens einholen zu müssen), meinen Lebensstandard erhöhen und eine wahrlich riesige Summe so verwenden, wie ich es möchte, insbesondere bei der Anlage eine sinnvolle Risikostreuung betreiben.
Ich jedenfalls würde niemals 2 Mio in die Aktien eines einzigen Unternehmens stecken (es sei denn, ich hätte ein Gesamt-Vermögen von wenigstens 10 Mio Zwinkern ).
Halten wir fest: - Für die Mitarbeiter bestand seit etwa einem Jahr eine firmeninterne Sperre, die Optionen auszuüben bzw.die Aktien zu verkaufen (Email von Wayne Cheveldayoff an "therefore" - Posting in diesem Thread vom 24.1.07 um 21:47:14). - Es wurden nur etwa 30% der Optionen/Verkäufe getätigt, die maximal möglich gewesen wären (gleiche Quelle) - Es wurde ein disziplinierter organisierter Sammelverkauf durchgeführt an einen institutionellen Anleger (gleiche Quelle), der den Kurs der Aktie nicht belastet hat. Inwieweit diese Aktien in den nächsten Tagen/Wochen auf den freien Markt kommen, bleibt abzuwarten. Zumindest so weit wie möglich hat das Unternehmen jedenfalls im Interesse des Shareholder-Value gehandelt.
Achja, es ist für die Mitarbeiter sicher keine sinnvolle Alternative gewesen, zwar die Option auszuüben, dann die Aktien aber in der Hoffnung auf Wertsteigerung im eigenen Depot zu behalten: Um die Option auszuüben, sind erhebliche finanzielle Leistungen der Mitarbeiter nötig: Arsenault hat 250.000 Optionen ausgeübt zu 0,60 CAD, müsste also 150.000 CAD aufbringen, wenn er die Aktien nicht verkauft. Svela hat 150.000 Optionen ausgeübt zu 2,94 CAD, müsste also 441.000 CAD aufbringen, wenn er die Aktien nicht verkauft. Collison hat 400.000 Optionen ausgeübt zu 0,70 CAD, müsste also 280.000 CAD aufbringen, wenn er die Aktien nicht verkauft. usw. Wer hat schon so viel Geld verfügbar, die Aktien zu halten. Und wer würde als Mitarbeiter eines Unternehmens seinen Chef damit verärgern wollen, dass er einen Teil der Aktien zunächst behält und dann tröpfchenweise immer wieder neue Nachrichten über Insiderverkäufe auslöst. Sicher ist es das kleinere Übel, eine Wertsteigerung von 1300% (0,60 CAD auf 8,40 CAD) mitzunehmen und einen Gewinn von 1,95 Mio CAD mitzunehmen als den Chef zu verärgern und dafür noch 20% mehr (auf die Gesamtsumme) zu kassieren.
Also ich mache mir über diese Insiderverkäufe absolut keine Sorgen.
BPM-Fakten-Thread (Bitte Nur zum Lesen!) http://www.ariva.de/board/281353
- das Sperren dieses Users löst schwere Depressionen bei der Blue Pearl Mannschaft aus -
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