Halbkugel mit Flachbildschirm"
Seit Wochen kursieren Gerüchte darüber, was Steve Jobs heute Abend der Mac-Welt vorstellen wird. "Time" weiß das anscheinend ganz genau und veröffentlichte - möglicherweise versehentlich - vorab Fotos. Die sind mittlerweile verschwunden, doch die Katze ist aus dem Sack.
"Time" gehört zu den meistgelesenen Magazinen der Welt, erscheint zudem in einer ganzen Reihe regionalisierter Ausgaben. So gibt es neben der US-"Time" natürlich eine europäische Version, eine für Asien und - vielleicht überraschend - eine für Kanada. Deren Titelblatt könnte in dieser Woche ein Computer der etwas anderen Art schmücken, wenn man diversen Apple-Gerüchteseiten Glauben schenken darf.
Denn dort finden sich vereinzelt noch Screenshots einer Website, die es seit ein paar Stunden nicht mehr gibt: "Time Canada" ist aus dem Web verschwunden. Alle Versuche, die kanadische Website anzusurfen, enden bei Time.com, der amerikanischen Mutter.
Ebenfalls verschwunden ist damit ein Bericht, den "Time Canada" für wenige Stunden vorab im Web veröffentlicht hatte. Gegenstand des lockeren Stückes: der Inhalt der Wundertüte technischer Innovationen, die Steve Jobs heute Abend auspacken möchte. Der Witz dabei: Wie üblich bei Apple ist dieser Inhalt geheim.
Gewesen?
Seit Wochen schon brodelt es kräftig in der Gerüchteküche, und bis zum Freitag schien das Gros der Fach- und Fangemeinde überzeugt, dass im Mittelpunkt der aktuellen Apple-Expo ein neuer PDA stehen würde, der vielleicht und gut möglich "iWalk" heißen würde.
Bilder und selbst Filme waren seit längerem im Umlauf und seit Anfang letzter Woche unter anderem bei "Wired" zu sehen.
Gegen die iWalk-These spricht - neben dem leicht dämlich wirkenden Namen - die ungewöhnlich große Fülle an Bildmaterialien, die früh in Umlauf kamen. Das sieht Apple nicht ähnlich, und tatsächlich heißt es aus Firmenkreisen, dass sich die Verantwortlichen lachend auf die Schenkel schlügen, wie toll ihnen das PR-Ablenkungsmanöver iWalk doch gelungen sei: Die Gerüchte um den PDA hätten die Aufmerksamkeit davon abgelenkt, was Steve Jobs wirklich Neues in petto habe.
Völlig unmöglich oder unwahrscheinlich ist es trotzdem nicht, dass es auch einen neuen Apple-PDA geben wird: Zwar ist das große Geschäft mit den PDAs offensichtlich vorbei und Apple zudem ein gebranntes Kind, scheiterte die Firma als PDA-Pionier doch grandios mit dem damals wahrlich innovativen "Newton". Der konnte so manches - außer die Schrift seines Users zu entziffern.
Dass ein PDA also zur Unzeit käme, steht außer Frage, doch Jobs steht auch über solchen Dingen: Entweder bietet Apple etwas als Allererster an - oder in völlig anderer Form. So präsentierte der Microsoft-Hauptkonkurrent anlässlich der letzten Apple-Messe im Herbst keck einen MP3-Player als Innovation.
Doch wie auch immer, dass ein Apple-PDA im Mittelpunkt des heutigen Geschehens stehen wird, ist offensichtlich unwahrscheinlich. Was "Time Canada" indiskreterweise zeigte, dürfte die Apple-Gemeinde weit mehr aufwühlen.
Ein neuer iMac ist das, ein "großes Modell", kein kleines Gadget. Technisch soll die Kiste erstens so ziemlich alles bieten, was Apple so zu bieten hat, und zweitens keine mehr sein: Wie so oft bei Apple liegt der Pfiff im Design. Denn der neue Apple ist - in den Worten von Peter Müller von der "Macwelt" - eine "Halbkugel mit Flachbildschirm".
Besser kann man das, was auf einem Foto von Michael O'Neall vom "Time"-Magazin im Web zumindest zeitweilig zu sehen war (und auf zahlreichen Seiten, nur nicht bei "Time", noch immer zu sehen ist) nicht beschreiben. Wie weiland im Falle des "Würfels" scheint Jobs also wieder auf den totalen Bruch mit gängigen PC-Designs zu setzen. Dass Apple künftig auf TFT-Monitore setzen würde, ist keine Überraschung und seit längerem klar. Ungewöhnlich und nicht unelegant ist dagegen die direkte Verbindung von (kleinem) Rechner und 15-Zoll-TFT-Display.
Über die "inneren Werte" ist bisher wenig bekannt, doch zumindest die Top-Modelle sollen G4-Rechner sein und über einen Superdrive verfügen. Die Preise werden sich angeblich zwischen 1299 und 1799 Dollar bewegen.
Am frühen Montagmorgen verschwand die vorab veröffentlichte angebliche "Time"-Titelgeschichte aus dem Web - und die Mac-Newsseiten explodierten mit frischen Gerüchten und dem O'Neall-Foto des neuen Apple, das mittlerweile wohl zu einem der meistabgebildeten "unveröffentlichten" Fotos geworden sein dürfte.
Ob all das nun wirklich ein versehentlich gewährter Ausblick auf das, was da heute Abend ab circa 19 Uhr von Apple vorgestellt werden wird, war oder nicht, bleibt abzuwarten. Selbst wenn das Ganze durch einen übereifrigen Webmaster öffentlich geworden sein sollte, könnte sich der Ärger im Hause Apple in Grenzen halten: Zumindest sieht es nun so aus, dass Apple Innovationen nicht nur ankündigt, sondern wirklich auch zu bieten hat. Das dürfte die Spannung bis heute Abend allenfalls noch erhöhen.
So long, Calexa
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