Michael Schumacher stolz
- Titelgarant Michael Schumacher und die ganze Ferrari-Familie schwebten nach dem Triumph von Budapest im siebten Himmel. «Wir brechen Rekorde und schreiben Geschichte», lobte der sonst so sachliche Superstar sein Team überschwänglich. Nach dem vorzeitigen Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zum sechsten Mal in Serie und seinem neuen Weltrekord von zwölf Saisonsiegen fand Schumacher ungewohnt pathetische Worte. «Jeder in Maranello und jeder Ferrari-Fan darf sich wie ein kleiner König fühlen.»
Die Ferrari-Verantwortlichen genossen ebenfalls den historischen Erfolg beim Großen Preis von Ungarn, der durch Schumachers siebten WM-Titel in zwei Wochen in Belgien gekrönt werden soll. «Ich widme diesen Titel Italien und seinen Menschen», teilte Luca di Montezemolo, Präsident von Ferrari und Fiat, voller Stolz telefonisch aus Turin mit. Teamchef Jean Todt sprach von einem «weiteren außerordentlichen Kapitel im Buch der Firmen-Geschichte». Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi gratulierte di Montezemolo: «Bravo Ferrari! Kompliment im Namen Italiens.»
Wegen des frühen Rückflugs reichte es den Roten auf dem Hungaroring nur zu einer spontanen und kurzen Feier im proppevollen Motorhome. Beim Ohrwurm «We are the Champions» genehmigten sich Schumacher & Co Champagner, präsentierten sich beim Mannschaftsfoto in Jubelpose - und gingen dann zum Alltag über: Abschlussanalyse, abbauen, abreisen. Technik-Direktor Ross Brawn dachte sogar schon an die Zukunft. «Unsere Stärke beruht auf der Stabilität unserer Gruppe und der Unterstützung unserer Partner. Das macht den Unterschied jetzt und auch im nächsten Jahr aus, wenn wir den nächsten WM-Kampf nach neuen Regeln bestreiten», sagte der Brite.
Einen Tag später war aber erst einmal ausgiebig feiern angesagt. Todt lud die gesamte Gestione Sportiva, die 800 Mann starke Sportabteilung Ferraris, zur Titelsause auf die Teststrecke am Firmensitz bei Maranello ein. Dann wollte die Weltmeister-Truppe auch mit di Montezemolo auf den Triumph anstoßen.
Auch die meisten Ferraristi und Landes-Medien mussten die Feier verschieben. Denn an Mariä Himmelfahrt, dem «Ferragosto», war ganz Italien im Urlaub. Am Tag nach dem Rennen erschienen keine Zeitungen, die die historischen Erfolge hätten bejubeln können. Wenigstens die Online- Ausgabe der «Gazzetta dello Sport» würdigte Weltmeisterschaft, Weltrekord und Doppelerfolg gebührend: «Gigantisch, unerreichbar, Ferrari», titelte sie nach der «Grande Festa Schumi-Ferrari».
Schumacher war sich bewusst, mit seinem Team erneut Außergewöhnliches vollbracht zu haben. «Wir haben etwas Einzigartiges geschafft. Das wird sich vielleicht nie mehr wiederholen», sagte der Kerpener. «Mir wird das langsam unheimlich.» Eine Fortsetzung seiner sensationellen Siegesserie strebt der 82-malige Grand-Prix-Gewinner dennoch an. In Spa soll in zwei Wochen Saisonsieg Nr. 13 den WM-Titel Nr. 7 perfekt machen. «Ich verbinde mit dieser Strecke sehr viel», erinnerte Schumacher daran, dass er dort unweit seiner Heimatstadt Kerpen sein Formel-1-Debüt und seinen ersten Grand-Prix-Sieg gefeiert, aber auch einen schweren Unfall hatte.
Doch selbst ohne Sieg ist dem in dieser Saison wie nie zuvor dominierenden Schumacher schon in Belgien der Titel so gut wie sicher. Dafür braucht der WM-Spitzenreiter (120 Punkte) nur zwei Zähler mehr als Barrichello (82). Bei dann 40 Punkten Vorsprung könnte ihn der Brasilianer bei 4 noch ausstehenden Rennen nicht mehr überholen. Schumacher ist es letztlich egal, ob er den Titel in Spa oder am 12. September beim Ferrari-Heimrennen in Monza holt. «Es würde mir überall gefallen.»
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