der moralische Gewinner.
AIG Deutschland: Deckungsschutz vollständig gewährleistet Joost Vink, Deutschlandchef der AIG Europe, äußert sich im VersicherungsJournal-Interview zu den Auswirkungen der Beinah-Pleite der amerikanischen Muttergesellschaft auf die Aktivitäten auf dem deutschen Versicherungsmarkt ? und sieht den Versicherungsschutz und die Erfüllung von Schadenersatzansprüchen im Versicherungsfall weder im Firmen- noch im Privatkundengeschäft gefährdet.
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Vor gut zwei Wochen war die Finanzmarktkrise auch auf die Versicherungsbranche übergeschwappt, als der bis dahin größte Versicherer der Welt, die American International Group (AIG), in die Schieflage geraten war (VersicherungsJournal 16.9.2008).
Erst mit einem Überbrückungskredit der US-amerikanischen Regierung von bis zu 85 Milliarden Dollar (knapp 60 Milliarden Euro) konnte das Schlimmste abgewendet werden, jedoch übernahmen die USA im Gegenzug rund 80 Prozent der Anteile an AIG (VersicherungsJournal 17.9.2008).
Wie sich diese Umstände auf das deutsche Versicherungsgeschäft auswirken, erläutert Joost Vink, der im August zum Deutschlandchef der AIG Europe berufen wurde (VersicherungsJournal 6.8.2008).
VersicherungsJournal: Welche Auswirkungen hat die Situation ihrer amerikanischen Muttergesellschaft auf das deutsche Versicherungsgeschäft der AIG?
Joost Vink: Unsere Muttergesellschaft AIG Europe S.A. ist eine selbstständige, der französischen Aufsicht unterstehende Versicherungs-Gesellschaft, die von allen anderen Rechtseinheiten der AIG Gruppe unabhängig ist und ihr eigenes Vermögen und Kapital vorhält, um ihren Verpflichtungen nachzukommen und ihren Versicherungskunden dauerhaften Schutz zu gewährleisten.
AIG Europe und ihre gesamten europäischen Niederlassungen sind alle bei ACAM, der französischen Versicherungs-Aufsichtsbehörde, eingetragen und werden von ihr überwacht. Zum Schutz der Versicherungskunden entspricht das gesamte von AIG Europe für Liquiditätszwecke gehaltene Vermögen den Genehmigungsregeln der ACAM und ist schuldenfrei.
VersicherungsJournal: Wie reagieren Ihre Kunden?
Joost Vink: Natürlich hat es in den vergangenen Wochen jede Menge Fragen von unseren Kunden gegeben. Wir haben deshalb viel Zeit mit Gesprächen verbracht. Wir können heute sagen, dass ein Großteil unseres Portfolios für 2009 verlängert wurde. Einige Kunden haben die Kündigungsfrist verkürzt, um abzuwarten, dass sich die Situation bei unserer amerikanischen Muttergesellschaft beruhigt.
Wir sind zuversichtlich, dass diese Kunden die Verträge auch noch verlängern werden. Wir sind von Maklern informiert worden, dass es Versuche gegeben hat, Kunden von uns abzuwerben. Diese Versuche sind aber in der Regel erfolglos geblieben.
VersicherungsJournal: Wie finanzstark ist AIG Europe?
Joost Vink: Die Kapazität von AIG Europe zur Regulierung von Versicherungs-Ansprüchen und zum Schutz von Firmen- und Privatkunden ist unbeeinträchtigt. Der Geschäftsbereich Foreign General Insurance der AIG ? dessen Tochter AIG Europe ist ? weist ein Vermögen von 26 Milliarden Dollar (rund 18,5 Milliarden Euro) sowie eine Barverfügbarkeit von über vier Milliarden Dollar (gut 2,8 Milliarden Euro) aus.
2007 hat AIG Europe Schäden in Höhe von mehr als 850 Millionen Euro bezahlt. Gemäß der Ratingagentur Standard & Poor?s wird das Financial Strength Rating von AIG Europe derzeit mit A+ (?CreditWatch developing?) bewertet. Die Liquiditätsposition von AIG Europe für 2007 entspricht fast dem Dreifachen der von der Aufsichtsbehörde geforderten Liquidität (2,67).
VersicherungsJournal: Ist AIG Europe in der Lage, Schadenersatzansprüche im Versicherungsfall zu erfüllen?
Joost Vink: Ja, es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Wir können Ihnen versichern, dass AIG Europe nicht nur die Finanzmittel hat, um die Schadenfälle unserer Kunden zu regulieren, sondern wir werden auch weiterhin unseren hohen Standard prompter Serviceleistungen aufrecht erhalten. Schäden werden gezahlt, und unsere Kunden bleiben geschützt, natürlich auch in der D&O-Versicherung.
VersicherungsJournal: Welche Auswirkung hat die Situation auf die laufenden Policen?
Joost Vink: Laufende Policen oder die Deckungsart und der Servicestandard werden in keiner Weise beeinträchtigt. All unsere Kunden, sowohl Privatpersonen als auch Firmen, werden weiterhin den vollen Versicherungsschutz von AIG Europe genießen.
Alle Ansprechpartner stehen uneingeschränkt zur Verfügung, wir kommen unseren Verpflichtungen in der üblichen Weise nach und bieten den gewohnten Service.
VersicherungsJournal: Plant AIG Europe die Übertragung von Finanzmitteln auf die amerikanische Muttergesellschaft?
Joost Vink: Niemand ist an AIG Europe mit der Bitte herangetreten, AIG Inc. Finanzmittel zu gewähren ? und sie beabsichtigt auch nicht, dies zu tun.
Als selbstständige Gesellschaft verfügt AIG Europe über das erforderliche Vermögen und Kapital, um ihren Verpflichtungen nachzukommen und für ihre Versicherungskunden uneingeschränkten Deckungsschutz zu gewährleisten. Die Assets von AIG Europe verbleiben bei uns und werden nicht an AIG Inc. übergeben.
VersicherungsJournal: Wie ist die aktuelle Lage Ihrer amerikanischen Muttergesellschaft?
Joost Vink: Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass ich als Deutschland-Chef von AIG nicht für unsere amerikanische Muttergesellschaft sprechen kann.
VersicherungsJournal: Vielen Dank für das Gespräch.
Björn Wichert
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