Vivacon war der Highflyer der vergangenen Jahre. Vom Tiefstkurs bei 96 Cent schnellte die Notiz zeitweise bis auf knapp 50 Euro hoch. Innerhalb von viereinhalb Jahren schaffte die Kölner Immobilienfirma den Auftieg von der kleinen Klitsche bis in den MDAX, in dem die 50 wichtigsten Nebenwerte versammelt sind. Doch der Traum vom unaufhaltsamen Aufstieg endete abrupt. Kommunikationspannen und Fehlentscheidungen haben die Investoren verprellt. Innerhalb von zwei Monaten drittelte sich der Kurs fast auf 18 Euro. 650 Millionen Euro Unternehmeswert lösten sich in Luft auf. Einige Börsianer argwöhnten üble Machenschaften. Sehr zum Ärger von Vivacon-Vorstands-Chef Marc Leffin. "Wir haben alles pflichtgemäß mitgeteilt. Es ist nunmal so, daß nicht alle Pläne gelingen", wehrt sich der Unternehmensgründer.
Was war geschehen? Ende Juli 2005 hatte Vivacon eine Kooperationsvereinbarung mit einem nie namentlich genannten kanadischen Pensionsfonds gemeldet. Vivacon sollte für die Nordamerikaner Immobilien in Deutschland kaufen und verwalten. Im Gegenzug dafür hätten die Rheinländer eine laufende Managementgebühr und eine überproportionale Beteiligung an späteren Veräußerungsgewinnen bekommen. Analysten waren von dem Deal begeistert, da Vivacon so vermeintlich den Sprung ins lukrative Asset-Management-Geschäft schaffte. Durch die Provisionen wäre der Gewinn leichter planbar geworden. Doch die milliardenschweren Geschäfte ließen auf sich warten.
"Die Vorgehensweise bei Investitionen war zwischen den Kanadiern und uns zu unterschiedlich, deshalb kam kein Geschäft zustande", erklärt Leffin. Jetzt, fast ein Jahr später, informierte Vivacon am Rande einer Ad-hoc-Meldung darüber, daß die Kooperation beendet sei. "Es ist schlechter Stil, wenn ich etwas groß ankündige und es dann ganz kleinlaut beende", kritisiert Analyst Roland Könen vom Bankhaus Lampe.
In der Zwischenzeit hatten sich die Kölner an einem anderen Turbo fürs Geschäftsmodell versucht. Vivacon German Properties (VGP) sollte an die Londoner Börse AIM gebracht werden. Eine Mission, die ebenfalls in die Hose ging. Erst wurde das Emissionsvolumen von 500 auf 300 Millionen Euro reduziert, dann gab man die Börsenpläne des Real Estate Investment Trusts wegen der schleppenden Nachfrage ganz auf. "Einer der größten Fehler war wohl schon der Name", sinniert Leffin im nachhinein. Viele Investoren seien dem Irrglauben erlegen, daß Vivacon eine Tochter in London listen lasse und so im Erfolgsfall einen äußerordentlichen Ertrag erwirtschaften werde.
Tatsächlich wäre VGP eine eigenständige Immobiliengesellschaft gewesen, an der Vivacon nur zehn Prozent halten sollte. Wie für den kanadischen Fonds hätte Vivacon das Asset Management übernommen. 4800 Wohnungen hatte man dafür bereits gekauft.
Da der geplante VGP-Deal die Vivacon-Aktie im Mai auf neue Höchstkurse getrieben hatte, sorgte die plötzliche Absage für panikartige Verkäufe. Viele Anleger, die auf dicken Gewinnen saßen, machten Kasse nach dem Motto: "Rette, was zu retten ist". Gerüchte, daß Leffin Aktien verkaufe und sich zurückziehen wolle, verstärkten den Abgabedruck. Der Vivacon-Chef hat nach eigenen Angaben nicht verkauft, der Kurs fiel trotzdem weiter. Inzwischen scheint er sich zu stabilisieren. Vivacon wird es jedoch schwer haben, das verlorene Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. "Es kommt jetzt darauf an, daß Vivacon die im Bestand befindlichen 4800 Immobilien, die für die VGP vorgesehen waren, am Markt zu einem guten Preis verkauft bekommt", sagt Analyst Könen.
Sollte das gelingen, hätte das Unternehmen zusammen mit den im Frühjahr veräußerten Wohneinheiten schon die Hälfte der angepeilten 15000 Immobilien in diesem Jahr losgeschlagen. "Dann wäre auch wieder genügend Liquidität zum Einkauf neuer Pakete vorhanden", sagt Könen. Den Versprechungen von Vivacon müssen jedoch nun endlich Taten folgen, am besten bereits in den kommenden Wochen.
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